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Wirtschaft: Stromnetz stand vor dem Kollaps Händler sollen

illegal spekuliert haben.

Berlin - Wenn Eiseskälte auf Profitgier trifft, ist das eine gefährliche Mischung. Die soll das Stromnetz in vergangenen Tagen offenbar mehrfach an den Rande des Zusammenbruchs geführt haben. Das geht aus einem Schreiben hervor, das die Bundesnetzagentur an alle rund 900 registrierten Stromhändler verschickt hat. Demnach habe die Systembilanz im deutschen Netz seit dem 6. Februar in der Nacht, am Morgen und am Abend „erhebliche, über mehrere Stunden anhaltende Unterdeckungen“ aufgewiesen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus dem Schreiben zitiert.

Ursache seien Lastprognosefehler der obersten Stromhändler, der sogenannten Bilanzkreisverantwortlichen, gewesen. Die Aufgabe der Händler ist es, anhand von Erfahrungswerten und Wetterdaten vorherzusagen, wie viel Strom ihre Kunden brauchen – und entsprechend die nötigen Strommengen einzukaufen. Nun wirft die Behörde Händlern vor, die Strommenge bewusst zu niedrig kalkuliert zu haben, um Geld zu sparen, wie ein Sprecher der Behörde sagte.

Denn in den vergangenen Tagen mit großer Kälte und wenig verfügbarer Sonnen- und Windenergie war die Nachfrage riesig, die Strompreise am Spotmarkt waren daher bis zu sechs Mal so hoch wie üblich. Da bestellten viele Händler offenbar weniger Strom als erforderlich wäre. Sie spekulierten darauf, dass die Netzbetreiber Kraftwerke zuschalten würden, die die sogenannte Regelenergie liefern. Das ist normalerweise teurer, in diesen Tagen aber billiger als am Spotmarkt.

Das wiederum führte dazu, dass alle Kapazitäten ausgelastet waren. „Die Netzbetreiber dürften kurz davor gestanden haben, ihre mehrstufigen Notfallpläne zu aktivieren“, sagte Tobias Federico von der Berliner Energieberatungsfirma Energy Brainpool. Grundsätzlich funktioniere das Stromhandelssystem. Allerdings müsse der Regulierer dafür sorgen, dass Strom der Regelenergie nicht billiger ist als am Spotmarkt. kph

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