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Wirtschaft: Stromversorger kämpfen um Kostenführerschaft

An den Börsen hat es bislang keinen Vertrauensvorschuss für eine verbesserte Performance der neu aufzustellenden Veba/Viag-Gruppe gegeben. Die Kurse beider Unternehmen sind seit der offiziellen Verkündung der Fusion Ende September vielmehr kräftig nach unten gerutscht.

An den Börsen hat es bislang keinen Vertrauensvorschuss für eine verbesserte Performance der neu aufzustellenden Veba/Viag-Gruppe gegeben. Die Kurse beider Unternehmen sind seit der offiziellen Verkündung der Fusion Ende September vielmehr kräftig nach unten gerutscht. Eine ähnliche Entwicklung verzeichneten die beiden anderen Fusionskandidaten RWE AG, Essen, und VEW AG, Dortmund. Der drastische Verfall der Preise im Kerngeschäft Strom setzt die Vorstände der Energieversorger erheblich unter Druck. Die Spitzenmanager der vier Fusionskandidaten werben mit der Vision "Multi Utility" und wollen sich künftig in der Spitzengruppe europäischer Energieversorger positionieren. Noch konnten die Aktionäre aber nicht überzeugt werden, dass der angekündigte Sprung in die "Führungsgruppe der Multi Utilities in der Welt" auch erfolgreich beschritten werden kann. Veba und Viag sind bei ihrer Verschmelzung schon weiter als RWE/VEW, deren Aufsichtsräte am 23. Februar zustimmen müssen.

Vor der endgültigen Verschmelzung der Viag auf die Veba müssen aber auch noch Kompromisse mit den Wettbewerbshütern erreicht werden. Im Gegensatz zur Fusion RWE-VEW, die nach den quantitativen Aufgreifkriterien (gemessen an den Unternehmensumsätzen) in die Kompetenz des Bundeskartellamts in Bonn fällt, will die EU-Wettbewerbsbehörde den Zusammenschluss von Veba und Viag selbst prüfen, und zwar in Anlehnung mit den gleichfalls anstehenden Fällen grenzüberschreitender Kapitalbeteiligungen zwischen Schwedens Vattenfall und der HEW AG sowie zwischen Electricité de France (EdF) und Energie Baden-Württemberg AG (EnBW). Brüssel und Bonn wollen eng kooperieren.

Kurt Markert, über viele Jahre Leiter der für Energie zuständigen Beschlussabteilung beim Bundeskartellamt, weist darauf hin, dass die gesetzlichen Beurteilungsmaßstäbe für die Fusionskontrolle in Brüssel und Bonn "im Wesentlichen identisch" sind. Deshalb sei bei gleicher Handhabung durch die beiden Behörden es eigentlich auch müßig, darüber zu spekulieren, wo weichere Auflagen unterstellt werden können. Für Markert stellt sich jedoch die Frage, ob beide Behörden die gesetzlichen Kriterien auch tatsächlich einheitlich anwenden, zum Beispiel bei der für die Feststellung von Marktbeherrschung erforderlichen Abgrenzung der sachlich und räumlich relevanten Märkte. Für den Kartellexperten aus Berlin ist es deshalb besonders wichtig, dass beide Kontrollinstanzen sich im Wege gegenseitiger Abstimmungen zu einem einheitlichen Beurteilungskonzept durchringen, "das dem gemeinsamen Ziel, mit der Fusionskontrolle wettbewerbliche Marktstrukturen zu gewährleisten, gerecht werden kann". Konkret geht es darum, dass neben den deutschen Marktführern RWE/VEW und Veba/Viag als Dyopol sowie EnBW-EdF als dritter Kraft auch noch eine vierte Kraft aus HEW-Vattenfall und einer unabhängigen Bewag sowie Veag geschaffen wird.

Bei der Veba-Viag ist zuletzt Zweckoptimismus groß geschrieben worden. Der Verfall der Strompreise könnte kurzfristig gestoppt werden, prognostiziert Veba-Chef Hartmann. Demgegenüber ist VEW-Chef Gert Maichel skeptisch und schließt nicht aus, dass eine Preiswende erst in sechs bis acht Jahren anstehen könnte. Die künftige Spitze der Veba-Viag setzt darauf, dass die Positionen "als Kostenführer bei der Stromerzeugung" weiter ausgebaut werden kann. Um sich als internationaler Energie-Player zu positionieren, werden weitere Kooperationsschritte angepeilt. Für das Kerngeschäft Energie mit Strom, Gas und Wasser muss der Ausbau der Internationalisierung allerdings rasch gelingen, damit nicht die besten Felder schon besetzt sind.

jsm

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