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Wirtschaft: T-Online startet Telefonpreiskampf Telekom-Tochter steigt in die Internettelefonie ein

Kämpft um neue Kunden: T-Online- Chef Rainer Beaujean

Darmstadt Mit dem Einstieg von T-Online in die Sprachtelefonie greift nun auch die Deutsche Telekom in das Geschäft mit Internettelefonie ein. „Wir werden ab morgen Internettelefonie zusammen mit neuen DSL-Tarifen in voller Funktionalität vermarkten“, kündigte T-Online-Chef Rainer Beaujean im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ an.

Zum Start der neuen Tarife erhalten 3,5 Millionen T-Online-DSL-Kunden zwischen 120 und 400 Freiminuten für Gespräche innerhalb des deutschen Festnetzes. Dadurch entsteht voraussichtlich ein Gesprächsvolumen von einer halben Milliarde Gesprächsminuten pro Monat. Für jede weitere Minute ins deutsche Festnetz verlangt T-Online 2,9 Cent; Internettelefonate zwischen T-Online-DSL-Kunden sind unbeschränkt gebührenfrei. In Kürze will T-Online auch Videotelefonie über das Internet einführen.

T-Online hatte schon auf der Computermesse Cebit eine eigene Software für Internettelefonie vorgestellt, doch im Unterschied zu Wettbewerbern wie 1&1 oder Skype war es nicht möglich, T-Online-Kunden unter einer eigenen Tefefonnummer anzurufen. Marktforscher bei IDC gehen davon aus, dass in Europa die Zahl der Sprachanschlüsse über Breitband-Internet innerhalb von sechs Jahren von drei auf 22 Millionen steigen wird.

T-Online-Chef Beaujean kündigte ein „aggressiveres“ Auftreten von T-Online an: Wettbewerber, die davon ausgingen, dass der Preiskampf bei DSL-Tarifen nun vorbei sei, irrten sich. „Der Preiskampf ist alles andere als vorbei.“ Ralph Dommermuth, Vorstandsschef von United Internet, die über Marken wie 1&1, GMX und Web.de rund 1,3 Millionen DSL-Kunden gewonnen hat, erklärte unlängst, dass „beim DSL-Preiswettbewerb momentan das Ende der Fahnenstange erreicht“ sei. Aufgrund des heftigen Preiskampfes hat T-Online bereits die Umsatz- und Ergebnisziele für 2005 gesenkt.

Auch im Bereich Geschäftskunden reagiert die Telekom auf den rapiden DSL-Preisverfall mit massiven Preissenkungen. T-Systems reduzierte den Preis für die DSL-Pauschaltarife T-DSL Business 1000 und 2000 ab September von 19,90 Euro auf 5,90 Euro. Das entspricht einer Preissenkung von 70 Prozent. Für Privatkunden sind die Preise für den günstigsten DSL-Pauschaltarif innerhalb von zwei Jahren von 30 Euro auf fünf Euro gerutscht. „Das Ziel von T-Online ist es aber auch weiterhin, nicht der billigste Anbieter zu sein, sondern die Marktführerschaft mit einem Anteil von mindestens 50 Prozent der DSL-Neukunden zu sichern“, sagte Beaujean.

Doch dieses Ziel ist nach einem schwachen zweiten Quartal gefährdet. „Mit der Entwicklung der Neukunden im zweiten Quartal sind wir nicht zufrieden“, räumte er ein. T-Online habe im zweiten Quartal „eine ähnliche Zahl neuer DSL-Kunden gewonnen wie im Vorjahreszeitraum“. Im zweiten Quartal 2004 hatte T-Online 181000 neue DSL-Kunden werben können. Möglicherweise wird United Internet erstmals gleichziehen. Im Kampf um Marktanteile will sich T-Online stärker auf Wettbewerber mit eigenem Netz wie Arcor, Versatel, Hansenet und Kabelnetzbetreiber wie Kabel Deutschland einschießen. Deren Ziel sei es, so Beaujean, „durch billige DSL-Angebote die Endkundenbeziehung komplett an sich zu ziehen“.

Das Marktpotenzial im deutschen Breitbandmarkt gilt trotz international bereits langsamerer Wachstumsraten als enorm.Denn die Marktdurchdringung ist im internationalen Vergleich wegen fehlender Konkurrenz durch Kabelnetzbetreiber sehr niedrig.

Der Kampf um Marktanteile wird deshalb so heftig geführt, weil über schnelle Internetverbindungen künftig neben Surfen auch Telefonie und Fernsehen vermarktet werden wird. „Die Nutzerzahl solcher neuen Dienste wird in Deutschland bis 2010 auf drei Millionen steigen“, schätzt Philipp Geiger, Telekomspezialist der Unternehmensberatung Solon. Den Durchschnittsumsatz dieser Kunden prognostiziert Geiger mit 50 Euro. Der Durchschnittsumsatz von T-Online-Kunden liegt heute bei 15 Euro. tnt/HB

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