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Wirtschaft: Südkorea benötigt über 20 Mrd.Dollar

Noch diese Woche Entscheidung über Hilfsprogramm möglich / Bankensystem wird saniert TOKIO (ga/HB).Südkorea will beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um ein Hilfsprogramm von mehr als 20 Mrd.

Noch diese Woche Entscheidung über Hilfsprogramm möglich / Bankensystem wird saniert

TOKIO (ga/HB).Südkorea will beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um ein Hilfsprogramm von mehr als 20 Mrd.US-Dollar nachsuchen.Dies kündigte der Gouverneur der Bank of Korea, Lee Kyung-Shik, gestern an.Die Notenbank machte erstmals Aussagen zu der geplanten Restrukturierung im Bankensystem.Es gilt als möglich, daß Entscheidungen über den Umfang der IWF-Hilfe und das flankierende bilaterale Programm der USA und Japans bis Ende dieser Woche gefällt werden.Die Börse in Seoul blieb mit einem Indexrückgang um 0,2 Prozent auf 438,70 Punkte praktisch stabil. Lee erklärte in New York, die vom koreanischen Finanz- und Wirtschaftsministerium genannte Summe von 20 Mrd.Dollar sei "zu niedrig", Schätzungen über ein 60 Mrd.Dollar-Programm "zu hoch".Der Notenbankchef bezifferte Südkoreas Auslandsverbindlichkeiten per Ende September mit 120 Mrd.Dollar.Hiervon entfallen 54 Mrd.Dollar auf mittel- und längerfristige Schulden, der Rest sind kurzfristige Verbindlichkeiten.Hiervon seien bis Ende des Jahres 18 Mrd.Dollar fällig. Der Leiter der Asien-Pazifik-Abteilung des IWF, Hurbert Neiss, erklärte bei seiner gestrigen Ankunft in Seoul, Korea müsse vorübergehend im Zuge der erforderlichen Restrukturierung eine Verlangsamung des Wachstums in Kauf nehmen.Die Krise in Südostasien sei auf Korea übergeschwappt, wo man bereits wegen des unzeitgemäßen Finanzsystems in Schwierigekeiten geraten war, erklärte Neiss.Er sei allerdings der Auffassung, daß Koreas Wirtschaft grundsätzlich stark sei.Neiss lehnte es ab, Angaben über die Höhe des Programms zu machen. Zur Reorganisation des Bankensystems will die koreanische Regierung bis Juni 1998 eine eingehende Untersuchung der Aktiva und Passiva aller Kreditinstitute des Landes vornehmen und anschließend von den mit "B" eingestuften Instituten einschneidende Strukturmaßnahmen und eine Anreicherung ihrer Kapitalbasis verlangen.Die mit "C" eingestuften Institute sollen zu Fusionen mit anderern Finanzinstituten animiert werden. In einem hierzu jetzt vorgelegten Bericht zur künftigen Entwicklung des Bankensystems stellt die koreanische Notenbank fest, angesichts der Verschärfung des Wettbewerbs durch den Neueintritt weiterer Institute seien fünf der etablierten Geschäftsbanken des Landes angesichts ihrer ungünstigen Ertragsentwicklung unmittelbar vom Konkurs bedroht.Hierbei handele es sich um die Cho Hung Bank, die Commercial Bank of Korea, die Korea First Bank, die Hanil Bank und die Seoul Bank. Das Finanz- und Wirtschaftsministerium forderte die Merchant-Banken auf, bis zum Jahresende ihre Probleme bei der Erfüllung von Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Gläubigern zu lösen und mit finanziell gesunden Finanzinstituten zu fusionieren.Für acht Institute wurden jetzt bereits die Übernahmeinstitute festgelegt.Vom Beginn des nächsten Jahres an ist allen Merchant-Banken das Neu-Geschäft mit ausländischen Währungen untersagt. Gleichzeitig sollen den Banken aber auch Liquiditätshilfen im Zusammenhang mit der angestrebten Übertragung von Auslandsaktiva und -passiva auf andere Institute gewährt und von dem Problemkreditfonds notleidende Kreditengagements zu diskontierten Werten abgekauft werden.Nach offiziellen Angaben hatten die 30 Institute per 31.10.97 Problemkredite von knapp 4 Bill.Won (4 Mrd.Dollar) in ihren Büchern, was 2,9 Prozent ihres gesamten Kreditportfeuilles entsprach. Extrem hohe Werte weisen hierbei die Merchant-Banken Chongsol (39,5 Prozent), Samsam, Ulsan (6 Prozent) sowie Kumho und Gyongnam (5 Prozent) auf.Demgegenüber liegt der Anteil der Problemkredite am gesamten Kreditportfeuille bei der Korea Merchant Banking, Hyundai, Korea French Banking und Asia Banking unter 0,5 Prozent. Nach einer Kalkulation von Morgan Stanley haben Koreas 27 Geschäfts- und 30 Merchant-Banken sowie die staatliche Korea Development Bank insgesamt Problemkredite, bei denen mehr als drei Monate keine Bedienung erfolgte, in Höhe von 48 Bill.Won (48 Mrd.Dollar) in ihren Büchern, was zwölf Prozent des BIP des Landes entsprechen würde.Hiervon entfallen allein 30 Bill.Won auf die 13 größten Banken des Landes, was im Durchschnitt 10,5 Prozent ihres gesamten Kreditvolumens entspricht. Spitzenwerte werden hierbei von der Korea First Bank und der Seoul Bank erreicht, bei denen der Anteil des Problemkreditvolumens jeweils deutlich über 20 Prozent des gesamten Problemkreditvolumens liegt.Beide Institute schlossen jetzt als erste mit der staatlichen Korea Asset Management Corp.Vereinbarungen über die Übertragung der Hälfte ihrer Problemkredite auf diese Abwicklungsgesellschaft.

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