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Tarifabschluss: 3,8 Prozent mehr Lohn für Stahlarbeiter

Nach vierwöchigem Ringen ist der Tarifkonflikt in der nordwestdeutschen Stahlindustrie beigelegt. Arbeitgeber und IG Metall einigten sich in der Nacht zum Donnerstag auf Lohnsteigerungen von 3,8 Prozent.

Gelsenkirchen - Darüber hinaus verständigten sich die Tarifparteien in ihren zehnstündigen Gesprächen in Gelsenkirchen auf einen neuen Tarifvertrag "Demografischer Wandel", der zur "gesundheits- und altersgerechten Gestaltung von Arbeitsbedingungen" führen soll. Damit betrete die Stahl-Branche "tarifpolitisches Neuland", hoben Arbeitgeber und IG Metall übereinstimmend hervor.

Die Lohnerhöhung gilt ab dem 1. Januar 2007 für die 85.000 Beschäftigten der Eisen- und Stahlindustrie in den Kernländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen; für die 8000 Mitarbeiter der Branche im Osten wird getrennt verhandelt. Zudem erhalten die Stahl-Beschäftigten im Nordwesten eine Einmalzahlung von 750 Euro sowie 500 Euro pauschal für die Monate September bis Dezember dieses Jahres. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 17 Monaten.

"Das gute Ergebnis passt zur guten Stahlkonjunktur"

IG-Metall-Verhandlungsführer Detlef Wetzel betonte, durch den in der fünften Verhandlungsrunde vereinbarten Tarifabschluss erhielten die Beschäftigten "einen ordentlichen Anteil an der guten Ertragslage der Betriebe". "Wir wollten ein besseres Ergebnis als 2005. Das haben wir erreicht", sagte Wetzel. "Das gute Ergebnis passt zur guten Stahlkonjunktur." Die Tarifkommission der Gewerkschaft will am Freitag in Oberhausen zusammenkommen, um über das Verhandlungsergebnis zu beraten.

Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Stahl, Helmut Koch, bewertete den Kompromiss zurückhaltender. "Der Tarifabschluss ist uns trotz der gegenwärtig guten Ergebnislage unserer Industrie äußerst schwergefallen." Insgesamt entspreche die Einigung "nicht dem, was aus unserer Sicht ökonomisch ratsam und angemessen gewesen wäre". Die vereinbarte Lohnerhöhung werde jedoch durch die "relativ lange Laufzeit" des Tarifvertrages teilweise kompensiert.

Vereinbarung mit experimentellem Charakter

Der zusätzlich abgeschlossene Tarifvertrag "Demografischer Wandel" sieht laut IG Metall "umfassende Altersstrukturanalysen" in den Stahl-Betrieben vor. Diese Analysen sollen künftig Grundlage von Vereinbarungen zwischen Betriebsräten und Arbeitgebern sein. Der Gewerkschaft zufolge sind heute bereits knapp 30 Prozent der Stahl-Beschäftigten mehr als 50 Jahre alt - in der Gesamtwirtschaft liegt dieser Anteil unter 20 Prozent. Zudem verständigten sich die Tarifparteien darauf, Beschäftigten auch künftig ein vorzeitiges oder gleitendes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben unter Beteiligung des Gesetzgebers zu ermöglichen.

Der zweite IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber unterstrich, mit dem neuen Tarifvertrag sei ein "erster Schritt zu neuen Antworten auf den demografischen Wandel" getan. "Beide Seiten verpflichten sich, Älteren gesundes Arbeiten bis zur Rente zu ermöglichen, Wege zum früheren Ausscheiden auch künftig zu eröffnen und jungen Menschen damit bessere Perspektiven zu geben." Koch hob hervor, beide Seiten seien sich "des experimentellen Charakters der Vereinbarung bewusst". Arbeitgeber und Gewerkschaft gingen aber gemeinsam davon aus, daß der Vertrag "bei der Personalarbeit hilfreich sein wird". (tso/AFP)

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