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Der zweitgrößte private Krankenversicherer hat seine jährliche Beitragserhöhung auf den April verschoben. Dafür fallen sie umso heftiger aus: Die Steigerung für die rund 900 000 Vollversicherten über alle Tarife 4,5 Prozent.

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Exklusiv

Tarife steigen im Schnitt um 4,5 Prozent: DKV schockt Versicherte mit Beitragssprung

Schock für 900 000 Privatversicherte: Sie müssen ab April im Schnitt 4,5 Prozent mehr für ihre private Krankenversicherung bezahlen - in manchen Tarifen steigert sich die Beitragspflicht sogar um rund 25 Prozent.

Der zweitgrößte private Krankenversicherer hat seine jährliche Beitragserhöhung auf den April verschoben. Dafür fallen sie umso heftiger aus. Nach Tagesspiegel-Recherchen beträgt die Steigerung für die rund 900 000 Vollversicherten über alle Tarife 4,5 Prozent. Das übersteigt sowohl die Inflationsrate als auch die Beitragserhöhungen des vergangenen Jahres um mehr als Doppelte – und liegt deutlich über dem Schnitt aller anderen großen Privatversicherer. In bestimmten Tarifen müssen DKV-Versicherte sogar rund 25 Prozent mehr bezahlen.

Verantwortlich für den Beitragssprung sei wohl „vor allem die deutlich höhere Leistungsinanspruchnahme“, sagte eine Sprecherin. Dies gelte für ambulante Arzthonorare ebenso wie für Arznei und Klinikbehandlungen. Die neue Gebührenordnung für Zahnärzte habe Zahnbehandlung, Zahnersatz und Kieferorthopädie verteuert. Und auch die Zahl der Menschen mit Krankheiten, deren Behandlung pro Jahr 50 000 Euro und mehr kostet, habe sich „deutlich erhöht“.

Die anderen Anbieter scheinen mit all diesen Posten besser klargekommen zu sein. Für die 2,2 Millionen Versicherten des Branchenführers Debeka gab es im Regelfall gar keine Erhöhungen. Bei der Axa stiegen die Beiträge zum Jahreswechsel um zwei, bei der Allianz um drei Prozent. Die Signal Iduna erhöhte um 0,2 Prozent. Und die Bestandskunden Barmenia konnten sich diesmal sogar über eine Beitragssenkung von 0,3 Prozent freuen.

Für ältere Versicherte fallen die DKV- Erhöhungen gemäßigter aus. Sie liegen im Schnitt bei 2,5 Prozent. Allerdings kommen manche Senioren auch auf Steigerungen von zehn Prozent und mehr. Generell seien die Erhöhungen für die über 65-Jährigen auf 9,9 Prozent oder 29,90 Euro monatlich limitiert, sagte die Sprecherin. Für Jüngere betrage das Limit 19,9 Prozent oder knappe 50 Euro im Monat.

Mit der Einführung sogenannter Unisex-Tarife hätten die Erhöhungen für die Bestandskunden nichts zu tun, hieß es bei der DKV. Besonders verteuert haben sich allerdings die sogenannten Ost-Tarife, mit denen einst Bewohner der neuen Bundesländer gelockt wurden. Die Annahme, dass die Ärztehonorare in Ostdeutschland auf lange Sicht niedriger bleiben würden als im Westen, habe sich nicht erfüllt, sagte die Sprecherin. Die entsprechenden Tarife wurden inzwischen für das Neugeschäft geschlossen.

Dank der überdurchschnittlichen Beitragserhöhungen kann die DKV nun gleich den Beweis antreten, ob ihr neuer Service für unzufriedene Kunden funktioniert. Als erster Versicherer offeriert das Unternehmen seit kurzem nämlich einen Online-Check, der alle Tarife auflistet, die für einen Wechsel infrage kommen – inklusive der individuellen Angabe, ob dafür eine neuerliche Gesundheitsprüfung nötig ist. Für ältere Privatversicherte ist ein interner Tarifwechsel meist die einzige Möglichkeit, Beitragssteigerungen erträglich zu halten.

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