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Stromausfall in Westeuropa: "Fehleinschätzung" als Ursache

Der Stromausfall in Teilen Westeuropas vor knapp zwei Wochen ist nach Erkenntnissen des Energiekonzerns Eon auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Ein Dominoeffekt sei für das Ausmaß des "Blackouts" verantwortlich.

Bonn - Die Eon-Netzleitstelle habe im Zusammenhang mit dem Zwischenfall am Abend des 4. November "unter hohem Zeitdruck nicht alle technischen Hilfsmittel für eine umfassende Lagebewertung genutzt", teilte das Unternehmen mit. Technische Fehlfunktionen hätten dagegen nicht festgestellt werden können, heißt es nach Konzernangaben in einem Bericht zu Verlauf und Ursachen der Netzstörung, den Eon der Bundesnetzagentur vorlegte.

Der Stromausfall war eine halbe Stunde nach der Abschaltung einer Höchstspannungsleitung über die Ems aufgetreten, die einem Kreuzfahrtschiff die Durchfahrt ermöglichen sollte. Vor dieser planmäßigen Abschaltung nahmen Mitarbeiter der Netzleiststelle den Angaben zufolge fälschlicherweise an, dass auch beim Ausfall einer weiteren Leitung eine Überlastung des Netzes ausgeschlossen sei. Rund 30 Minuten später traten dann Überlastungen bei einer anderen Hochspannungsleitung auf, deren Ursache laut Eon bislang ungeklärt ist.

Zum Ausgleich wurden daraufhin in einem Umspannwerk mehrere Leitungen zusammengeschaltet. Entgegen der Einschätzung von Mitarbeitern in der Netzleitstelle führte dies aber dem Bericht zufolge zum gegenteiligen Effekt: Die Belastung stieg schlagartig an, wodurch eine automatische Abschaltung ausgelöst wurde. Der Ausfall dieser zweiten Leitung löste laut Eon dann schließlich einen "Dominoeffekt" aus. Von den anschließenden Stromausfällen waren insgesamt rund zehn Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien und Österreich betroffen.

Mangelnde Investitionen kein Grund

Auf technische Fehlfunktionen von Leitungen oder Steuerungs- und Überwachungssystemen gebe es "keinerlei Hinweise", erklärte der Konzern. Vielmehr hätten nach derzeitigem Kenntnisstand sämtliche Systeme ordnungsgemäß reagiert, so dass ein vollständiger Blackout habe verhindert werden können. "Unzureiche Instandhaltung oder mangelnde Investitionen können damit als Ursache ausgeschlossen werden", betonte das Unternehmen. Als Reaktion auf den Stromausfall hatten Politiker den Stromkonzernen vorgeworfen, zu wenig in ihre Netze zu investieren.

"Wir bedauern es außerordentlich, dass es durch die Störung am 4. November für viele Stromverbraucher in Europa zu Versorgungsunterbrechungen gekommen ist", versicherte Eon-Energie-Vorstand Klaus-Dieter Maubach. "Wir haben die wesentliche Ursache schnell aufklären können, setzen aber die Untersuchungen mit allem Nachdruck fort, bis sämtliche Details lückenlos geklärt sind." Noch nicht abschließend geklärt ist laut Eon unter anderem, warum es kurz vor dem Stromausfall einen "raschen und unerwarteten Anstieg" der Stromflüsse auf den entscheidenden Leitungen im Netz gegeben hat. (tso/AFP)

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