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Wirtschaft: Strom für die Welt

Der Energiekonzern EnBW lädt zur Klimakonferenz. Es gehe „ums Überleben“

Berlin - Auf den ersten Blick ist die Einladung eine Überraschung. Ausgerechnet EnBW, einer der größten deutschen Energiekonzerne, veranstaltet eine Klimakonferenz. Weit über 100 hochkarätige Teilnehmer aus aller Welt hat das Unternehmen nach Berlin geladen, um über den Treibhauseffekt zu beraten. „Der Klimawandel ist keine Frage der Lebensqualität, er ist eine Frage des Überlebens“, sagte EnBW-Chef Utz Claassen am Mittwoch zur Eröffnung. Womöglich, fährt er fort, sei der Klimawandel sogar „das wichtigste Thema überhaupt auf diesem Planeten“.

Wie kommt es zu dieser Einsicht? Schließlich ist die Energiewirtschaft selbst für einen Großteil der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Trotzdem lässt sich EnBW die zweitägige Konferenz im Ritz Carlton am Potsdamer Platz einiges kosten. Reine PR, um das Image der Branche aufzupolieren? Oder sogar verstecktes Lobbying für die Kernkraft, die als einzige konventionelle Energieform klimaneutral ist, und die den größten Teil der Stromerzeugung von EnBW ausmacht?

Wohl nicht nur. Schließlich machen sich in Zeiten weltweiter Klimakatastrophen auch die Energiekonzerne Sorge um ihre Zukunft. Und so sprechen auf der Konferenz neben Vertretern der Strombranche vor allem anerkannte Klimaforscher, der um Umweltschutz bemühte ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore (per Videoschaltung), und nicht zuletzt der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel.

„Der Ausstoß von Kohlendioxid verändert unsere Erde dramatisch“, warnte er. Der letzte deutsche Gletscher auf der Zugspitze werde im Jahr 2020 verschwunden sein. Noch schlimmer seien die Folgen aber für Länder, „die nichts für den Klimawandel können“. In Afrika würden Klimakatastrophen bald gigantische Flüchtlingsströme auslösen, sagte Gabriel voraus. „Was wir derzeit an der Grenze Afrikas zu Südeuropa erleben, ist nur ein leiser Windhauch dessen, was auf uns zukommt, wenn wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen.“

Als Großvorhaben für die nächsten Jahre schlug der Minister deshalb ein „Man-to-the-moon“-Projekt vor. So, wie die Amerikaner in den 60er Jahren alle Anstrengungen auf die Mondlandung ausgerichtet hätten, müssten sich die Europäer um die Erschließung der Sahara kümmern. „Wir müssen die Sonne der Sahara für die Energieversorgung Europas nutzen“, forderte Gabriel.

Zunächst jedoch will die Regierung im Kleinen anfangen. Mit dem Gebäudesanierungsprogramm, dem Energiepass und der am CO2-Ausstoß ausgerichteten Kfz-Steuer soll die Energieeffizienz verbessert werden, außerdem soll es weitere Förderung für die erneuerbaren Energien geben. Daneben könne aber auch die CO2-freie Kohleverstromung eine wichtige Rolle spielen, sagte Gabriel. Konkret wurde er bei der Bioenergie. So solle der Biospritanteil in Kraftstoffen von den gerade beschlossenen 5,75 Prozent bis 2020 auf möglichst 15 Prozent erhöht werden, kündigte er an. Die Zeit zu handeln sei bereits gekommen. „Die falschen Früchte ernten wir sonst in 20 bis 30 Jahren.“

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