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Hut auf. Reiche Damen, wie hier auf der englischen Galopprennbahn Epsom Downs, können sich auf ein längeres Leben freuen.

© dpa

Studie: Reiche Frauen leben länger

Sie sind beruflich erfolgreich, verdienen gut - und werden bis zu drei Jahre älter als ihre Geschlechtsgenossinnen. Das jedenfalls behaupten Wirtschaftsforscher.

Berlin - Die BMW-Erbinnen Susanne Klatten und Johanna Quandt haben sie, Verlagslenkerin Friede Springer, ebenso Auto-Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler oder Tchibo-Mitbesitzerin Ingeburg Herz: die Aussicht auf ein sehr langes Leben. Dass Frauen in Deutschland älter werden, wenn sie überdurchschnittlich gut verdienen, ist nun erstmals wissenschaftlich erwiesen. „Frauen, die zu den oberen zehn Prozent der Verdiener gehören, leben etwa drei Jahre länger als Frauen aus den niedrigsten zehn Prozent“, sagt Friedrich Breyer. Er ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Konstanz. Zusammen mit Jan Marcus vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hat er den Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und Einkommen von Frauen erforscht. Ihre Studie haben sie am Dienstag in Berlin veröffentlicht.

Dass es eine Beziehung zwischen Geld und Alter gibt, gilt schon länger als wahrscheinlich – entsprechende Studien gab es bislang aber meist nur für Männer. Die DIW-Forscher haben nun erstmals berechnet, dass es auch bei deutschen Frauen einen Zusammenhang gibt. Die Schwierigkeit geht zurück auf die klassische Rollenverteilung – denn es gilt, zwischen dem Arbeitseinkommen der Frau und dem gesamten Haushaltseinkommen zu unterscheiden. Ohne diese Trennung ließ sich der Einfluss der Einkünfte auf die Lebenserwartung der Frauen nicht berechnen. Breyer und Marcus haben nun die Daten von Arbeitnehmerinnen ausgewertet, die zwischen 1994 und 2005 gestorben sind und zuvor mindestens 25 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hatten.

Warum ein gutes Einkommen ein längeres Leben verspricht, können die Forscher aber nur mutmaßen. Eine Erklärung könnte sein, dass sich Gutverdienerinnen mehr und bessere medizinische Behandlung leisten können. Auch leben sie meist nicht in Gegenden mit hoher Kriminalität und Umweltverschmutzung, wo Menschen einen frühen Tod riskieren. Möglich ist auch, dass besser Ausgebildete mehr verdienen und zugleich besser über gesunde Lebensweise Bescheid wissen. Und ihre Jobs gefährden gemeinhin die Gesundheit weniger als bei schlechter ausgebildeten Menschen.

Allerdings ist der Studie zufolge auch ein anderer Wirkungszusammenhang denkbar: Wer oft krank ist, verdient auch weniger und macht vermutlich kaum Karriere. Womöglich ist dann auch das Risiko größer, den Job zu verlieren und eine Zeitlang arbeitslos zu sein – mit entsprechenden Folgen für das Einkommen. Reiche Männer sind gegenüber reichen Frauen dennoch im Vorteil: Bei ihnen verlängert sich das Leben doppelt so stark, wenn sie mehr verdienen, schreiben Breyer und Marcus. Warum das so ist, gelte es noch zu erforschen.

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