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Stromnetz in Berlin: Vattenfall-Chef Hatakka macht Wowereit ein Angebot

In den ersten 120 Jahren seit Elektrifizierung Berlins hat die Bewag das Stromnetz betrieben. Seit der Übernahme vor zehn Jahren heißt der Betreiber Vattenfall. Die Ära könnte jetzt zu Ende gehen. Denn das Land schreibt den Konzessionsvertrag neu aus. Nun startet Vattenfall eine Charme-Offensive

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall Europe hat dem Land Berlin vorgeschlagen, das Stromnetz der Stadt künftig gemeinsam zu betreiben. Konzernchef Tuomo Hatakka verwies am Montagabend auf ein Beteiligungsmodell in Hamburg. Dort werde sich das Land mit 25,1 Prozent am Netz beteiligen, „hat aber bei Investitionen ein Stimmrecht auf Augenhöhe und kann damit bei minimiertem finanziellen Risiko seinen Einfluss auf die Entwicklung des Stromnetzes stark erweitern“, sagte Hatakka auf einer Feierstunde im Heizkraftwerk Moabit zum zehnjährigen Bestehen des Unternehmens in Deutschland. „Für ähnliche Lösungen sind wir auch in Berlin offen und freuen uns auf Austausch und neue Ideen.“

Wer darf Licht machen? Vattenfall betreibt das Berliner Stromnetz und will es weiter tun. Die Schronsteine im Bild gehören zu Vattenfalls Heizkraftwerk Mitte.
Wer darf Licht machen? Vattenfall betreibt das Berliner Stromnetz und will es weiter tun. Die Schronsteine im Bild gehören zu Vattenfalls Heizkraftwerk Mitte.

© Vattenfall

Das Land Berlin schreibt derzeit den Konzessionsvertrag zum Betrieb des Stromnetzes neu aus. Vor allem in der regierenden Berliner SPD, aber auch unter Grünen, Linken und Piraten im Abgeordnetenhaus gibt es starke Stimmen, die für eine Vergabe an einen anderen Betreiber sprechen – in der Hoffnung, das Land könne wieder Einfluss auf die Strompreisgestaltung nehmen. Seit 130 Jahren betreibt Vattenfall beziehungsweise das landeseigene Vorgängerunternehmen Bewag das Netz.

Vor zehn Jahren hatte Vattenfall zunächst die Hamburgischen Elektrizitäts-Werke (HEW), der Vereinigte Energiewerke AG (Veag) sowie das Bergbauunternehmen Lausitzer Braunkohle AG (Laubag) übernommen. Anfang 2003 kam die Bewag hinzu. Mit der Fusion sahen die Schweden die Chance, ein Unternehmen in Deutschland aufzubauen, das die gesamte Wertschöpfungskette vom Bergbau bis zur Steckdose kontrollieren kann. Damit entstand der nach Eon und RWE drittgrößte deutsche Energiekonzern.

Kabelsalat. Blick in ein Berliner Vattenfall-Trafohäuschen der Niederspannungsebene.
Kabelsalat. Blick in ein Berliner Vattenfall-Trafohäuschen der Niederspannungsebene.

© Vattenfall

Hatakka erinnerte daran, dass man sich damals bewusst für Berlin als Sitz der Zentrale entschieden habe. Sein Unternehmen habe in der Zeit 5,4 Milliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet, zugleich aber 10,5 Milliarden Euro investiert. „Das haben wir nicht getan, weil wir nicht rechnen können oder schlechte Geschäftsleute sind, sondern weil wir an diesen Standort glauben“, sagte er. Zudem habe Vattenfall in der Zeit fast 800 Millionen Euro an Steuern „gerne überwiesen“.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte in seiner Rede, er glaube nicht alle Zahlen, die auf Feierstunden gesagt werden, dankte dem Unternehmen aber für sein Engagement. „Es waren erfolgreiche zehn Jahre, wenn auch nicht einfache“, sagte er mit Blick auf den Arbeitsplatzabbau. Was die Vergabe der Stromnetze angehe, nehme er das Gesprächsangebot gerne auf. Er verwies zugleich auf die zunehmend hohen Belastungen der Kunden, die sich darauf verlassen können müssten „vernünftige Preise zu erfahren“. Das Land habe aber auch eine Verantwortung für Vattenfalls 5000 Mitarbeiter in der Stadt. „Ich glaube, dass wir die richtige Balance finden werden“, sagte Wowereit.

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