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Wirtschaft: Strommarkt: Ein Sprungbrett in den US-Markt

"Wie die Kegel sind die vertrauten britischen Marken im letzten Jahrzehnt an deutsche Eigentümer gefallen", resignierte der "Guardian" beim letzten Übernahmeangebot des Energiekonzerns Eon für Powergen. Powergen steht im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

"Wie die Kegel sind die vertrauten britischen Marken im letzten Jahrzehnt an deutsche Eigentümer gefallen", resignierte der "Guardian" beim letzten Übernahmeangebot des Energiekonzerns Eon für Powergen. Powergen steht im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Jedes Kind kennt in Großbritannien diesen Namen: Denn der Stromversorger sponsert seit 1989 den Wetterbericht im Fernsehen.

Powergen-Boss Ed Wallis versprüht derweil Optimismus: "Wir gewinnen durch den Zusammenschluss mit Eon," prophezeit er. "Das ist ein guter Deal für unsere Aktionäre, unsere Mitarbeiter, unsere Kunden - aber auch für Eon." Wallis hat freilich auch persönlich nichts zu befürchten. Zwar wurde sein Gehalt im März um die Hälfte gekürzt, aber es wurde für den Fall einer Übernahme festschrieben. Der britische Konzern ist das führende britische Elektrizitäts-und Gasunternehmen. Zu den ersten Auslandsinvestitionen gehörte 1993 der Kauf der Mibrag Kohlenförderung und des Kraftwerkes in Schkopau..

Trotz des BMW-Rover-Debakels gibt es in Großbritannien keine Einwände gegen die Übernahme. Britische Wirtschaftsexperten rechnen damit, dass der Drang der Deutschen zur Insel noch stärker werden wird, weil England sich als ideales Sprungbrett in die USA anbiete. In britischer Tarnung brauchten deutsche Unternehmen keine Proteste beim Aufkauf amerikanischer Firmen zu befürchten, mit denen Schadensersatzforderungen für ehemalige Zwangsarbeiter bekräftigt werden.

Regulierter US-Strommarkt

In den USA ist der Strommarkt noch weitgehend reguliert: Über 3000 zumeist integrierte Unternehmen, die von der Erzeugung bis zur Belieferung des Endkunden die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, verfügen über 780 000 Megawatt (MW) installierte Kraftwerkskapazität - im wesentlichen auf Basis der Primärenergien Kohle, Gas, Öl und Kernkraft. Der Endkunden-Umsatz wird auf 233 Milliarden Dollar hochgerechnet. Allerdings sind in den vergangenen Jahren deutliche Kapazitätsengpässe aufgetreten mit der Folge, dass die Strompreise - auch wegen der Preisexplosion bei den fossilen Energien - teilweise dramatisch gestiegen sind. Der Stromverbrauch auf dem US-Markt wächst seit einem Jahrzehnt kontinuierlich mit zwei Prozent jährlich. Insgesamt verbrauchen die USA 4000 Terawattstunden (TWh). In Deutschland, dem größten Markt in Europa, sind es 500 TWh und in Großbritannien 300 TWH.

Ausländische Firmen müssen beim US-Markteintritt die Hürde des "Public Utilities Holding Company Act" von 1935 nehmen. Danach muss der Käufer eines USEnergieversorgers mindestens 80 Prozent seines Geschäfts mit Strom, Gas oder Öl bestreiten. Außerdem darf kein Aktionär über fünf Prozent des Grundkapitals besitzen.

heb, ews

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