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Wirtschaft: T-Online bleibt der Biergarten-Effekt erspart

Telekom-Tochter steigert auch von März bis Juni Kundenzahl, Umsatz und Gewinn und hebt Prognose für 2003 an

Berlin (mot). Europas größter InternetAnbieter T-Online hat das traditionell schwache zweite Quartal überraschend positiv abgeschlossen. Die Telekom-Tochter präsentierte am Dienstag zum elften Mal in Folge ein über dem Vorquartal liegendes Ergebnis und will 2003 mehr Umsatz und Gewinn machen als ursprünglich geplant. An der Börse wurde die gute Nachricht mit Kursgewinnen honoriert: Die Aktie, die seit Jahresanfang schon fast 90 Prozent gewonnen hat, legte bis zum Schluss um 2,4 Prozent auf 9,82 Euro zu und war der mit Abstand am meisten gehandelte Tec-Dax-Wert.

„Das Internet ist und bleibt ein Wachstumsmarkt“, sagte T-Online-Vorstandschef Thomas Holtrop auf einer telefonischen Pressekonferenz. Dies gelte offensichtlich auch in politisch ruhigeren Zeiten. Im ersten Quartal hatte T-Online von der gestiegenen Internet-Nutzung während des Irak-Kriegs profitiert. Analysten hatten befürchtet, dass der „Biergarten-Effekt“ das Geschäft in den Monaten März bis Juni beeinträchtigen könnte. Doch die Internet-Nutzer ließen sich vom schönen Wetter nicht abhalten, blieben im Schnitt sogar länger online als vor einem Jahr und bescherten T-Online auch im zweiten Quartal steigenden Umsatz und Gewinn. Seit Anfang 2003 hat das Unternehmen rund 430 000 Neuverträge abgeschlossen und zählt jetzt insgesamt 12,67 Millionen Kunden. Damit festigt T-Online seine Spitzenposition in Europa vor dem französischen Konkurrenten Wanadoo. Weltweit ist AOL mit mehr als 33 Millionen Kunden Marktführer.

„Die gestiegene Akzeptanz des Internets, die vermehrte Nutzung von Breitbandzugängen und die gute Auslastung der Netzkapazitäten legen die Basis für unseren Erfolg“, sagte Holtrop. Ein Viertel aller T-Online-Kunden verfüge inzwischen über einen breitbandigen Anschluss (T-DSL), der eine schnellere Internetnutzung erlaube. „Das Breitband wird Treiber des Wachstums sein“, sagte Holtrop. Bemerkbar macht sich die wachsende T-DSL-Kundschaft bei der Gewinnspanne: Geringere Materialkosten und die bessere Auslastung der Kapazitäten ließen die so genannte Rohertragsmarge im zweiten Quartal auf 56,7 Prozent (Vorjahreszeitraum: 45,5 Prozent) steigen. T-Online lastet die bei der Deutschen Telekom eingekauften Netzkapazitäten inzwischen zu 60 Prozent aus, wie Finanzvorstand Rainer Beaujean sagte.

Die unerwartet erfreuliche Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal veranlasste den Vorstand, seine Prognose für 2003 anzuheben: T-Online will demnach im laufenden Jahr einen Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) von 250 bis 300 Millionen Euro erzielen. Bisher war der Vorstand von maximal 210 Millionen Euro ausgegangen. Ein Reingewinn soll spätestens 2004 verbucht werden. Im zweiten Quartal erhöhte sich das Ebitda, bereinigt um einen Verkaufserlös, binnen Jahresfrist von einer auf 80 Millionen Euro. Der Verlust konnte von 46 auf 16 Millionen Euro verringert werden. Der Umsatz stieg von 367 auf 449 Millionen Euro.

Analysten, die die jüngsten T-Online-Zahlen größtenteils zu pessimistisch vorausgesagt hatten, zeigten sich am Dienstag überrascht. „Viele hatten schlechtere Zahlen erwartet, da sich im Sommer normalerweise weniger Leute vor den Rechner setzen“, sagte ein Experte. Für Kursfantasie sorgen aber nicht nur die guten Quartalszahlen. T-Online hat nach wie vor Chancen, in den Dax aufzurücken. Die Deutsche Börse entscheidet am 19. August über eine neue Zusammensetzung des wichtigsten deutschen Aktienindex. „Wir erwarten die Entscheidung mit großer Spannung“, sagte Holtrop. Gelingt dem Unternehmen der Aufstieg, müssen Fonds, die den Index abbilden, T-Online-Aktien nachkaufen.

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