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Wirtschaft: Streit um Kapitalerhöhung bei EADS

Industrielle Anteilseigner wollen der Pariser Regierung nicht folgen / Verzögerung bei deutscher Lösung

Die Finanzierung des Flugzeugherstellers Airbus entzweit die Großaktionäre des Mutterkonzerns EADS. Nach einem abgesagten Treffen des Verwaltungsrates am vergangenen Freitag sind die Fronten zwischen den industriellen Anteilseignern Daimler-Chrysler und Lagardère auf der einen und dem französischen Staat auf der anderen Seite verhärtet. Auf deutscher und französischer EADS-Seite hieß es danach nur: „Kein Kommentar.“

Auf dem Treffen der Großaktionäre am vergangenen Freitag sollte die künftige Finanzierung des Langstreckenflugzeugs A 350 beschlossen werden, die den Mutterkonzern insgesamt zehn Milliarden Euro kosten dürfte. Daimler-Chrysler und Lagardère wollen dafür Geld am Kapitalmarkt aufnehmen. Doch der französische Staat überraschte seine Mitaktionäre mit dem Plan, eine Kapitalerhöhung der Altaktionäre durchzusetzen, heißt es aus Kreisen der industriellen Anteilseigner. Sollten die Großaktionäre nicht mitziehen, würde Paris auch alleine handeln und sich eine dominierende Rolle bei der EADS sichern. Die französische Regierung will mit diesem Schritt offenbar eine radikale Sanierung des Flugzeugherstellers Airbus verhindern, den die industriellen Anteilseigener aber zur Voraussetzung für den Bau der A 350 machen.

So wehren sich Daimler und Lagardère gegen den Vorstoß aus Paris. „Das ist mit uns nicht zu machen“, heißt es aus dem Umfeld Lagardères. Auch Daimler- Chrysler steht diesen Plänen ablehnend gegenüber. Eigentlich wollte der Stuttgarter Autokonzern in der kommenden Woche seinen Anteil verringern. Doch die geplante Kapitalerhöhung hat offensichtlich auch die Bundesregierung überrascht. „Diese Nachricht wirft einige neue Probleme auf“, sagte ein hoher Regierungsbeamter dem Handelsblatt. Eigentlich sollten die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Daimler-Chrysler um die Übernahme einer EADS-Beteiligung in dieser Woche abgeschlossen werden. Doch damit sei nun nicht mehr zu rechnen, heißt es in Regierungskreisen. Zwar habe eine mögliche Kapitalerhöhung keinen Einfluss auf das Finanzkonstrukt, mit dem sich verschiedene private und staatliche Investoren an den EADS-Anteilen von Daimler indirekt beteiligen wollen. „Doch wenn es wirklich zu einer Kapitalerhöhung kommt, müssten die Investoren wohl mehr Geld in die Hand nehmen als bisher geplant“, heißt es weiter.

Wann die von der Regierung beauftragten Finanzinstitute Commerzbank, Deutsche Bank, Goldman Sachs und KfW-Bankengruppe ihr Finanzierungsmodell vorstellen, ist damit wieder ungewiss geworden. Nach den Plänen von Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche will sich das Unternehmen von einem Drittel seines 22,5-prozentigen EADS-Anteils trennen. Um den deutschen Anteil an EADS konstant halten zu können, diskutierte das Kanzleramt zusammen mit Daimler und den eingebundenen Banken verschiedene Modelle. Klar ist, dass mehrere private und staatliche Investoren den 7,5-Prozent-Anteil des Autobauers im derzeitigen Wert von rund 1,5 Milliarden Euro nicht kaufen, sondern sich über ein Finanzkonstrukt indirekt an dem Aktienpaket beteiligen. Mit einer solchen Lösung soll sichergestellt werden, dass die Stimmrechte bei Daimler-Chrysler bleiben.

Noch im Laufe der Woche soll der EADS-Verwaltungsrat zu einem neuen Treffen zusammenkommen. Noch ist es unklar, ob es zustande kommt. (HB)

Markus Fasse, Sven Afhüppe

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