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Tarifkonflikt: Bahn-Beschäftigte könnten noch im Januar streiken

Die Bahngewerkschaften sind von den ersten Angeboten der Bahn in der laufenden Tarifrunde "tief enttäuscht". Die Folge könnten bald die Fahrgäste des Staatskonzerns zu spüren bekommen - und das sogar vor Monatsende.

Bei der Bahn könnte es noch im Januar zu Streiks kommen. Wenn die Deutsche Bahn in den laufenden Tarifgesprächen nicht "sehr schnell" ein besseres Angebot vorlege, sei ein Arbeitskampf nicht auszuschließen, sagte der Vorsitzende der Bahn-Gewerkschaft Transnet, Alexander Kirchner, am Freitag in Frankfurt am Main. "Gespräche haben Vorrang, aber nötigenfalls können wir noch vor dem nächsten Verhandlungstermin am 28. Januar streiken", erklärte der Transnet-Chef. Die Entscheidung darüber werde Anfang kommender Woche in den entsprechenden Gremien fallen.

Die gemeinsame Tarifkommission von Transnet und der kleineren Gewerkschaft GDBA tage noch bis Freitagabend in Frankfurt, um Empfehlungen für die Gremien zu erarbeiten, sagte Kirchner. "Es zeichnet sich tiefe Enttäuschung ab." Der Vize-Chef der GDBA, Heinz Fuhrmann, warf der Bahn vor, die Gewerkschaften bei den Gesprächen über eine verbesserte Arbeitszeitregelung "an der langen Leine" führen zu wollen. "Wir fordern eine verlässlichere Arbeitszeitplanung und garantierte zwölf freie Wochenenden im Jahr."

Über Geld noch gar nicht gesprochen

Fuhrmann sagte, die Bahn habe bisher nicht mal die Bereitschaft gezeigt, über eine neue Arbeitszeitregelung zu verhandeln. Die Kollegen seien unzufrieden. "Im Januar muss von uns nun mehr Druck kommen", stellte Fuhrmann fest. Kirchner ergänzte, über Geld sei bei den bisherigen Verhandlungen noch nicht mal gesprochen worden: "Die Arbeitszeiten gehen vor, aber die Bahn eröffnet nur Nebenschauplätze." In der Forderung nach zwölf verbundenen freien Samstagen und Sonntagen "sind die Urlaubswochenenden schon enthalten", beschrieb Kirchner die Verhandlungssituation.

Für Warnstreiks sei eine Urabstimmung unter den Mitgliedern nicht notwendig, erklärten die Gewerkschaftsvertreter. Die Tarifgespräche bei der Deutschen Bahn waren in der Nacht zu Freitag zum zweiten Mal vertagt worden. Eine dritte Verhandlungsrunde ist für den 28. Januar angesetzt. Die Bahn ist für 2009 und 2010 zu jeweils einem Prozent Lohnerhöhung bereit. Zusätzlich stellt sie Einmalzahlungen in Abhängigkeit vom Geschäftsergebnis in Aussicht. Transnet und GDBA fordern für ihre Mitglieder zehn Prozent mehr Geld.

Bahn hat noch Hoffnung

Bahn-Verhandlungsführer Norbert Hansen sagte zu Beginn der Tarifgespräche, er sehe "kaum Verhandlungsspielraum". Trotzdem betonte er nach den Gesprächen am Donnerstag, es bestünden noch Chancen, "einen Arbeitskampf zu vermeiden".

Den Vorwurf der Bahn, überhöhte Forderungen zu stellen, wies Transnet-Chef Kirchner zurück. Im März werde dem Bahn-Aufsichtsrat mit rund 1,8 Milliarden Euro das bisher beste Jahresergebnis vorgelegt, sagte er.

GDL denkt noch nicht an Streik

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) verhandelt separat für rund 12 000 Lokführer und fordert 6,5 Prozent mehr Lohn sowie Verbesserungen bei der Anrechnung der Arbeitszeit. Deren Gespräche mit der Deutschen Bahn wurden in der zweiten Verhandlungsrunde am Freitag ergebnislos vertagt.

Das Angebot des Arbeitgebers reiche nicht aus, sagte eine GDL-Sprecherin. Die nächste Verhandlungsrunde stehe am 30. Januar an. Ende diese erneut ohne ein Ergebnis, werde über Streiks nachgedacht.

Stefan Höhle[ddp]

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