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Wirtschaft: Strommarkt: HEW nimmt erste Hürde beim Bewag-Kauf

Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) haben die Vorbehalte des Berliner Senats gegen eine Übernahme des Stromversorgers Bewag ausgeräumt. Finanzsenator Peter Kurth (CDU) teilte am Dienstag mit, alle Streitfragen mit HEW, ihrer schwedischen Muttergesellschaft Vattenfall und dem Energiekonzern Eon seien geklärt.

Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) haben die Vorbehalte des Berliner Senats gegen eine Übernahme des Stromversorgers Bewag ausgeräumt. Finanzsenator Peter Kurth (CDU) teilte am Dienstag mit, alle Streitfragen mit HEW, ihrer schwedischen Muttergesellschaft Vattenfall und dem Energiekonzern Eon seien geklärt. Ein Vertrag soll noch diese Woche, möglicherweise am Mittwoch, unterzeichnet werden. Danach werde der Senat seine einstweilige Anordnung gegen Eon zurückziehen.

Die HEW wollen die von der Eon Energie gehaltenen 49 Prozent des Bewag-Kapitals (52,2 Prozent Stimmrechte) kaufen. Dem widersetzt sich noch der US-Konzern Southern Energy, der an der Bewag 26 Prozent besitzt und auf einem Vorkaufsrecht besteht.

Eon-Sprecher Erwin Hayden äußerte sich zuversichtlich, dass mit Southern eine einvernehmliche Lösung gefunden werden könne. "Ein langwieriger Rechtsstreit über die Haltbarkeit der von Southern erwirkten einstweiligen Verfügung könnte dann im Interesse aller Beteiligten vermieden werden."

Das Land Berlin hatte den Verkauf des Bewag-Pakets blockiert, um die Erfüllung der Verpflichtungen der Altgesellschafter aus dem Privatisierungsvertrag von 1997 abzusichern. Der jetzt paraphierte Vertragsentwurf regelt insbesondere die Verpflichtungen der Stromunternehmen bei der Bildung einer vierten Kraft am Energiemarkt.

Zu den Eckpunkten gehört ein Angebot an Southern Energy zur Beteiligung an einem neuen nordostdeutschen Energiekonzern unter Einschluss des Braunkohleverstromers Veag und der Kohlegesellschaft Laubag. Southern soll eine Sperrminorität an der Holding erhalten, wenn sich das Unternehmen bis 30. November zur Annahme dieses Vorschlags bereit erklärt.

Mit der Rücknahme der einweiligen Anordnung des Senats soll der Weg zur Bildung eines neuen Energiekonzerns durch ein gemeinsames Gebot von Bewag, HEW und gegebenenfalls Southern Energy für Veag, Laubag und eventuell die Regionalgesellschaft Envia eröffnet werden. Ein Veag-Sprecher bezeichnete die Einigung als ein sehr positives Signal für eine große Energiemarkt-Lösung.

Dennoch wird es bis zum heutigen 15. November Punkt 17 Uhr, wenn die Frist für ein Gebot für die die ostdeutschen Stromunternehmen abläuft, kein gemeinsames Angebot der Bewag und HEW geben.

Das Dilemma zeichnete sich bereits im August kurz nach dem geplanten Coup der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) und von Eon ab. Eon wollte seine Bewag-Anteile an die HEW verkaufen und damit die Hamburger zum Bewag-Eigner machen. Anschließend sollten dann HEW/Bewag gemeinsam die Veag und den Braunkohleförderer Laubag übernehmen. Unter dem Dach des schwedischen HEW-Großaktionärs Vattenfall wäre mit Vattenfall/HEW/Bewag/Veag/Laubag die vierte Kraft auf dem deutschen Strommarkt gezimmert.

So der Plan. Doch man fragte weder den Berliner Senat noch den Bewag-Mehrheitseigner Southern Energy. Beide erreichten unter Hinweis auf den Bewag-Privatisierungsvertrag vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf des Versorgers. Nach zähen Verhandlungen und einigen Zusagen zieht der Senat die Verfügung nun zurück - vor allem aus Angst vor einer Isolierung der Bewag. Denn in Branchenkreisen gilt es als sicher, dass Eon seine Anteile an Veag und Laubag ebenfalls an die HEW verkaufen will. Da Southern bislang alle Angebote abgelehnt hat und selber mit der Bewag für Veag/Laubag bieten will, ist kein Ende abzusehen. Auf einen Gerichtsstreit mit ungewissem Ausgang will es allerdings keiner der Beteiligten ankommen lassen.

Die Bewag teilte am Dienstag mit, dass sie im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2000/2001 ein Vorsteuerergebnis von 52 Millionen Euro erzielt hat. Dies liege trotz des Rückganges der Stromerlöse um 33 Millionen Euro über dem Vergleichswert des Vorjahres. Das Unternehmen stellte den Aktionären für das Gesamtjahr eine unveränderte Dividende in Aussicht.

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