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Tarifabschluss: 4,5 Prozent für 134.000 Mitarbeiter

Mehdorn spricht vom höchsten Tarifabschluss seit der Bahnreform 1994 – die Lokführer sind nicht dabei

Für die meisten Beschäftigten bei der Deutschen Bahn gibt es mehr Lohn. „Wir hätten uns einen Abschluss gewünscht, der ein bisschen kleiner ist – aber er ist vielleicht noch akzeptabel“, sagte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn am Montag in Berlin im Anschluss an Tarifverhandlungen mit den Verkehrsgewerkschaften Transnet und GDBA. Mit dem Abschluss habe der Konzern nun fast zwei Jahre Ruhe, es werde aber für die Bahn nicht einfach. Mit dem Tarifvertrag wolle man den Beitrag der Beschäftigten zur Sanierung des Konzerns würdigen, sagte Mehdorn.

Konkret einigten sich die Bahn und die Gewerkschaften auf eine Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent zum 1. Januar 2008, für Juli bis Dezember dieses Jahres gibt es eine Einmalzahlung von 600 Euro. Über die Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 19 Monaten sollen die Beschäftigten insgesamt mindestens 1600 Euro mehr erhalten. Diese Regelung soll verhindern, dass untere Lohngruppen und langjährige Beschäftigte mit Besitzständen, die gegengerechnet werden müssten, benachteiligt werden.

„Das ist der höchste Abschluss in der Geschichte der DB AG“, sagte Mehdorn. Die Bahn war mit der Bahnreform im Jahr 1994 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Transnet-Chef Norbert Hansen sagte, in den Verhandlungen sei es darum gegangen, einen Ausgleich für die Vorleistungen der Beschäftigten bei der Bahnsanierung zu erhalten – und um eine Erhöhung der Reallöhne. „Es ist nur logisch, dass dem hervorragenden Abschluss des Unternehmens im Jahr 2006 ein hervorragender Abschluss für die Beschäftigten folgen muss.“ Dadurch werde das Vertrauen in den Kurs des Vorstands gestärkt. GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel sagte: „Das Ergebnis ist der berechtigte Anteil der Kollegen an der Entwicklung des Bahnkonzerns.“

Ursprünglich hatten Transnet und GDBA sieben Prozent mehr Gehalt und eine Anhebung bei unteren Lohngruppen um mindestens 150 Euro gefordert. Die Bahn bot zunächst eine Erhöhung von zwei Prozent jeweils für das kommende Jahr und 2009, dann folgte vergangenen Donnerstag ein Angebot von 3,4 Prozent. In der Nacht von Sonntag auf Montag erhöhte die Bahn auf 3,9 Prozent, wie aus Verhandlungskreisen bekannt wurde. Die Gewerkschaften wiesen das als „weder diskussionsfähig- noch beschlusswürdig“ zurück. Um drei Uhr morgens vertagten sich die Tarifparteien nach gut zehnstündigen Verhandlungen bis zum Vormittag. Transnet-Chef Hansen drohte mit Warnstreiks, sollte sich das neue Angebot der Bahn nicht „im Korridor bewegen, den wir aufgezeigt haben“. Bahn-Chef Mehdorn erkannte an, dass die Gewerkschaften zu Recht auf die moderaten Abschlüsse der vergangenen Jahre verwiesen.

Die Lokführergewerkschaft GDL fordert trotz der Tarifeinigung aber weiterhin einen eigenen Vertrag für die 30 000 Beschäftigten des Zugpersonals. Zum einen will sich die kleinere, aber ältere Gewerkschaft von Transnet und GDBA abgrenzen. Zum anderen argumentiert die GDL, dass die Belange der Lokführer und Zugbegleiter bisher nicht genügend Beachtung bei den großen Tarifverträgen gefunden hätten. Mit erneuten Warnstreiks will die Gewerkschaft ihren Forderungen Nachdruck verleihen, bevor am kommenden Freitag eine Verhandlungsrunde stattfindet. Zwar hat die Bahn am Montag in Nordrhein-Westfalen eine einstweilige Verfügung gegen den Streik erwirkt. Da sie aber nach Auffassung der Gewerkschaft nicht flächendeckend gelte, liefen die Vorbereitungen für den Streik in Berlin und anderswo weiter, sagte der Berliner GDL-Vorsitzende Hans-Joachim Kernchen dem Tagesspiegel.

Bahn-Chef Mehdorn warnte jedoch vor einer Spaltung der Belegschaft. Wenn eine Minderheit im Konzern wie die Lokführer Sonderkonditionen aushandelten, dann würden wahrscheinlich weitere Minderheiten folgen. „Dann wäre das Unternehmen nicht mehr führbar“, sagte Mehdorn.

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