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Post-Chef Frank Appel in seinem Büro in Bonn.

© Cornelis Gollhardt

Streit um befristet Beschäftigte: Post-Chef Appel kritisiert Betriebsversammlungen vor Nikolaus

Bei der Deutschen Post gibt es Streit um die Zahl der befristeten Beschäftigten. Die Gewerkschaft Verdi und Betriebräte wollen daher am Freitag Verteilzentren lahm legen. Post-Chef Frank Appel kritisiert im diese Aktion - und nicht nur die.

Es wird erwartet, dass durch die Versammlungen die Paketabfertigung am Freitag (5. Dezember) über Stunden hinweg weitgehend lahmgelegt wird. In der Folge rechnet die Gewerkschaft auch für den Nikolaustag und die folgenden Tage mit erheblichen Beeinträchtigungen bei der Paketzustellung. Betroffen von den am Freitag ab 18.00 Uhr angesetzten, rund dreistündigen Betriebsversammlungen sei das „Hauptzeitfenster“ für die Paketbearbeitung. In mindestens 31 von bundesweit 33 Paketzentren soll es Versammlungen geben.

„Mich wundert schon, dass man ausgerechnet vor dem Nikolaus-Tag, an dem alle Kinder auf ihre Geschenke warten, eine Betriebsversammlung abhält. Man könnte das auch zu einem beliebigen anderen Zeitpunkt machen“, sagte Appel im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Es ist einfach unverhältnismäßig, dies auf dem Rücken der Kunden auszutragen.“ Er sei aber sehr zuversichtlich, dass seine engagierten Mitarbeiter „alles geben werden, die Folgen abzumildern“, fügte Appel hinzu. Er führt das Unternehmen seit fast sieben Jahren.

Die Betriebsräte und die Gewerkschaft Verdi wollen mit der Aktion kritisieren, dass der Beschäftigungsaufbau im wachsenden Paketgeschäft „praktisch ausschließlich über befristete und damit prekäre Arbeitsverhältnisse“ erfolge, wie stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis am Donnerstag erklärte. Laut Verdi sind von bundesweit 131.000 Beschäftigten im Brief- und Paketbereich rund 24.000 Mitarbeiter mit befristeten Arbeitsverträgen eingestellt.

„Zunächst muss man die Zahlen richtig sortieren“, entgegnete Appel. Man haben derzeit 14.700 befristete Kräfte, und in der Weihnachtszeit zusätzlich noch einmal 9000 Aushilfen. „Die beiden Gruppen in einen Topf zu werfen, ist nicht fair.“ Ein Quartal davor oder danach seien nur etwa zehn Prozent der Post-Mitarbeiter befristet beschäftigt. „Verdi verschiebt die Zahlen hier, um die Lage zu dramatisieren, aber Fakt ist: Auch wenn unsere Befristungsquote Null wäre, bräuchten wir dennoch bis zu 10.000 Aushilfen vor dem Fest“.

Die Aktionen des Sozialpartners richte sich gegen das Bemühen, das Brief- und Paket-Geschäft in Deutschland zukunftssicher zu machen. "Durch die Kritik von Verdi entstehe der falsche Eindruck, wir wollten unseren Mitabeitern etwas wegnehmen oder vorenthalten. Dabei wollen wir nur niemandem etwas versprechen, was wir nicht halten können", sagte Appel weiter. Er könne einem heute befristet Angestellten nur versprechen, dass er diesen Job die nächsten zehn Jahre behalten kann, wenn er wisse, dass die Post die Mittel dafür habe, um das zu finanzieren. "Heute haben wir diese Mittel nicht und deswegen müssen wir mit Befristungen arbeiten", fügte der Manager hinzu. "Die Lösung zu diesem Problem liegt in der Hand von Verdi."

Wenn Wettbewerber teils weniger als die Hälfte pro Stunde zahlen, könne die Deutsche Post angesichts ihres historisch gewachsenen Lohnniveaus neuen Mitarbeitern nicht das gleiche Gehalt anbieten wie zu Zeiten, als sie der alleinige Anbieter im Markt war.

Auf das Argument, die Post wolle bei Gehältern sparen, zahle ihren Aktionären aber eine vergleichsweise hohe Dividende von 40 bis 60 Prozent des Gewinns aus - zuletzt waren es 80 Cent je Aktie - entgegnete Appel: „Die Dividende schütten wir ja nicht auf Basis  zukünftiger Erfolge aus, sondern auf der Grundlage von Erfolgen der Vergangenheit." Die Erfolge der Vergangenheit hätten auch dafür gesorgt, dass die Post-Mitarbeiter die höchsten Lohnsteigerungen über alle Branchen hinweg bekommen hätten. "Zu sagen: Du als Investor bist der einzige, der nichts bekommt, weil die Mitarbeiter eine ordentliche Lohnerhöhung bekommen haben, wäre merkwürdig."

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