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Wirtschaft: Täglich 6500 Kunden weniger

Der Konzernüberschuss im Quartal fällt um mehr als die Hälfte. Vorstandschef Obermann gibt sich dennoch optimistisch

Berlin – Der negative Trend ist nicht gestoppt, im Gegenteil: Die Deutsche Telekom hat wegen des harten Wettbewerbs im ersten Quartal noch einmal mehr Kunden verloren als in den vorangegangenen Monaten. 588 000 Kunden meldeten zwischen Januar und März ihren Anschluss bei der Telekom ab und wechselten zur Konkurrenz – das sind im Schnitt mehr als 6500 jeden Tag.

Dieser Schwund und der enorme Preisdruck haben Spuren in der Quartalsbilanz hinterlassen: Der Umsatz der T-Com (Geschäftsfeld Breitband/Festnetz) ging im Inland um 5,8 Prozent auf 5,15 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 15,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Im Gesamtkonzern wuchs der Umsatz zwar dank einer positiven Entwicklung im Ausland. Auch bei den schnellen Internetanschlüssen konnte die Telekom im Inland einen Großteil der Neukunden (42 Prozent) für sich gewinnen. Doch unterm Strich sank der Konzernüberschuss um knapp 58 Prozent auf 459 Millionen Euro.

Anfang des Jahres hatte der Konzern seine Umsatz- und Ergebnisprognose bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate reduzieren müssen. Konzernchef René Obermann zeigte sich am Donnerstag in Bonn jedoch überzeugt, im Gesamtjahr vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen das zuletzt genannte Ergebnis von 19 Milliarden Euro erzielen zu können. „Die Finanzkennzahlen des Konzerns zeigen in die richtige Richtung, um unsere Jahresziele zu erreichen“, sagte Obermann. Dabei sehe er seine Erwartung bestätigt, weiteres deutliches Wachstum im Ausland über den Mobilfunk zu erreichen. Treiber des Wachstums ist und bleibt T-Mobile in den USA. „Wir sehen aber auch, dass wir in Deutschland weiter unter erheblichem Wettbewerbsdruck stehen: In diesem Land herrscht ein gnadenloser Preiskampf.“

Dem will Obermann unter anderem durch die Senkung der Personalkosten begegnen. 50 000 Telekom-Mitarbeiter sollen dazu künftig in neuen Servicegesellschaften beschäftigt werden, wo sie länger arbeiten und weniger verdienen. In Berlin sind davon nach Angaben der Gewerkschaft Verdi etwa 4348 Telekom-Mitarbeiter betroffen, in Brandenburg 873. Insgesamt hat der Konzern nach eigenen Angaben in der Region 12 550 Mitarbeiter, wovon dann laut Verdi 5221 in die neuen Servicegesellschaften wechseln sollen. Nachdem die Verhandlungen über T-Service mit Verdi gescheitert sind, steht die Telekom nun vor dem Streik. Finanzchef Karl-Gerhard Eick sagte, er erwarte vom Streik keine negativen Einflüsse auf die Bilanz. Obermann appellierte an Verdi: „Statt kurzfristig auf die Wahrung von Besitzständen zu pochen, sollten Sie an den Verhandlungstisch zurückkehren.“ Ein Streik nütze niemandem.

Die Telekom hält an dem Plan fest, T-Service zum 1. Juli zu starten. Ende Mai würden den Mitarbeitern die entsprechenden Mitteilungen zugehen, sagte Eick. Die Mitarbeiter würden dann nach bereits bestehenden Tarifverträgen bezahlt, etwa wie die Mitarbeiter in den Call-Centern von T-Mobile. Daneben setzt die Telekom den seit längerem beschlossenen Abbau von 32 000 Mitarbeitern bis Ende 2008 fort. Im ersten Quartal hätten 3200 Menschen den Konzern über dieses Programm verlassen, sagte Obermann. Seit 1995 hat die Telekom im Schnitt jedes Jahr 10 000 Stellen abgebaut.

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