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Wirtschaft: Tabaksteuer: Reemtsma droht Eichel mit Werkschließung in Berlin

Berlin (alf). Der Hamburger Zigarettenhersteller Reemtsma droht mit der Schließung seines Berliner Werks, sollte die Bundesregierung die Erhöhung der Tabaksteuer zum 1.

Berlin (alf). Der Hamburger Zigarettenhersteller Reemtsma droht mit der Schließung seines Berliner Werks, sollte die Bundesregierung die Erhöhung der Tabaksteuer zum 1. Janaur 2002 wie geplant durchziehen. Finanzminister Hans Eichel (SPD) will dann den Preis pro Zigarette um zwei Cent oder 3,9 Pfennige erhöhen. In dem Fall, so argumentierte Reemtsma-Chef Thierry Paternot am Dienstag während einer Anhörung im Finanzausschuss des Bundestages, drohten enorme Absatzeinbrüche. Entsprechend müssten Kapazitäten angepasst und das Berliner Werk geschlossen werden. Warum allerdings die Fabrik in Berlin-Wilmersdorf mit ihren 650 Beschäftigen betroffen sein könnte, blieb am Dienstag offen. Weder in der Hamburger Reemtsma-Zentrale noch im Berliner Werk waren detaillierte Auskünfte zu bekommen. Reemtsma produziert die Marken West, Stuyvesant, R 1, Reval und Roth Händle in Berlin und im niedersächsischen Langenhagen. Rund 70 Prozent des deutschen Reemtsma-Absatzes stammen nach Angaben der Werkleitung aus Berlin, 30 Prozent aus Langenhagen.

Die Deutsche Presseagentur meldete am Mittwoch, dass auch Philip Morris (Marlboro, F 6) eine Schließung des Dresdener Werks in Erwägung ziehe, sollte die Steuererhöhung in einem Schritt kommen. Eine Bestätigung dafür war bei dem Unternehmen nicht zu bekommen. Philip Morris warte vielmehr auf die endgültige Ausgestaltung der Steuererhöhung und präferiere wie die Zigarettenindustrie ein Zwei-Stufen-Modell, sagte ein Sprecherin. Vertreter der Branche schlugen am Dienstag den Finanzpolitikern eine Erhöhung um 0,8 Cent zum 1. Januar 2002 und um weitere 0,8 Cent ein Jahr später vor.

Der Verband der Cigarettenindustrie kritisiert den geplanten Steuerschritt als "einzigartig in der Geschichte der Bundesrepublik", wie Verbandssprecher Reiner Pauling auf Anfrage sagte. "Wir wollen die zwei Milliarden Mark für mehr Sicherheit bringen", so Pauling weiter, "aber in zwei Schritten". Dafür hätten die Branchenvertreter auch viel Verständnis von den Finanzpolitikern erfahren. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten stellte sich während der Anhörung an die Seite der Industrie: Sollte es zu einer Erhöhung in einem Schritt und damit um eine Mark je Packung kommen, dann seien 1000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Franz-Josef Möllenberg. Derzeit beschäftigt die Branche nach eigenen Angaben 11 000 Personen.

alf

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