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Wirtschaft: Systracom Bank AG: Berliner Internet-Broker droht die Zahlungsunfähigkeit

Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat beim Berliner Internet-Broker Systracom Bank AG den Geschäftsverkehr geschlossen. Das so genannte Moratorium sei erforderlich geworden, weil der Bank die Zahlungsunfähigkeit und die baldige Aufzehrung des haftenden Eigenkapitals drohe, teilte das Amt am Freitag mit.

Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat beim Berliner Internet-Broker Systracom Bank AG den Geschäftsverkehr geschlossen. Das so genannte Moratorium sei erforderlich geworden, weil der Bank die Zahlungsunfähigkeit und die baldige Aufzehrung des haftenden Eigenkapitals drohe, teilte das Amt am Freitag mit. Die Maßnahme eröffne die Möglichkeit, die Sanierungsbemühungen fortzusetzen, hieß es. Einzelne Kauf- oder Verkaufaufträge darf die Bank während des Moratoriums nicht ausführen. Die Systracom Bank gehört dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an. Im Aufsichtsrat der AG sitzen Wolfgang Steinriede (ehemals Vorstandssprecher der Bankgesellschaft Berlin) als Vorsitzender, Jürgen Krumnow (ehemals Vorstandsmitglied der Deutschen Bank) und Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die beiden Vorstände sind Klaus-Peter Möritz und Peter-Jörg Klein.

Systracom war erst im vergangenen jahr als "konzernunabhängiger Internetbroker" gestartet, und hatte im Herbst eine Vollbanklizenz erhalten. Als einziger Internetbroker bot Systracom eine Flat Fee. Für einheitlich 9,95 Euro je Trade konnten Kunden an den Börsen gehandelte deutsche und internationale Wertpapiere kaufen und verkaufen. Berlins Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner sprach damals von einer "Stärkung des Bankenstandortes Berlin". Ausschließlich Privatleute hatte rund 55 Millionen Mark investiert und wollten rund 200 neue Arbeitsplätze schaffen. Vorgesehen war auch ein schneller Börsengang. Noch im Januar sprach Vorstandssprecher Klaus-Peter Möritz von einem Wachstum gegen den Trend. Im 4. Quartal 2000 habe die Bank rund 6500 Kunden gewinnen können. Die Bareinlagen beliefen sich zum Jahresende auf 27 Millionen Euro, der Depotbestand erreichte 59,3 Millionen Euro. Im Februar wurde eine Investmentbank mit der Suche nach einem Partner oder Käufer beauftragt. Einen Kommentar zu dem Moratorium lehnte eine Sprecherin von Systracom am Freitag ab. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass das Konzept der Banker angesichts der drastischen Kursrückgänge an den Börsen nicht aufgegangen ist.

dr

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