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Wirtschaft: Strom wird wieder teurer

Lobbyisten und Politiker streiten über Ursachen

Berlin - Obwohl sich die Großhandelspreise an der Leipziger Strombörse seit Jahresbeginn kaum verändert haben, müssen Privatkunden immer mehr für ihren Strom zahlen. Schon im ersten Halbjahr 2010 ist der Preis für einen Musterhaushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch um durchschnittlich 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Das hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) errechnet. Im Schnitt zahle ein Haushalt derzeit rund 69 Euro im Monat. Vor zehn Jahren habe ein solcher Haushalt umgerechnet nur gut 40 Euro zahlen müssen.

Uneinigkeit herrscht darüber, was die Ursachen dafür sind. Der BDEW, der Lobbyverband, der 90 Prozent der Stromversorger vertritt, verweist auf den Staat als Preistreiber: Der Anteil von Steuern und Abgaben, die im Strompreis enthalten sind, sei auf ein Rekordhoch von 41 Prozent geklettert. Der Staat hat laut BDEW im vergangenen Jahr 14,9 Milliarden Euro eingenommen. In diesem Jahr dürften es gar 16,9 Milliarden Euro sein, so die Prognose.

Allerdings hinkt die Rechnung: In den 41 Prozent Staatsanteil ist auch die Stromsteuer enthalten, die etwa ein Drittel ausmacht und mit Einnahmen von 6,15 Milliarden 2010 sogar etwas geringer ausfallen dürfte als 2009. Was stark steigt und so die Strompreise für Haushaltskunden verteuert, ist der Anteil der sogenannten EEG-Umlage. Dafür dürfte der Staat in diesem Jahr 8,2 Milliarden Euro einnehmen, nach 5,27 Milliarden im Vorjahr. Dieses Geld gibt der Staat gemäß dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) allerdings umgehend an Unternehmen und Privatpersonen weiter, die Strom mit Wind- oder Solaranlagen erzeugen.

Während BDEW-Chefin Hildegard Müller die hohe Förderung vor allem für Solaranlagen kritisiert, warnt der Grünen-Abgeordnete Hans-Josef Fell davor, die Solarenergie schlechtzureden. „Nicht die erneuerbaren Energien sind die Strompreistreiber, sondern die Gewinnsucht der vier großen Stromkonzerne als Mitglieder des BDEW.“ Kevin P. Hoffmann

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