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Ist doch nicht so schwer: Pasta mit Tomatensauce.

© Mike Wolff

Streit ums richtige Essen: Leute, kocht wieder!

Nicht glotzen, selber schnippeln. Gibt es gutes und böses Essen? Nur wer sich an den Herd stellt, bekommt ein Gefühl dafür. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Zu den beliebtesten Sendungen im ZDF gehört die „Küchenschlacht“. Kandidaten treten gegeneinander an und kochen. Am Ende entscheidet ein Promikoch, wer die besten Gerichte auf den Tisch gebracht hat. Mais-Stubenküken in Morchelrahm gab es kürzlich und als Nachtisch Berliner Cheesecake mit essbaren Blüten.

Stubenküken im TV, Döner Zuhause

Das Fernsehvolk schaut zu und schiebt sich anschließend eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Glaubt man dem Ernährungsbericht des Bundeslandwirtschaftsministers, kocht noch nicht einmal jeder Zweite täglich Bratkartoffeln, Milchreis oder Eintopf – vom Stubenküken ganz zu schweigen. Die Mehrzahl der Bundesbürger isst am liebsten Fleisch, um Gemüse oder Fisch macht man gern einen Bogen. Deutschland im Jahr 2017 befindet sich ernährungsmäßig auf dem Niveau des Struwwelpeters aus dem Jahr 1845: „Meine Suppe ess’ ich nicht.“

Schnitzel, Wurst und Pommes

Daran ändern Kochshows nichts, egal ob im Fernsehen oder jetzt wieder auf der Grünen Woche in Berlin. Und auch die Großdemo gegen die Massentierhaltung, die am Samstag wie jedes Jahr die weltgrößte Ernährungsmesse flankiert hat, ist mehr Politfolklore als ein Spiegel der Gesellschaft. Veganer und Vegetarier sind in Deutschland in der Minderheit, die große Mehrheit will Würstchen, Schnitzel und Pommes.
Ist das schlimm? Muss der Staat eingreifen? Brauchen wir höhere Steuern für ungesunde Lebensmittel? Eine Biopflicht in den Kantinen? Ernährungskunde als neues Schulfach?

Essen ist alles

Dafür spricht: Kaum etwas beeinflusst unser Leben so sehr wie das, was wir essen. Wer sich ungesund ernährt, läuft Gefahr, krank zu werden. Wer Billigfleisch kauft, unterstützt die Massentierhaltung mit all ihren Auswüchsen – Schweine und Hühner, die ihre Lebenszeit eng zusammengepfercht verbringen und sterben, ohne einmal das Tageslicht gesehen zu haben, überdüngte Böden, giftiges Nitrat im Trinkwasser. Wenn zu Hause nicht mehr gekocht wird, leiden die Beziehungen. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, sagt der Volksmund, zu Recht. Egal, ob man mit der Familie isst oder mit Freunden: Essen ist Geselligkeit. Man sitzt zusammen, man spricht, macht Pläne und verwirft sie, vielleicht streitet man auch, egal. Essen bringt Menschen zusammen. Ohne gemeinsame Mahlzeiten lebt man schnell aneinander vorbei.
Doch all das setzt eines voraus: Essen muss Spaß machen. Die Menschen müssen wieder Lust bekommen, Rezepte herauszusuchen, einkaufen zu gehen und zu kochen. Kinder sollten das eigentlich in der Familie lernen. Passiert das nicht, müssen die Schulen die Aufgabe übernehmen. Denn Essen ist zu wichtig, um es McDonald’s, der Dönerbude um die Ecke oder Dr. Oetker zu überlassen.

Kinder, bringt es den Eltern bei!

Essen als Schulfach, ergänzt durch gesunde, leckere Gerichte in der Kita oder Schulmensa, das könnte ein Anfang sein. Vielleicht springt der Funke dann anders herum über: Kinder bringen ihren Eltern bei, wie man sich gesund ernährt. Warum nicht? Verbote, Maßregelungen und Verteufelungen sind der falsche Weg, um Deutschland beim Essen besser zu machen. Liebe geht durch den Magen, heißt es. Einsicht auch.

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