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Tausendundein DEAL (79): Einkauf mit Allah

Wenn im Sommer alle Videos geguckt, alle Zeitschriften gelesen, die Unterhaltungen geführt, alle Fotos sortiert und die Ecken geputzt sind – dann will der Golf-Anwohner auch mal raus aus der Wohnung. Das heißt immer auch schnell wieder rein irgendwo, wo eine Klimaanlage surrt.

Wenn im Sommer alle Videos geguckt, alle Zeitschriften gelesen, die Unterhaltungen geführt, alle Fotos sortiert und die Ecken geputzt sind – dann will der Golf-Anwohner auch mal raus aus der Wohnung. Das heißt immer auch schnell wieder rein irgendwo, wo eine Klimaanlage surrt. Denn draußen, da ist es viel zu heiß. So ist bei vierzig, dreiundvierzig, achtundvierzig Grad im Schatten, die Frage meist die gleiche: „In welche Mall gehen wir denn heute?“

„Mall“ – das amerikanische Wort steht für „Einkaufscenter“. Aber in den Wüstenstaaten am Golf steht es für Flanieren, Flirten, Essen, Rauchen, Trinken, Gucken, Abhängen. Und manchmal auch Einkaufen. Im Supermarkt in der Dubaier „Emirates Mall“, der größten der Welt, stehen zum Beispiel vor allen 53 Kassen lange Schlangen. Auf den Mittelgängen zwischen den 449 anderen Geschäften der Strom der Masse Mensch, in Trachten und Gewändern aus vieler Herren Länder. Die Touristen aus Mitteleuropa sind oft an den kurzen Hosen der Herren zu erkennen. Die Jugend Arabiens steht am Aschenbecher, raucht, aufgeregt über sich selbst und das Gegenüber. In der Mitte der Gänge, wie Felsen in der Brandung, weitere Verkaufsstände. Oft werden hier Immobilien auf den künstlichen Inseln im Meer oder den neuen Siedlungen der Wüste angeboten. „Kauft denn jemand Wohnungen im Einkaufscenter?“, fragt man sich. Markus, bayerischer Makler in Dubai, antwortet später. „Ja, wir machen drei, vier Verträge pro Tag in der Mall. Die Käufer zahlen sofort per Scheck an. Ein paar Mal am Tag sind die Einheimischen und insbesondere die Touristen aus Saudi Arabien zu beobachten, wie sie rasch in Richtung Herrentoiletten und die angeschlossenen Gebetsräume verschwinden. Kurz darauf schallt durch alle Flure und Geschäfte das „Allah Akbar“ vom Band, der Ruf zum moslemischen Gebet.

Im nächsten Jahr soll in Dubai am Fuß des höchsten Gebäudes der Welt eine neue Mall aufmachen, sie wird dann die allerallerallergrößte der Welt sein. Aber ein Problem werden die Bauherren auch dort nicht lösen: Auf dem Weg vom Einkaufscenter zum angrenzenden Parkplatz surrt keine Klimaanlage, auf diesen Metern ist der Besucher dann wieder der gnadenlosen Hitze ausgesetzt.

Der Autor (46) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

Tewe Pannier, ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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