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Die Deutsche Bank könnte bei einer Schieflage andere mit in die Tiefe reißen. Ein ähnliches Gewicht haben auf der Welt nur noch drei andere Banken.

© AFP

Systemrelevante Banken: Die gefährlichen Vier

Die Deutsche Bank könnte das weltweite Finanzsystem zum Einsturz bringen. Damit steht sie nicht alleine da. Das Duo an der Spitze hat das schon länger erkannt - und handelt.

Frankfurt am Main - Eine Überraschung ist es nicht und auch die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen dürften damit gerechnet haben: Die Deutsche Bank gehört zu den vier Instituten weltweit, deren Zusammenbruch das globale Finanzsystem ins Wanken bringen könnte. Die Einstufung durch den Finanzstabilitätsrat (FSB), der am Donnerstagabend die Liste mit den weltweit systemrelevanten 28 Banken veröffentlichte, hat denn auch nach Ansicht von Bankenkenner Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch keine unmittelbaren Konsequenzen. Die verschärften Kapitalanforderungen müsse die Deutsche Bank ohnehin erfüllen, weil sie vom Markt verlangt würden.

Die Einstufung als eine der weltweit vier gefährlichsten Banken – neben den US-Instituten Citigroup und JP Morgan Chase sowie der britischen HSBC – hat für die Deutsche Bank zwei Folgen: Sie muss zum einen bis 2019 ihr hartes Eigenkapital auf eine Quote von mindestens 9,5 Prozent aufstocken und damit deutlich höher als nach den Vorgaben der neuen Regeln nach Basel III. Diese schreiben schrittweise bis 2015 7,5 Prozent vor. Zum anderen muss die Deutsche Bank eine Art Testament vorgelegen: einen Plan, wie sie bei einem Zusammenbruch schonend für das Finanzsystem und damit auch ohne Belastungen für den Steuerzahler abgewickelt werden kann.

Jain und Fitschen haben sich allerdings auf die erste Forderung eingestellt, auch weil ihnen der Markt gar keine andere Wahl lässt, wie Hein betont. Bereits bis März kommenden Jahres will die Bank ihre Eigenkapitalquote auf acht Prozent und bis März 2015 auf mehr als zehn Prozent aufstocken. Damit hätte sie diese Vorgabe des FSB erfüllt – vier Jahre vor dem erforderlichen Termin.

Um die Quote zu erreichen, hatten Jain und Fitschen im September angekündigt, Vermögenswerte im Volumen von 135 Milliarden Euro, darunter offenbar viele verbriefte aus dem Investmentbanking stammende Wertpapiere, in eine separate Einheit – von vielen Beobachtern als „Bad Bank“ tituliert – auszulagern und schrittweise zu verkaufen. Schon bis März 2013 sollen 45 Milliarden Euro abgestoßen sein. Der Verkauf würde das Eigenkapital erheblich entlasten.

Hein zufolge wird dies nur mit erheblichen Verlusten möglich sein. Ohnehin sei das Investmentbanking der Deutschen Bank seit Jahren weit weniger profitabel, als das Institut behauptet. Möglicherweise werde das Geschäft nach und nach zurückgefahren. Allein das würde die Gefahren, die von der Bank nach Ansicht des FSB ausgehen, und damit ihre Systemrelevanz mindern. Hein zufolge ist die Deutsche Bank nicht wegen ihrer Größe gefährlich, sondern durch das „extrem große Rad, das sie im Investmentbanking dreht“. Dadurch sei sie global sehr stark vernetzt. Generell gelten in den Augen des FSB nur Universalbanken, die klassisches und Investmentbanking betreiben, als gefährlich. Reine Investmentbanken wie etwa Goldman Sachs dagegen nicht. Der FSB war 2009 von den G-20-Staaten, also den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern, gegründet worden, um Notenbanker, Aufseher und Regierungsvertreter zusammenzubringen.

Die Commerzbank zählt nicht mehr zu den 28 relevanten Instituten. Im Investmentbanking ist sie nur noch ein kleiner Spieler, der Staatsfinanzierer Eurohypo wird nach und nach genauso abgewickelt wie die Schiffsfinanzierung. Damit nimmt auch die internationale Vernetzung des staatlich gestützten Instituts ab. Commerzbank-Chef Martin Blessing wird kommende Woche die neue Strategie vorstellen: Sie wird vor allem auf das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft in Deutschland und auf osteuropäische Märkte, vor allem den polnischen, zielen. Man habe bewusst in Kauf genommen, dass man nicht mehr alle Kriterien für eine global systemrelevante Bank erfülle, sagte ein Sprecher zum Prestigeverlust, der damit ohne Zweifel auch verbunden ist.

Allerdings wird die Commerzbank nicht unbedingt freiwillig kleiner. Eurohypo und Schiffsfinanzierung erwiesen sich als Fass ohne Boden. Ohnehin ringt die Bank um solide Ergebnisse: Im ersten Halbjahr war der Gewinn um ein Drittel eingebrochen, für das zweite Halbjahr rechnet die Bank mit einem weiteren Rückgang. Systemrelevant bleibt sie freilich – jedenfalls auf nationaler Ebene.

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