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Tarifkonflikt: Gespannte Ruhe vor den Bahn-Gesprächen

Nach harten Wortgefechten und juristischen Auseinandersetzungen über die Rechtmäßigkeit von Warnstreiks treffen sich morgen Bahn-Chef Mehdorn und die GDL zu weiteren Gesprächen. Die Fronten scheinen verhärtet, auch wenn beide Seiten Kompromissbereitschaft signalisieren.

Sie haben sich bisher nichts geschenkt. Hartmut Mehdorn, Bahnchef, und Manfred Schell, Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL, beide 64, beides Typen, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Seit einigen Wochen sind sie nicht zimperlich, wenn es darum geht, die Position des anderen mit Worten zu bekämpfen. Die GDL dürfe mit ihren Warnstreiks "nicht ganz Deutschland terrorisieren", polterte Mehdorn noch am Dienstag. Schell sprach von vergifteter Atmosphäre. Die muss an diesem Freitag besser werden, wenn sich Mehdorn und Schell zum zweiten Spitzengespräch binnen neun Tagen treffen. Wenn ihnen nicht zumindest eine Annäherung gelingt, droht schon bald ein unbefristeter Streik bei der Bahn.

Mehdorn ist am Tag davor um eine Beruhigung der aufgeheizten Stimmung bemüht. "Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen", lautet sein Credo für das Treffen, das beide Seiten erstmals als "Tarifverhandlungen" ansehen. Die Zeit der Drohgebärden und Warnstreiks solle jedenfalls vorüber sein, warb der sonst durchaus streitlustige Konzernchef. "Jeder weiß jetzt, wie stark der andere ist." Die Wucht zweier Streikwellen der GDL mit bundesweiten Zugausfällen und Millioneneinbußen für die Bahn hat ihre Wirkung gehabt. "Wir wollen nun versuchen, ernsthaft eine Lösung zu finden", sagte Mehdorn.

Bahn geht mit festen Grenzen in die Verhandlungen

Ihre rote Linie haben die Unterhändler der Bahn aber markiert: Das mit den anderen beiden Gewerkschaften geschnürte Tarifpaket mit kräftigen 4,5 Prozent Einkommensplus wird auf keinen Fall wieder aufgemacht. Denn die "irrwitzigen" Forderungen der GDL von mehr als 20 Prozent Zuschlag wären nur auf dem Rücken aller anderen Bahner zu finanzieren, argumentierte Personalvorstand Margret Suckale. Und auch das Nein zu dem von der GDL geforderten Extra-Tarifvertrag für rund 32.000 Mitarbeiter des Fahrpersonals bleibt eisenhart.

Dass jenseits dieser beiden Bedingungen Bewegungsspielraum bestehe, ließ Mehdorn aber erkennen. "Wir knallen keinen Vertrag auf den Tisch." Details zu ihrem Angebot will die Bahn zuerst der GDL-Delegation vorlegen. Denkbar wäre aber, zum Beispiel über Ausbildungskonditionen zu sprechen oder andere soziale Regelungen. Fraglich ist, ob der Lokführergewerkschaft das reicht. "Da muss schon ein bisschen mehr passieren", sagte GDL-Sprecherin Gerda Seibert über die Ankündigung, dass auf den Tarifabschluss mit Transnet und GDBA nichts draufgelegt werde.

Tarifkampf wird Spuren hinterlassen

Auf Vergleiche der Lokführer mit höher bezahlten Piloten, die sich 2001 bei der Lufthansa zweistellige Einkommenszuwächse erstreikten, will sich der bundeseigene Konzern nicht einlassen. "Es ist nicht der Lokführer allein, der es fertig bringt, dass der Zug von A nach B fährt", sagte Suckale. Auch in den Betriebsleitstellen oder bei der Instandhaltung von Wagen und Schienenwegen trügen andere Bahner eine hohe Verantwortung.

In der Bilanz wird der harte Tarifkampf 2007 jedenfalls seine Spuren hinterlassen. Der bereits perfekte Abschluss für 134.000 Beschäftigte dürfte mit einem "nicht ganz kleinen" dreistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen, sagte Suckale. Mögliche Schadenersatzforderungen an die GDL im Rechtsstreit um die Zulässigkeit von Warnstreiks haben die Manager im Berliner Bahntower erst einmal zurückgestellt, bis der Konflikt gelöst ist. Ob der Tarifstreit den Reisenden nicht nur Zugausfälle und Verspätungen, sondern auch noch ein unangenehmes Nachspiel im Portemonnaie einbrocken könnte, ist bis auf weiteres unklar. "Wir haben zur Zeit keine Fahrpreiserhöhungen im Sinn", sagte Mehdorn. (Von Sascha Meyer und Bernd Röder, dpa)

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