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Wirtschaft: Tarifpartner weit auseinander

BERLIN (alf).Die erste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg ist am Dienstag ohne Ergebnis vertagt worden.

BERLIN (alf).Die erste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg ist am Dienstag ohne Ergebnis vertagt worden.IG Metall und Arbeitgeberverband befaßten sich im wesentlichen mit der Analyse der wirtschaftlichen Situation.Während die Gewerkschaft eine starke Lohnerhöhung zur Stärkung der Binnennachfrage fordert, wollen die Arbeitgeber mit moderaten Lohnzuwächsen die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen stärken.

Die IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hatten im September die Verlängerung des Tarifvertrags für Ostdeutschland vereinbart.Dabei wurde unter anderem die 38-Stunden-Woche (im Westen 35 Stunden) vorläufig festgeschrieben; im Gegenzug einigten sich die Parteien auf die Übertragung des westdeutschen Tarifabschlusses auf Ostdeutschland.Trotz dieser Übertragungssystematik kommt den hiesigen Tarifverhandlungen nicht nur symbolische Bedeutung zu.IG Metall-Bezirksleiter Hasso Düvel sagte am Montag auf Anfrage: "Wir sind der Orientierungspunkt für den Osten".Ähnlich äußerte sich Klaus-Hubert Fugger, Sprecher des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME).Der regionale Arbeitgeberverband hoffe, im Rahmen der Verhandlungen die Meinungsbildung in der IG Metall insgesamt beeinflussen zu können.

Der Verhandlungsführer des VME, Roland Fischer, erklärte zum Auftakt der Tarifrunde, "neben der sich verdüsternden weltwirtschaftlichen Lage muß in unseren Verhandlungen auf die schwierige Situation in den neuen Bundesländern Rücksicht genommen werden".Die Metallindustrie sei eine Schlüsselbranche und müsse als solche Arbeitsplatzverluste in der Bauwirtschaft ausgleichen.Nachdem der Stellenabbau in der berlin-brandenburgischen Metallindustrie "endlich gebremst werden konnte", sei nun ein Beschäftigungsaufbau möglich, "wenn ein vernünftiger Tarifabschluß erreicht wird".Dabei stellen sich die Arbeitgeber folgendes vor: Neben einer prozentualen Lohnsteigerung in Höhe der Inflationsrate sollen die Beschäftigten eine ertragsabhängige Einmalzahlung bekommen, die umso höher ausfällt, je besser es dem Betrieb geht.

Das lehnt die IG Metall ab.Die "Betriebsparteien als zweiter Teil der Veranstaltung in der Tarifpolitik" sei mit ihm nicht zu machen, so Bezirksleiter Düvel.Er sei zwar bereit, über ertragsabhängige Lohnbestandteile zu reden.Aber nur wenn diese oberhalb der tarifvertraglich festgeschriebenen Mindestbedingungen gewährt und die Tarifparteien bei der Festlegung beteiligt würden.Andernfalls sei die Schutzfunktion des Tarifvertrags nicht mehr gewährleistet.

Düvel begründet die 6,5prozentige Lohnforderung mit den Lohnverzichten in den vergangenen Jahren sowie konjunkturellen Notwendigkeiten.Da sich das Exportwachstum abschwäche, seien "binnenwirtschaftliche Nachfrageimpulse notwendiger denn je".Düvel zufolge ist die Kaufkraft der Arbeitnehmer zwischen 1993 und 1997 um 7,1 Prozent gesunken; seit fünf Jahren seien die Lohnstückkosten rückläufig.Dabei habe sich die Ertragssituation der ostdeutschen Unternehmen deutlich verbessert.Schließlich sei die Produktivität der ostdeutschen Metallindustrie bei rund 80 Prozent des Westniveaus angelangt; auf ähnlichem Niveau befänden sich die ostdeutschen Effektivgehälter unter Berücksichtigung der dort längeren Arbeitszeit.Alles in allem sei deshalb die Tarifforderung von 6,5 Prozent auch im Osten "angebracht und für die Unternehmen bezahlbar".Die Metall-Tarifverhandlungen in Berlin-Brandenburg betreffen rund 90 000 Beschäftigte in etwa 300 Betrieben.Knapp die Hälfte der Metall-Arbeitnehmer arbeitet in Unternehmen, die nicht tarifgebunden sind.Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 20.Januar angesetzt.

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