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Wirtschaft: Strom für Berliner Abgeordnete aus Baden-Württemberg

BERLIN (alf).Der Berliner Energieversorger Bewag verliert einen prestigeträchtigen Großkunden: Das Abgeordnetenhaus von Berlin bezieht künftig den Strom von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.

BERLIN (alf).Der Berliner Energieversorger Bewag verliert einen prestigeträchtigen Großkunden: Das Abgeordnetenhaus von Berlin bezieht künftig den Strom von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.Wie das Parlamentsprädium am Mittwoch mitteilte, wurden mit der EnBW "wesentlich bessere Konditionen erzielt als mit der Bewag".Den Angaben zufolge halbieren sich mit dem neuen Lieferanten die Stromkosten, die zuletzt bei 390 000 DM im Jahr lagen.Die Bewag kündigte unterdessen an, sie werde eine Klage auf Schadenersatz erwägen, da das Abgeordnetenhaus gegen den sogenannten Stadtvertrag mit dem Land Berlin verstoße.In diesem Vertrag ist die Stromversorgung von Einrichtungen des Landes Berlin - etwa Bezirksämter, Schulen, Kindergärten - bis zum Jahr 2002 geregelt.In dem Stadtvertrag hatte sich die Bewag auf jährliche Rabatte in Höhe von 45 Mill.DM eingelassen.Nach Auffassung des Abgeordnetenhauses ist der Senat nicht berechtigt, für das Parlament einen Stromvertrag abzuschließen, also fühle man sich nicht vertraglich gebunden, so Parlamentssprecher Jörg-Dietrich Nackmayer.Dagegen sagte Bewag-Sprecher Uwe Lemm auf Anfrage, "der Senat hat explizit das Abgeordnetenhaus genannt".

Dem Parlamentspräsidium zufolge sprachen folgende Punkte für die EnBW Energie Baden-Württemberg: In Berlin werde der Stromlieferant einen "Vor-Ort-Service" mit einer eigenen Niederlassung einrichten; der Anteil des Stroms aus regenerativen Energiequellen erhöhe sich in den kommenden fünf Jahren "von mindestens zwölf auf mindestens 17 Prozent".Ferner werde die EnBW auf dem Dach des Abgeordnetenhauses "eine hochmoderne Photovoltaikanlage" errichten.Auch die Bewag, so Unternehmenssprecher Lemm, habe ein Angebot unter ökologischen Gesichtspunkte abgegeben.Danach sollte der Anteil "umweltfreundlichen" Bewag-Stroms von acht Prozent auf 15 Prozent im Jahr 2001 steigen.

Der Wechsel von der Bewag zur EnBW wurde möglich durch die Novellierung des deutschen Energiewirtschaftsgesetzes vom 29.April 1998.Dadurch wurden die Gebietsmonopole der Energieversorger abgeschafft, entsprechend kann jeder Stromkunde seinen Lieferanten frei wählen.Für das hiesige Auswahlverfahren beauftragte das Abgeordnetenhaus den Berliner Stromhändler Ampere AG.Ampere arbeitet als Energie-Broker, der Institutionen und Unternehmen durch die Bündelung von Einkaufsmengen bessere Konditionen beim Strombezug verschafft.Ampere holte für das Abgeordnetenhaus verschiedene Angebote ein und bewertete die EnBW im Hinblick auf Preis und Innovationen "als das günstigste und ausgewogenste Angebot".Früheren Angaben zufolge hatten sich für die Versorgung des Abgeordnetenhauses auch RWE sowie ein ausländisches Unternehmen beworben.

Der jetzt mit der Energie Baden-Württemberg geschlossene Vertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren.Der Deutschen Presseagentur zufolge kritisierte die Umweltschutzorganisation Greenpeace die Lieferantenauswahl, weil die EnBW auch Atomstrom verkaufe.Parlamentssprecher Jörg-Dietrich Nackmayer, wies diesen Einwand zurück: Zum einen sei Atomstrom "sauber", zum anderen werde europaweit 40 Prozent des Stroms in Atomkraftwerken erzeugt, deshalb komme man kaum daran vorbei.Im übrigen habe die EnBW einen hohen Anteil von Energie aus Wasserkraftwerken, die im Schwarzwald betrieben würden.

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