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Wirtschaft: T-Online gründet eine Billigmarke

Anbieter soll preiswerte Internet-Zugänge vermarkten/Telekom-Tochter hebt Jahresprognose an

Berlin - Der Internet-Dienstleister T-Online will mit einer zweite Marke, die ausschließlich preiswerte Netzzugänge anbietet, zusätzliche Kunden gewinnen. Vorstandschef Rainer Beaujean kündigte am Dienstag an, die Billigmarke werde nicht zu Lasten des Kerngeschäfts gehen. „Wir wollen Kunden ansprechen, die wir bisher mit T-Online nicht erreicht haben“, sagte er. Wie die Zweitmarke heißen soll und wann sie auf den Markt kommt, ließ Beaujean offen. „Wir werden neue Wege in der Vermarktung gehen“, sagte er lediglich. Die T-Online-Aktie reagierte kaum: Das im Tec-Dax notierte Papier legte lediglich 0,33 Prozent auf 9,12 Euro zu.

Hintergrund der T-Online-Offensive ist der scharfe Wettbewerb um Neukunden für schnelle Internetzugänge (DSL), der von Telekom-Wettbewerbern wie United Internet, Freenet oder AOL angeheizt wird. Außerdem präzisiert T-Online mit dem Start einer abgespeckten Zweitmarke seine Strategie, mit der qualitätsorientierten Hauptmarke Kunden für kostenpflichtige Dienste wie Musik- und Filmdownloads zu gewinnen. Rund 82 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen noch mit dem Zugangs-Geschäft und rund 15 Prozent mit Werbung und E-Commerce.

Die Strategie, zahlungsbereite Kunden zu gewinnen, ging bisher im Geschäftsjahr 2004 auf. Mit 291000 DSL-Neukunden verzeichnete das Unternehmen zwischen Juli und September nach eigenen Angaben ein Rekordniveau – auch dank massiver Werbeanstrengungen. Bis Ende 2004 will T-Online immer noch 50 Prozent aller DSL- Neukunden in Deutschland für sich gewinnen. In diesem Jahr meldeten sich fast 800000 Kunden für den schnellen Netzzugang von T-Online an. Insgesamt erweiterte das Unternehmen seinen Kundenstamm auf 13,37 Millionen Nutzer.

Auch das Angebot von Musik aus dem Internet scheint bei den Kunden gut anzukommen. So habe sich T-Online zum erfolgreichsten Verkäufer von legalen Musikdownloads in Deutschland entwickelt, sagte Beaujean. Im September seien 340000 Titel heruntergeladen worden; im Schnitt seien es heute 5500 Musikstücke pro Tag. T-Online steht hier vor allem mit dem Computer-Konzern Apple im Wettbewerb, der mit seiner erfolgreichen Musikplattform iTunes auf dem deutschen Markt gestartet ist. Dem Vernehmen nach arbeitet T-Online an einem Konkurrenz-Gerät zu Apples iPod, einem digitalen Player für MP3-Musikdateien. Das Geschäft mit dem Herunterladen von Filmen läuft laut Beaujean positiv. Pro Tag würden 1000 Downloads verzeichnet. Dies sei aber ein langfristig angelegtes Geschäft.

T-Online hob am Dienstag seine Gesamtjahresprognose für das operative Ergebnis (Ebitda) an. Das werde 2004 bei 460 Millionen Euro liegen. Bisher hatte T-Online ein Ebitda am oberen Ende der Spanne von 400 bis 450 Millionen Euro prognostiziert. Nach neun Monaten lag das Ebitda bei 382,8 Millionen Euro. Im Jahr 2004 wird ein Umsatz von rund zwei Milliarden Euro erwartet – nach 1,85 Milliarden Euro im Vorjahr.

Am Montag hatten sich T-Online und die Telekom auf die Eckpunkte ihrer Mitte Oktober angekündigten Verschmelzung geeinigt. T-Online soll demnach auch nach der Integration in das Telekom-Geschäftsfeld Breitband/Festnetz als eigenständige Einheit mit eigenem Management bestehen bleiben. Ob auch die laufenden Ergebnisse separat publiziert werden, konnte Beaujean am Dienstag nicht sagen. Stichtag für die Wiedereingliederung soll der 1. Januar 2005 sein.

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