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Studie: Berlin ist unterdurchschnittlich in der Industrie

Die Hauptstadt hat zu wenig produzierende Unternehmen, nur rund 100.000 Menschen arbeiten in der Berliner Industrie. Die IHK will das ändern.

Berlin - Nur rund 103 000 Menschen sind in der Berliner Industrie tätig. Um den Durchschnitt europäischer Hauptstädte zu erreichen, müssten es laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung mindestens 200 000 werden. Diesem Ziel hat sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin verschrieben und jetzt die wichtigsten innerstädtischen Industrie- und Innovationsstandorte untersucht. Man wolle Firmenansiedlungen fördern und die städtebaulichen Planungen beflügeln, sagten IHK-Präsident Eric Schweitzer und Hauptgeschäftsführer Jan Eder. Im Januar soll eine 51-seitige Broschüre mit den Ergebnissen der Analyse erscheinen.

Nachholbedarf sieht die Kammer bei Kooperationen von Wissenschaft und Wirtschaft. Trotz der bundesweit einzigartigen Forschungslandschaft, die „Weltruf“ genieße, und den hohen öffentlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung „mangelt es an der Umsetzung in Produkte“, sagte Schweitzer. Wissenschaftler und Unternehmen müssten sich „Tür an Tür“ ansiedeln und persönliche Kontakte aufbauen können, heißt es in dem IHK-Papier. Ein Vorbild sei der Technologiepark Adlershof.

Die Untersuchung basiert auf vorhandenen Gebietsdaten, aber auch auf Gesprächen mit Unternehmen und Standortentwicklern. Zum einen werden etablierte „klassische Industriestandorte“ vorgestellt – zum Beispiel das Gelände um den Tegeler Borsigturm, der Industriepark Spandau, die Motzener Straße in Marienfelde oder das Ufer des Teltowkanals in Steglitz-Zehlendorf.

Hinzu kommen „Innovationsstandorte der Zukunft“. Als Leitprojekt bezeichnet die IHK den Flughafen Tegel, der nach der für Juni 2012 geplanten Eröffnung des Airports BBI in Schönefeld zum Forschungs- und Industriepark für „erneuerbare Energien und Mobilität“ werden soll. Die zukunftsträchtige Energiebranche müsse in Berlin an einem Standort gebündelt werden, urteilt die IHK und fordert deshalb die „politische Abkehr“ vom geplanten Energieforum am alten Schöneberger Gasometer. In Tegel müsse die Wohnsiedlung Cité Pasteur zum Gewerbegebiet werden, um für einen industriellen Kern auf dem Flugfeld die notwendigen Abstandsflächen zu schaffen. Die Flächenvermarktung durch eine Entwicklungsgesellschaft „sollte bereits jetzt beginnen“, heißt es. Zu prüfen sei auch eine bessere Verkehrsanbindung.

Für Informations- und Kommunikationstechnologie sieht die Kammer großes Potenzial im geplanten „IT-Campus Charlottenburg“ rund um die Technische Universität und die Universität der Künste. Bald soll dort ein Gründerzentrum für bis zu 100 Firmen eröffnen.

Eine wichtige Rolle in der Gesundheitswirtschaft attestiert die Studie dem Biotech-Campus Berlin-Buch sowie dem Projekt „Medical City“ an der Heidestraße zwischen Hauptbahnhof, Charité und dem Sitz von Bayer Healthcare (ehemals Schering). Durch die Ansiedlung weiterer Firmen und Institute könne sich Berlin europaweit „als eine der führenden Gesundheitsregionen etablieren“.

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