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Wirtschaft: Strombörsen: Experten erwarten Konzentration

Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) in Frankfurt geht davon aus, dass mittelfristig 20 Prozent des deutschen Stromverbrauchs, also 100 Milliarden Kilowattstunden (kWh), am Spotmarkt gehandelt werden. Entscheidend für den künftigen Stromhandel sei der europäische Markt: Schon mindestens zehn Prozent der Stromproduktion hätten eine Landesgrenze überschritten, bevor sie verbraucht würden, sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller.

Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) in Frankfurt geht davon aus, dass mittelfristig 20 Prozent des deutschen Stromverbrauchs, also 100 Milliarden Kilowattstunden (kWh), am Spotmarkt gehandelt werden. Entscheidend für den künftigen Stromhandel sei der europäische Markt: Schon mindestens zehn Prozent der Stromproduktion hätten eine Landesgrenze überschritten, bevor sie verbraucht würden, sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller. Den Handelsstart der Strombörsen in Frankfurt (EEX) und Leipzig (LPX) bewertet er als Erfolg.

Das bestätigte auch Hans-Dieter Erftkemper, Vorsitzender der Geschäftsführung der RWE Trading GmbH in Essen: "Derzeit sieht es nach dem guten Start in Leipzig und Frankfurt so aus, als ob für beide Börsen ein Bedarf besteht", sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die LPX dominiere im Stundenhandel, die EEX im Blockhandel. Der Essener Energiehändler gab aber zu bedenken, dass sich die Liquidität mittelfristig auf eine Börse konzentrieren werde. Erst dann sei eine Fusion denkbar und sinnvoll. Für Europa erwartet Erftkemper, dass sechs Börsen die Region Skandinavien und Westeuropa abdecken könnten. Sein Votum: "Grundsätzlich würden wir eine Konzentrierung auf einige wenige Börsen begrüßen." Dies sei abwicklungstechnisch vorteilhaft und einer erhöhten Liquidität förderlich.

In den letzten Monaten haben sich die Umsätze im Stromhandel deutlich erhöht. Erftkemper ist vor allem deshalb optimistisch, weil in Nordeuropa nach der Liberalisierung sehr günstige Erfahrungen mit der Strombörse Nordpool in Oslo gemacht wurden. Dort sei das Stromhandelsvolumen seit Mitte der 90er Jahre um das siebenfache gestiegen - von 41 Milliarden kWh auf 291 Milliarden kWh im letzten Jahr. Die Handelsvolumina inklusive bilateraler Geschäfte beliefen sich auf das 2,5-fache des physischen Stromangebots in Skandinavien.

"Im gesamteuropäischen Markt wird diese Entwicklung auf Grund der unterschiedlichen länderspezifischen Liberalisierungsgeschwindigkeiten langsamer als in Skandinavien vor sich gehen", sagte Erftkemper. Die Handelsvolumina sieht er in zehn Jahren bei dem 1,5-fachen der gesamteuropäischen Stromnachfrage. Neben den Spotmärkten komme auch den Terminbörsen eine wachsende Bedeutung zu. Darüber würden mittelfristig zehn bis 15 Prozent abgewickelt.

Solange bei den Durchleitungsentgelten für Strom noch gewaltige Differenzen bestünden, werde der Handel massiv behindert, warnte Konrad Mußenbrock, Chef der EnBW Energievertriebsgesellschaft GmbH in Düsseldorf. Der Strommarkt Deutschland sei noch nicht wirklich geöffnet. Vor allem im Bereich der Niederspannung müsse geprüft werden, ob die Kartellbehörden durch eine Bandbreite für die zulässigen Durchleitungsentgelte die Voraussetzungen für eine diskriminierungsfreien Netzzugang verbessern könnte. Nur als ultima ratio sieht Mußenbrock den staatlichen Regulierer.

Nachbesserungsbedarf besteht auch für RWE-Händler Erftkemper. Er kritisiert vor allem die Ergebnisse der ersten Verbändevereinbarung für den Gastransport als "unbefriedigend aus Handelssicht". Erftkemper zeigt sich zuversichtlich, dass RWE durch die Fusion mit der Dortmunder VEW sowohl im Gas- als auch im Stromhandel eine führende Position erobern kann.

ews, jsn

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