zum Hauptinhalt

Wirtschaft: TAGEBUCH

„An der Spitze der heldenmütigen Verteidiger der Reichshauptstadt ist der Führer gefallen. Die Reste der tapferen Besatzung von Berlin kämpfen im Regierungsviertel, in einzelne Kampfgruppen aufgespalten, weiter.

„An der Spitze der heldenmütigen Verteidiger der Reichshauptstadt ist der Führer gefallen. Die Reste der tapferen Besatzung von Berlin kämpfen im Regierungsviertel, in einzelne Kampfgruppen aufgespalten, weiter.“

(Aus: „Die geheimen Tagesberichte der Wehrmachtführung, Biblio 1984)

Tagebuch einer 15-Jährigen: „Es soll irgendwo Kartoffeln geben. 5 Frauen, Mutti und ich gingen hinaus, um das auszukundschaften. (…) Als wir leider ohne Kartoffeln wieder in unser Quartier wollten, tauchten plötzlich zwei betrunkene Russen auf und erzwangen den Weg ins Haus. (…) Der eine Russe kommandierte uns und noch ca. 6 andere Frauen in ein Zimmer; der andere verschwand. Der Soldat befahl uns, Platz zu nehmen und stellte sich als ,Ich Oberstleutnant, Kommissar, 23 Jahre’ vor. Wir mußten nun das Foto seiner angeblichen Frau (…) bewundern. Dann setzte er sich plötzlich ans Klavier und sang, während wir zu klatschen und zu tanzen hatten. Er lachte und hatte mächtige Freude daran, wie wir alle angsterfüllt herumhüpften. Auch ich konnte mir das Lachen trotz der ernsten Lage nicht verkneifen. Dann mußten wir uns wieder an den Tisch setzen und der Kerl schrie ,Frau, junge, 18 Jahre’. Ich zog meinen Schal noch weiter ins Gesicht und versteckte mich hinter Mutti, denn es waren fast alles nur ältere Frauen anwesend. Schnaps, Uhr und Essen wollte er dann auch noch haben. Zuletzt kam er nur noch auf ,junge Frau’ und ,Uhr’ zurück, wurde wütend und warf seine Pistole auf den Tisch. Mutti hatte noch ihre goldene Einsegnungsuhr in der Brusttasche, und, um uns zu retten, sagte sie, daß sie eine Uhr holen würde. Sie durfte den Raum verlassen, und ich ging einfach mit. Der Russe war zum Glück so betrunken, daß er es nicht merkte. Mutti brachte ihm dann die Uhr und konnte sich wieder hinausschmuggeln. Inzwischen hatte jemand auf der Straße einen Offizier geholt, der die Deutschen ,befreite’, den Betrunkenen ausschimpfte und ihn mitnahm.“

(Tagebucheintrag von Tagesspiegel-Leserin Christa Ronke am 1. Mai 1945)

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false