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Tarifstreit: Pilotenstreik ausgesetzt

Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist ausgesetzt. Darauf einigten sich am Montagabend das Unternehmen und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit bei einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Frankfurt.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Aussetzung ihres Streiks angekündigt. Ab Dienstag sollen die ausgefallenen Flugverbindungen der Lufthansa wieder bedient werden. Allerdings dürfte es Anlaufschwierigkeiten geben bis der Flugbetrieb wieder normal läuft. Vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt sagte die VC zu, den Streik bis 8. März auszusetzen.

Die Gewerkschaft hatte bei der von der Lufthansa angestrengten Gerichtsverhandlung eine Forderung in Bezug auf die Lufthansa Italia fallengelassen. Die Lufthansa hätte nach Vorstellungen von Cockpit Millionen zahlen müssen, sobald ein Jet ihrer Tochtergesellschaft von einem Piloten außerhalb des Konzerntarifvertrags geflogen wird.

Die Lufthansa hatte den für vier Tage geplanten Ausstand als "unverhältnismäßig" bezeichnet. Zudem sei sie verpflichtet, Schaden von Unternehmen, Mitarbeitern und Aktionären abzuwenden. Die Verhandlung wurde unterbrochen, anschließend gab Cockpit die Streikpause bekannt. Nun soll ausschließlich über Entgelte und Arbeitsbedingungen der Piloten gesprochen werden. Seit Beginn des Ausstands hat es noch keine Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern gegeben.

Lufthansa-Piloten hatten am Montag große Teile des Flugverkehrs in Deutschland lahmgelegt. Die Zahl der Flüge wurde fast halbiert. Zehntausende Passagiere waren betroffen. Rund 4000 Piloten waren zum Streik aufgerufen. Nach einem Sonderflugplan der Lufthansa würden bis dahin rund 3200 Flüge ausfallen. Es wäre der größte Streik in der Geschichte der deutschen Luftfahrt gewesen.

Auch die Gewerkschaft der Flugbegleiter droht nun mit Arbeitsniederlegungen. Die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO) teilte mit, in den kommenden Wochen müsse mit Warnstreiks gerechnet werden. Bereits im Herbst habe UFO den Ende Februar auslaufenden Tarifvertrag gekündigt und Lufthansa aufgefordert, ein Angebot für die rund 16.000 Stewardessen und Stewards vorzulegen. Das Unternehmen weigere sich jedoch, Gespräche mit der Gewerkschaft aufzunehmen.

Die Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen für die Lufthansa-Flugbegleiter – unter anderem eine Begrenzung der Dienstzeiten auf 40 Stunden und gleich bleibende Löhne auch bei Krankheit und Urlaub.

An den größten deutschen Flughäfen in Frankfurt, Düsseldorf, München, Berlin und Hamburg waren am Montag mehrere hundert Flüge ausgefallen. Beim Billigflieger Germanwings sollten rund zwei Drittel der Flüge trotz des Streiks stattfinden.

Nach einer Auswertung der Deutschen Flugsicherung (DFS) auf wurden am Montag zwischen  0.00 Uhr und 16.00 Uhr 1014 Flüge der Lufthansa im deutschen Luftraum gezählt. An einem vergleichbaren Montag, dem 8. Februar, seien es dagegen 1947 Lufthansa-Flüge gewesen.

Das befürchtete Chaos an den Flughäfen blieb jedoch aus. Passagiere wurden teils auf andere Fluggesellschaften oder bei innerdeutschen Strecken auf die Bahn umgebucht. Im Vergleich zu den üblichen 330.000 Fernverkehrskunden am Tag sei die Zahl der Reisenden bei der Bahn aber "nur geringfügig höher" gewesen, teilte die Bahn in Berlin mit. In Abstimmung mit der Lufthansa wurden auf einigen Strecken Zusatzzüge eingesetzt oder die Platzkapazitäten erhöht.

Angesichts der zahlreichen Stornierungen durch den Pilotenstreik drang Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) auf eine Schlichtungsstelle für Passagiere. "Für unbürokratische Lösungen brauchen Fluggäste genauso wie Bahnkunden eine Schlichtungsstelle", sagte die Ministerin. Die Fluggesellschaften müssten sich jetzt an der Schlichtung für Kundenansprüche beteiligen. Bisher haben sie sich im Gegensatz zur Deutschen Bahn nicht an der Schlichtungsstelle öffentlicher Personenverkehr (söp) beteiligt. Sie verweisen in der Regel darauf, dass es bereits eine Beschwerdestelle beim Luftfahrtbundesamt gibt.  

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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