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Vorwurf. Verdi kritisiert, die Post setze Leiharbeiter und Beamte als Streikbrecher ein und spalte damit die Belegschaft.

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Tarifstreit: Verdi droht Post mit umfassendem Streik

Drinnen Hauptversammlung, draußen Protest. Die Gewerkschaft Verdi hat Post-Chef Frank Appel vorgeworfen, die Belegschaft zu spalten. Am Mittwoch gingen Hunderte Demonstranten beim Aktionärstreffen in Bonn auf die Straße.

Die Gewerkschaft Verdi übt massive Kritik am Verhalten des Post-Vorstands im Tarifkonflikt und droht dem Konzern mit einem umfassenden Streik. Der Vorstand wolle die Gewinne auf dem Rücken der Belegschaft maximieren und verspreche den Aktionären höhere Dividenden, während die Beschäftigten weniger Lohn bekommen sollten, kritisierte Verdi-Chef Frank Bsirske am Rande der Post-Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt. Der Konzern setzte Leiharbeiter und Beamte als Streikbrecher ein und spalte damit die Belegschaft. “Diese Botschaft nehmen wir nicht hin“, rief Bsirske. “Noch ist Zeit zur Umkehr.“ Halte der Vorstand aber an seinem Kurs fest, “dann kann es nur eine Lösung geben und die heißt Streik“. Bsirkse zufolge will die Gewerkschaft dann auch dafür streiken, dass die Entscheidung zurückgenommen wird, neue Gesellschaften zu gründen, in denen die Löhne niedriger sind als im Konzern. “Das ist unsere Botschaft hier aus Frankfurt“, rief der Verdi-Chef vor Hunderten von Demonstranten, die mit Blick auf Post-Chef Frank Appel immer wieder “Appel raus“ skandierten. Von den schon seit Anfang April laufenden Streiks waren nach Unternehmensangaben am Mittwoch 38 von 49 Briefniederlassungen und rund 5500 Mitarbeiter betroffen. Etwa sechs Prozent der Briefe und Pakete würden einen Tag später zugestellt, erklärte das Unternehmen.

Umstrittene Gründung von Niedriglohn-Gesellschaften

Das Klima zwischen Post und Verdi ist bereits seit Monaten vergiftet. Auslöser war die Ankündigung der Post, Tausende neue unbefristete Stellen zu schaffen, allerdings in 49 neuen Gesellschaften, für die niedrigere Löhne als im Konzern gelten. Verdi sieht dies als Bruch geltender Verträge. Die Gewerkschaft will nun für die 140.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns 5,5 Prozent mehr Lohn sowie eine Verkürzung der Wochen-Arbeitszeit auf 36 von 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich durchsetzen.
Die Post hatte immer wieder betont, beim Einsatz von Beamten während der Verdi-Warnstreiks alle gesetzlichen Regelungen zu beachten. Dies gelte auch für den Einsatz von Leiharbeitern, sagte ein Post-Sprecher. Diese würden vornehmlich eingesetzt, um die Folgen von Warnstreiks abzuarbeiten.

Post will weiter sparen

Die Deutsche Post will trotz des harten Tarifkonfliktes an ihrem Sparkurs festhalten. „Unsere Personalkosten sind auf Dauer nicht wettbewerbsfähig“, sagte Post-Chef Frank Appel bei der Hauptversammlung laut Redemanuskript. „Unsere langjährige Tarifstruktur geht noch auf Behördenzeiten zurück. Sie sind heute nicht mehr markt- und zeitgemäß.“ Appel schlug eine leichte Erhöhung der Dividende auf 85 Cent vor und bestätigte die Gewinnziele der Post für 2015 von gut drei Milliarden Euro. dpa/rtr

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