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Wirtschaft: SZENARIO 3: DER ANFANG VOM ABSTIEG

Gustav Horn glaubt nicht an den Aufschwung – zumindest nicht mehr 2008. „Der Abschwung kommt“, warnt der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).

Gustav Horn glaubt nicht an den Aufschwung – zumindest nicht mehr 2008. „Der Abschwung kommt“, warnt der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Denn die Situation der deutschen Wirtschaft habe sich in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt.

Die größte Gefahr geht laut Horn von der Finanzkrise in Amerika aus, die auf die Realwirtschaft überspringen wird. „Wir werden die Auswirkungen erst im nächsten Jahr voll spüren“, befürchtet Horn. Wie viele Experten rechnet er damit, dass die Banken weltweit insgesamt mindestens 400 Milliarden Dollar abschreiben müssen – gerade einmal 60 Milliarden davon sind bisher offengelegt.

Die Krise der Finanzwirtschaft werde dazu führen, dass die Unternehmen weniger Kredite bekommen. Das wiederum beeinträchtigt die Investitionen, die eigentlich die treibende Kraft eines jeden Aufschwungs sind. Auch andere Volkswirte sehen diese Gefahr: „Wir haben das Gefühl, dass sich die Investitionen nicht gut entwickeln“, sagt etwa Ralph Solveen, Konjunkturexperte bei der Commerzbank. Der Wegfall der günstigen degressiven Abschreibungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen zum 1. Januar 2008 werde diese Tendenz noch verstärken.

Auch für den privaten Verbrauch sind Horn und Solveen weniger optimistisch als viele Kollegen. „Wir sehen noch nichts vom Konsum“, sagt Solveen. Sein Kollege Horn glaubt, dass das weitgehend so bleiben wird. Zur „ Konjunkturstütze“ tauge der private Verbrauch jedenfalls nicht. Die voraussichtlichen Einkommenssteigerungen seien zu gering. Erst recht, wenn die Preise für Energie und Lebensmittel weiter so drastisch steigen wie bisher. „Wir rechnen damit, dass sich die Entwicklung der Energiepreise stark beschleunigt“, sagt Horn.

Auf das Gesamtjahr gerechnet sagt sein Institut zwar immer noch 1,5 Prozent Wachstum voraus. Der größte Teil davon gehe aber auf die starke Entwicklung in diesem Jahr zurück, erklärt Horn. 2008 werde es zumindest zeitweise zur Stagnation der Wirtschaftsleistung kommen. Wenn mehrere Faktoren zusammenspielen, könnte dieser Zustand sogar länger anhalten. Ein Eurowechselkurs von 1,60 Dollar, ein Ölpreis von 105 Dollar oder mehr und eine Leitzinserhöhung um 0,5 Prozent durch die Europäische Zentralbank – das sind die Zutaten für Horns Horrorszenario. So weit sind diese Zahlen gar nicht mehr entfernt.

Das spricht dafür:

Die Bedenken sind berechtigt – selbst im Aufschwungjahr 2007 haben die Verbraucher weniger Geld ausgegeben. Umfragen zufolge haben sich ihre Erwartungen an die Zukunft weiter eingetrübt. Die Unternehmen befürchten wegen der Kreditkrise der Banken schlechtere Finanzierungsbedingungen. Der Zentralverband des deutschen Handwerks etwa berichtet bereits von solchen Fällen. stek

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