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Wirtschaft: Streit um Pro Sieben Sat 1

Medienwärter uneins, ob Banken die TV-Gruppe führen dürfen

München (jojo/HB). Die geplante Übergangslösung für die Pro Sieben Sat 1 Media AG ist umstritten. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) sieht keine Probleme darin, dass die Banken nun das Sagen in der Sendergruppe haben. Die Medienwächter anderer Länder kündigten dagegen eine genaue Prüfung an. „Die Banken üben keinen unmittelbaren Einfluss auf die Arbeit des Unternehmens aus. In ihrer Rolle als Finanzinvestor können wir mit den Instituten leben“, sagte BLMPräsident Wolf-Dieter Ring dem „Handelsblatt“. Es sei sehr erfreulich, dass die Banken nun das nötige Kapital zuschießen wollen, um die TV-Gruppe zu stärken.

In der vergangenen Woche war der Verkauf der Mehrheit von Pro Sieben Sat 1 an den amerikanischen Investor Haim Saban geplatzt, weil Saban die geforderte Kaufsumme nicht zusammenbringen konnte. Jetzt wollen und müssen die Gläubigerbanken der insolventen Kirch Media – die Commerzbank, die DZ Bank, die Hypo-Vereinsbank und die Bayerische Landesbank – den so genannten „Plan B“ umsetzen. Demnach übernehmen die Institute selbst die Kontrolle über Deutschlands größten Senderverbund, denn Kirch Media hält die Mehrheit an Pro Sieben Sat 1. Experten haben allerdings Bedenken, ob der Plan der Banken rechtlich zulässig ist. Schmerzen bereitet Branchenbeobachtern vor allem die Frage, ob die Bayerische Landesbank als staatliches Institut Fernsehsender besitzen darf. Darüber sind sich die Chefs der einzelnen Landesmedienanstalten nicht einig. Den Fall werde man genau unter die Lupe nehmen, heißt es etwa in Berlin-Brandenburg und Rheinland Pfalz.

Der Münchener Medienwächter Ring teilt diese Zweifel nicht. Seiner Auffassung nach entscheidet über das Geschäft von Pro Sieben Sat 1 einzig der Vorstand des börsennotierten Unternehmens: „Ich habe keine Sorge, dass die Banken Einfluss auf das Programm ausüben.“ Für die bislang geplante Übergangszeit von mindestens zwei Jahren seien die Banken daher als Mehrheitseigner akzeptabel. Rings Meinung ist deshalb wichtig, weil sowohl Kirch Media als auch die Konzernzentrale von Pro Sieben Sat 1 ihren Sitz in München haben.

Die Geldinstitute planen, zusammen mit Kirch-Media-Insolvenzverwalter Michael Jaffé bis zu 300 Millionen Euro frisches Kapital in die Firma zu stecken. Das ist dringend nötig, um die Schulden zu drücken. Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann unterstrich derweil, dass die Banken selbst kein Fernseh-Geschäft betreiben wollten. Die Mehrheit an Pro Sieben Sat 1 bleibe wie bisher bei Kirch Media.

Nach dem gescheiterten Einstieg Sabans wollen die Banken Branchenkreisen zufolge voraussichtlich erst im kommenden Jahr wieder mit potenziellen Käufern für Pro Sieben Sat 1 und die Kirch-Media-Filmbibliothek Gespräche aufnehmen.

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