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Wohin damit? Derzeit gibt es erst 2200 Ladepunkte in Deutschland. Foto: p-a/dpa

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Wirtschaft: Suche Anschluss für mein Auto

Elektromobilität braucht Lade-Infrastruktur. Aber wie soll die aussehen? Und wer soll sie bezahlen?

Wie viele Ladestationen brauchen wir für die eine Million Elektroautos, die in acht Jahren auf unseren Straßen fahren sollen? Und müssen wir überhaupt öffentlich laden? Und wie können Geschäftsmodelle mit dem Stromtanken aussehen? Über diese Fragen diskutierten Vertreter der Energiewirtschaft, von Wissenschaft und Unternehmen auf dem Infrastruktur-Panel beim eMobility Summit des Tagesspiegels.

Derzeit gibt es 2200 Ladepunkte in Deutschland, aber nur zwölf davon sind zum schnellen Laden von Elektroautos geeignet. Auch wenn in Berlin an mancher Stelle die Säulen ins Auge fallen – auf die nationale Fläche gesehen ist die Zahl sehr gering. In Japan beispielsweise führte Nejila Parspour von der Universität Stuttgart an, sei man früher dran gewesen und schneller in der Umsetzung. Bereits 800 Schnellladepunkte gäbe es dort. Die Forscherin vertritt die Position, dass man sich in Deutschland ranhalten müsse, weil wir sonst von den asiatischen Ländern, allen voran Japan und China, abgehängt würden.

Die großen Energieversorger sind in dieser Frage unterschiedlich positioniert. Ruth Werhahn von Eon erläuterte, dass ihr Konzern zwar Ladesäulen vertreibe, in der Öffentlichkeit aber keine solchen aufbauen werde. Die Ladesäulen auf dem Gehweg böten absehbar kein verträgliches Geschäftsmodell. Dem wollte auch Uwe Fritz von EnBW nicht widersprechen. Dennoch investiert sein Unternehmen in öffentliche Ladesäulen und ist maßgeblich am Aufbau des Carsharing-Projekts Car2go in Stuttgart beteiligt, wo bis zu 250 für die elektrischen Kleinwagen der Daimler-Tochter Smart entstehen sollen.

Christian Heep vom Bundesverband eMobilität konnte aus eigener Erfahrung von den Schwierigkeiten berichten, die die Installation von Ladesäulen im öffentlichen Raum mit sich bringt. Nach seiner Meinung werden neue Geschäftsmodelle die Voraussetzung dafür sein, dass es bald mehr Ladesäulen auf unseren Straßen gibt. Einen Ansatz, wie ein solches Geschäftsmodell aussehen könnte, brachte Frank Pawlitschek mit. Sein Start-up-Unternehmen Ubitricity, 2008 in Berlin gegründet, entwickelt mit Partnern aus der Industrie intelligente Steckdosen, die flexible Abrechnungsmodelle ermöglichen. Gleichzeitig soll die Technik so günstig werden, dass es sich für Firmen und sogar für Privatkunden lohnen könnte, offene Lademöglichkeiten anzubieten. Dabei kommuniziert ein Steuermodul des Elektromobils mit der intelligenten System-Steckdose. Diese gibt Strom frei und rechnet den Verbrauch über Datenverbindungen ab.

Intensiver geführt wurde die Diskussion über die Frage, ob überhaupt ein Netz an öffentlichen Ladepunkten aufgebaut werden müsse. Neben der Frage nach der Wirtschaftlichkeit stand dabei auch der Nutzen infrage. Muss Elektromobilität für innerstädtische Bereiche überhaupt ermöglicht werden? Müssen „Laternenparker“, also Bürger ohne eigene Garage, denn unbedingt elektrisch fahren? Brauchen wir ein neues Mobilitätsbewusstsein? Über diese Fragen gab es keine Einigkeit. Einerseits drängen E-Autos auf den knappen Parkraum in Großstädten und ärgern die Anwohner. Andererseits gibt es so etwas wie eine „Reichweitenangst“ der Benutzer von Elektroautos. Klar wurde schließlich, dass es auch hier keinen Königsweg gibt. Infrastruktur muss sein. Immerhin gibt es mittlerweile Normen für die Ladestecker. Wo die passende Dose dazu am besten aufgehoben ist, wird am Ende der Kunde entscheiden. Markus Mechnich

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