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Wirtschaft: Stromausfall legt Autokonzerne lahm

Große Einschränkungen auch im Verkehr/Finanzsystem nicht betroffen – Banken und Börsen haben vorgesorgt

Berlin (Tsp). Über die volkswirtschaftlichen Schäden des Stromausfalls in den USA wurde am Freitag in einer großen Bandbreite spekuliert. Während etwa Rolf Kroker vom Institut der Deutschen Wirtschaft keine Auswirkungen für die Konjunktur erwartet, „wenn sich das auf einen Tag beschränkt“, gab es doch erhebliche Einschränkungen in Produktion und Handel und insbesondere im Verkehr. Weil die Zapfsäulen der Tankstellen nicht funktionierten, standen viele Kraftfahrzeuge in den USA still. In New York City gab es bis zum Freitagmorgen (Ortszeit) nur eine unzulängliche Stromversorgung.

Die in Detroit gelegenen Zentralen von General Motors, Ford und Chrysler waren durch den Stromausfall ebenso betroffen wie Dutzende von Fabriken der Autokonzerne. Bei DaimlerChrysler hieß es auf Anfrage, alle Werke in der Region seien betroffen. Wie groß die Produktionseinbußen tatsächlich sind und wann die Bänder voraussichtlich wieder laufen, konnte eine Sprecherin am späten Freitagnachmittag nicht sagen: „Es ist schwierig, mit den Kollegen dort in Kontakt zu kommen“, sagte die in Stuttgart ansässige Daimler-Chrysler-Sprecherin Nicole Ladage.

Der Luftverkehr zwischen Deutschland und Nordamerika wurde stark beeinträchtigt. Lufthansa-Flüge verspäteten sich bis zu 15 Stunden, sagte eine Sprecherin der Gesellschaft. Betroffen waren vor allem Flüge nach Toronto, Detroit und Newark, wo die Passagiere Stunden warten mussten, bis sie aussteigen konnten. Die Verspätungen in Richtung Nordamerika würden sich wahrscheinlich noch bis zum Wochenende hinziehen, sagte die Sprecherin. In Frankfurt wurde nach Angaben der Flughafengesellschaft Fraport bis zum Freitagnachmittag jeweils eine Verbindung von und nach New York sowie eine von und nach Toronto abgesagt.

Während im Weltfinanzzentrum New York der Strom ausfiel, herrschte in Frankfurt „Business as usual“. Weil Zentralbank, Banken und Börsen in New York unabhängig vom öffentlichen Stromnetz agieren und ihre Systeme über Notstromaggregate abgesichert haben, gab es keinerlei Beeinträchtigungen des Zahlungsverkehrs oder der Börsengeschäfte. „Befürchtungen sind übertrieben, die Finanzmärkte haben gelassen reagiert“, sagte Joachim Goldberg vom Finanzanalyse-Unternehmen Cognitrend. Entwarnung signalisierte auch ein Sprecher der EZB. Der Zahlungsverkehr sei nicht betroffen, die elektronischen Systeme der US-Notenbank liefen normal. Ähnlich äußerte sich Alexandra Franz von der Deutschen Börse: „Keine Auswirkungen“. Im Übrigen sei die Börse durch ein zweites paralleles Rechnersystem abgesichert, das jederzeit einspringen könne.

Auch bei Commerzbank und Deutscher Bank versichert man, dass der Stromausfall das Geschäft nicht beeinträchtige. Die Stromversorgung der Niederlassungen in New York sei gesichert, sagt Commerzbank-Sprecher Dieter Schütz. „Die Kollegen mussten am Freitagmorgen nur Diesel im Notstromaggregat auffüllen. Und einige mussten 33 Stockwerke zu Fuß nach oben steigen.“ Die Deutsche Bank verwies auf ihr zweites Rechen-Zentrum im nahegelegenen Bundesstaat New Jersey, über das am Freitag alle Transaktionen abgewickelt wurden. Die Internetwirtschaft war ebenfalls kaum betroffen. „Außer der Tatsache, dass einige Mitarbeiter in New York nicht pünktlich an ihre Arbeitsplätze gelangen können, betrifft uns der Stromausfall nicht“, sagte ein Sprecher von AOL Deutschland. „Die haben dort jede Menge Notstromaggregate und Sicherungssysteme, um den Betrieb aufrechterhalten zu können.“

Ausfälle gab es im Mobilfunknetz der Telekom-Tochter T-Mobile USA. „Wichtige Stationen sind zwar mit Notstromaggregaten abgesichert“, sagte ein Sprecher. Problematisch sei aber der flächendeckende Stromausfall gewesen. „Auch Mobilfunkverbindungen laufen zum Teil über das Festnetz und das ist an vielen Stellen ausgefallen.“

Die deutschen Versicherer sehen keine großen Belastungen auf sich zukommen. Eine Sprecherin der Hannover Rück verwies darauf, dass es in den Verträgen üblicherweise hohe Selbstbeteiligungen gebe, so dass in diesem Fall die Versicherungen keine großen Schäden zu übernehmen hätten.

Lufthansa-Passagiere können sich unter der Hotline 01803-803803 erkundigen.

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