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Lange Leitung. Die Kosten für die Nutzung der Stromnetze steigen. Das liegt daran, dass immer mehr Ökostrom durch die Netze fließt. Hinzu kommt allerdings eine politisch gewollte Schieflage: Weil Industrieunternehmen entlastet werden sollen, müssen Privatkunden einen großen Teil der Netzgebühren übernehmen.

© picture alliance / dpa

Strom: Wechseln und Sparen

Vattenfall erhöht zum 1. Januar die Strompreise. Wer zu einem billigeren Anbieter gehen will, muss das jetzt tun – für viele läuft die Frist am Mittwoch ab.

Auf eines können sich die Berliner verlassen: Kaum bricht ein neues Jahr an, erhöht Vattenfall die Strompreise. 2010 war das so, 2011 ebenfalls, und auch das neue Jahr beginnt wieder mit einer Preiserhöhung. Sechs bis acht Prozent mehr müssen Vattenfall-Kunden ab dem 1. Januar 2012 für ihren Strom zahlen. Der Versorger begründet das mit steigenden Kosten für die Nutzung der Stromnetze. Und steht damit nicht allein da. „Neben Vattenfall erhöhen mindestens 100 weitere Stromversorger ihre Preise aufgrund der gestiegenen Netznutzungsentgelte“, sagt Isabel Wendorff vom unabhängigen Vergleichsportal Check24.de.

Dass die Preise bei Vattenfall steigen werden, wissen die Kunden seit gut einer Woche. Jetzt müssen sie sich überlegen, ob sie trotz der Preiserhöhung ihren alten Vertrag behalten, in einen anderen, günstigeren Vattenfall-Tarif wechseln oder zu einem völlig anderen Versorger gehen möchten. All das ist grundsätzlich möglich, weil Verbraucher bei Preiserhöhungen ein Sonderkündigungsrecht haben.

Für einige Kunden könnte die Zeit zum Ausstieg jedoch knapp werden. Wer im Rahmen der Grundversorgung (Berlin Basis) beliefert wird oder seinen Stromvertrag mit Vattenfall nach dem 30. Juni 2010 geschlossen hat, muss mit einer Kündigungsfrist von einem Monat zum Monatsende kündigen. Die Kündigung muss also bis zum 30. November – Mittwoch – bei Vattenfall eingegangen sein (Einschreiben/Rückschein), damit sie zum 1. Januar wirksam wird.

Die günstigste Stromtarife in Berlin. (Zum Vergrößern Bild klicken)
Die günstigste Stromtarife in Berlin. (Zum Vergrößern Bild klicken)

© Tsp

Für alle anderen Verträge gilt eine Frist von zwei Wochen bis zum Wirksamwerden der Preiserhöhung. Besonders viel Zeit haben die Ex-Teldafax-Kunden, die nach der Pleite ihres Versorgers in die Ersatzversorgung von Vattenfall gerutscht sind. Diese müssen gar keine Kündigungsfristen beachten, sollten sich aber in ihrem eigenen Interesse ebenfalls mit dem Thema beschäftigen. Denn der Wechsel lohnt sich. Wir haben Check24.de gebeten, die günstigsten Tarife für Berliner Single- und Vier-Personen-Haushalte auszurechnen. Fazit: Verglichen mit der Grundversorgung bei Vattenfall können Alleinstehende im Jahr über 120 Euro sparen, Familien über 210 Euro im Jahr.

Dabei haben wir bewusst auf die allerbilligsten Angebote verzichtet. Nach den Erfahrungen mit Teldafax haben wir Tarife, bei denen die Kunden Vorkasse leisten oder eine Kaution zahlen müssen, ausdrücklich außen vor gelassen. Ebenfalls unberücksichtigt geblieben sind Paketangebote, bei denen man eine bestimmte Strommenge ordert. Denn diese Pakete haben ihre Tücken: Verbraucht man weniger, gibt es keine Erstattung. Verbraucht man mehr, muss man für den zusätzlichen Strom nicht nur extra zahlen, sondern oft auch extra viel.

Unter den Top Ten finden sich besonders häufig Stromdiscounter. Seit der Teldafax-Pleite scheuen viele Verbraucher vor diesen Anbietern zurück. Abschreckend wirken auch Erfahrungsberichte auf den Stromportalen im Internet, in denen sich Kunden über überlastete Hotlines, verzögerte Lieferungen oder Tarifwirrwarr beklagen. Einzelfälle seien das, sagt Dirk Hempel vom Berliner Stromanbieter Flexstrom. Zu Verzögerungen komme es dann, wenn die Angaben zum Zählerstand unklar sind oder der Vertrag mit dem alten Anbieter eine feste Laufzeit habe. Flexstrom verspricht, Anfragen innerhalb eines Arbeitstages zu beantworten.

Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, hält den Wechsel zu Discountern für unproblematisch, so lange man Vorkasse und Kautionszahlungen vermeidet. Wer wechseln will, kann die Formalitäten normalerweise dem neuen Anbieter überlassen. Der meldet den Kunden beim bisherigen Versorger ab und beim Netzbetreiber um. Obwohl die Bundesnetzagentur die Wechselzeiten bis zum 1. April 2012 deutlich verkürzen will, dauert der Wechsel derzeit noch zwischen sechs und zwölf Wochen. Wer vor dem 1. Januar 2012 aus dem Vertrag heraus will, hat nicht so viel Zeit. „Kündigen Sie daher zur Sicherheit selbst“, rät Stromexpertin Wendorff.

Fragen zum Anbieterwechsel beantwortet auch die Verbraucherzentrale Berlin, eine persönliche Beratung kostet fünf Euro, Termine kann man telefonisch (030/21485-150) oder per Mail (mail@verbraucherzentrale-berlin.de) vereinbaren

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