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Wirtschaft: Strommarkt: Southern Energy sorgt für Unruhe im Bewag-Streit

In die Auseinandersetzung um die Neuaufteilung der ostdeutschen Stromwirtschaft und die Verteilung der Aktienanteile des Berliner Stromversorgers Bewag hat der US-Konzern Southern Energy (SEI) neue Unruhe gebracht. In einem "Kompromisspapier", das SEI am Montag in Berlin vorgelegt hat, verabschieden sich die Amerikaner von ihrem ursprünglichen Konzept der Neugründung eines "unabhängigen" ostdeutschen Stromunternehmens.

Von Antje Sirleschtov

In die Auseinandersetzung um die Neuaufteilung der ostdeutschen Stromwirtschaft und die Verteilung der Aktienanteile des Berliner Stromversorgers Bewag hat der US-Konzern Southern Energy (SEI) neue Unruhe gebracht. In einem "Kompromisspapier", das SEI am Montag in Berlin vorgelegt hat, verabschieden sich die Amerikaner von ihrem ursprünglichen Konzept der Neugründung eines "unabhängigen" ostdeutschen Stromunternehmens. Obwohl Jason Harlan, Deutschland-Chef von SEI, bislang immer wieder betont hatte, welche Vorteile in der Bildung eines solchen ostdeutschen Stromunternehmens aus Bewag, Veag, Laubag und Mibrag liegen würden, bezeichnete er dieses Ziel nun überraschend als "wenig Erfolg versprechend".

Die Amerikaner fordern nun vielmehr den schwedischen Stromkonzern Vattenfall und die Hamburger Electricitätswerke (HEW) zu einer "partnerschaftliche Führung" beim Berliner Stromkonzern Bewag und einem gemeinsamen Gebot für die ostdeutsche Veag/Laubag/Mibrag/Envia-Gruppe auf.

Harlan bezeichnete sein Modell als schnell umsetzbar, was für das laufende Bieterverfahren um den Anteilsverkauf der ostdeutschen Gruppe (Angebotsschluss ist der 15. November) sehr wichtig sei. Vattenfall und Southern sollen nach SEI-Plänen die ostdeutsche Gruppe in eine Strom-Verteilerfunktion (Envia, übernommen von Vattenfall/HEW) und Stromerzeuger-Funktion (Veag/Laubag, übernommen von Bewag/SEI) aufteilen. Eine gemeinsame Holding aller Beteiligter lehnte Harlan allerdings ab. Dafür gebe es zu viele offene Fragen und Interessen. Allein mittelfristig sei vorstellbar, über mögliche Fusionen zu sprechen. Die betroffenen Bundesländer und der Bund hätten seinen Vorschlag gut aufgenommen, sagte Harlan.

Den zentralen Streitpunkt zwischen HEW/Vattenfall und SEI - die Aktienverteilung und unternehmerische Führung bei der Bewag - wollen die Amerikaner offenbar erst zu einem späteren Zeitpunkt klären. Harlan schlug am Montag vor, HEW in einem Konsortialvertrag "weitestgehende Mitspracherechte" beim Berliner Versorger zu garantieren. Allerdings sei man nicht bereit, die Aktienmehrheit an der Bewag abzugeben. SEI bestehe auf mindestens "50 Prozent plus einer Aktie". Harlan: "Wir haben in diesem Punkt keinen weiteren Spielraum".

Die Bewag- und Veag-Anteile stehen zum Verkauf, da sich die fusionierten Stromkonzerne Eon und RWE/VEW aus Wettbewerbsgründen aus beiden Unternehmen zurückziehen müssen. Seit Eon seinen 49-Prozent-Anteil an der Bewag dem Hamburger Unternehmen HEW verkaufen will, streiten Bewag-Aktionär Southern und HEW um die frei werdenden Bewag-Anteile auch vor Gericht. SEI (bisher 26 Prozent Bewag-Anteile) leitet aus dem Konsortialvertrag mit Eon ein Vorkaufsrecht für deren Bewag-Aktien ab. Sollte HEW weiterhin darauf bestehen, alle Eon-Anteile der Bewag erwerben zu wollen, drohte SEI-Chef Harlan am Montag erneut damit, auf dem Rechtsweg seine Interessen durchzusetzen.

Sowohl der schwedische Konzern Vattenfall als auch HEW zeigten sich am Montag überrascht. Bei Vattenfall hieß es, ein solches Angebot liege nicht vor. Man begrüße zwar, dass sich Southern "in die richtige Richtung bewegt", sei jedoch irritiert, dass "Verhandlungen nur über die Öffentlichkeit geführt werden".

HEW-Sprecher Johannes Altmeppen lehnte den Vorschlag der Amerikaner ab. HEW sei nach wie vor an der Bildung einer "großen vierten Strom-Kraft" in Ostdeutschland interessiert. Gemeinsam mit der Bewag wolle man eine solche Holding, die die ostdeutsche Veag/Laubag-Gruppe einschließt, in Berlin installieren. Dazu halte HEW an seinem Ziel, die Aktienmehrheit bei der Bewag zu erringen, fest.

Das "Kompromisspapier" von SEI, so der HEW-Sprecher, zeuge von "wenig energiewirtschaftlichem Sachverstand". Insbesondere die Forderung der Amerikaner, HEW/Vattenfall sollten "eigene Kraftwerkskapazitäten schließen" und sämtliche Funktionen vollständig nach Ostdeutschland verlagern, seien fern jeder Realität.

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