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Die zum Daimler-Konzern gehörende Vermittlungs-App myTaxi darf vorerst auch in und um Stuttgart mit Rabatten für Taxifahrten werben.

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Taxi fahren zum halben Preis: Gericht gibt Daimler-Tochter myTaxi Recht

Die Daimler-Tochter myTaxi bringt die Taxizentralen in Bedrängnis. Vor Gericht ziehen diese bislang den Kürzeren.

Taxi fahren zum halben Preis – wer will das nicht? Kein Problem. Einfach die passende App herunterladen, und schon wird gespart. Noch bis Donnerstag nächster Woche zahlt die Daimler-Tochter „myTaxi“ Menschen, die ihr Taxi über die „myTaxi“-App bestellt und die Fahrt über die App abgerechnet haben, die Hälfte der Taxikosten. Eine Aktion, die die Kunden freut und die etablierten Taxizentralen ärgert. Denn denen will der Online-Vermittler mit seinen wiederholten Rabattaktion Kundschaft abjagen.

Kein Wunder, dass sich die Taxizentralen gegen die Konkurrenz aus dem Netz wehren. Doch vor Gericht ziehen sie bislang den Kürzeren. In Hamburg ist der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband (BZP) bereits im September mit einer einstweiligen Verfügung gegen die bundesweite 50-Prozent-Aktion gescheitert. In Stuttgart hatte sich das Landgericht zunächst auf die Seite der Taxi-Auto-Zentrale gestellt und die Rabatte für Stuttgart, Leinfelden und Filderstadt verboten. Am Donnerstag hob das Oberlandesgericht Stuttgart die einstweilige Verfügung jedoch wieder auf.

Ein harter Konkurrenzkampf

Vorbei ist der Kampf vor den Gerichten damit aber noch lange nicht. Die Stuttgarter Taxi-Zentrale erwägt weitere Schritte gegen den unliebsamen Konkurrenten. Andere sind noch schneller: Am kommenden Dienstag wird bereits vor dem Landgericht Frankfurt über eine Klage von Taxi Deutschland gegen die Rabatte verhandelt. Taxi Deutschland ist eine Genossenschaft, die 2007 von den großen Taxizentralen Frankfurt am Main, Hamburg und Berlin gegründet worden ist. Sie betreibt nicht nur die mobile Taxirufnummer 22456, die aus jedem Mobilfunknetz zur lokalen Taxizentrale verbindet, sondern auch die App „Taxi Deutschland“.

Der Kampf um die Taxikunden ist hart. Der Druck kommt von zwei Seiten. Nachdem Uber mit seinem Privatfahrerdienst den professionellen Taxifahrern ins Gehege gekommen war, werden die Taxizentralen von „myTaxi“ in die Zange genommen. Ein ungleicher Kampf, wie sie finden. „Konzerne wie Daimler mit Tochter ,myTaxi‘ sowie Ubertaxi rabattieren mit dem Kalkül, die Tarifpflicht zu kippen. Ist dies erreicht, sind Wucherpreise zu Stoßzeiten die Regel“, warnt Dieter Schlenker, Vorsitzender der Genossenschaft Taxi Deutschland. „Die vermeintlich billigen Taxifahrten gaukeln der Bevölkerung vor, Taxifahren könne billiger sein.“ Dabei bleibe der Fahrpreis aber stets derselbe. „Der Rabatt wird lediglich von finanzstarken globalen Unternehmen subventioniert. Das ist Verbrauchertäuschung“, ärgert sich Schlenker.

Fahrer bekommen vollen Betrag

Tatsächlich gelten in Deutschland für Taxifahrten Festpreise. Firmen wie „myTaxi“ rühren daran auch nicht. „Die Fahrer erhalten den vollen Betrag“, sagt Unternehmenssprecher Stefan Keuchel. Die Differenz übernimmt die Daimler-Tochter – in der Hoffnung, damit weitere Kunden zu gewinnen, die die App herunterladen und sich bei „myTaxi“ registrieren lassen. Die 50-Prozent-Rabattaktion ist dabei nicht der einzige Marketing-Coup. So hat „myTaxi“ seinen Kunden an Halloween 30 Euro pro Fahrt geschenkt.

„Die Taxifahrer haben so viel Geschäft gemacht wie sonst an Silvester“, berichtet Keuchel. Allerdings gilt das nur für die Fahrer, die ihrerseits die App heruntergeladen haben. Denn nur diese können die Fahrten dann auch online abrechnen. Bezahlt wird die Taxifahrt nämlich am Ende nicht mehr bar, sondern per Kreditkarte oder Paypal, deren Daten der Kunde zuvor bei „myTaxi“ hinterlegt hat. Der Plan: Je stärker der Dienst von Verbrauchern genutzt wird, desto mehr Fahrer entscheiden sich für den Vermittlungsdienst. Derzeit gibt es weltweit 45 000, in Deutschland 18 000 Taxen, die sich „myTaxi“ angeschlossen haben. In Deutschland sind schätzungsweise rund 53 000 Taxen im Einsatz.

Uber ist in der Defensive

Während der Streit um „myTaxi“ noch lange nicht entschieden ist, hat das Taxigewerbe im Kampf gegen den umstrittenen Fahrdienstvermittler Uber Boden gutgemacht.

Nachdem Uber in zahlreichen Städten, darunter auch in Berlin, wegen Verstoßes gegen das Personenbeförderungsgesetz von den Behörden verboten worden war, hat das Unternehmen sein Geschäft in Deutschland verändert. Statt wie früher Fahrten an private Fahrer zu vermitteln, arbeitet Uber nun mit professionellen Partnern zusammen.

Der seit einigen Monaten in Deutschland angebotene Dienst UberX kooperiert ausschließlich mit Fahrern, die eine Konzession nach dem Personenbeförderungsgesetz haben. Die Beförderung ohne einen solchen entsprechenden Schein hatte die Taxibranche stets als wettbewerbsverzerrend moniert. Hinter Uber stecken große, finanzstarke Investoren, darunter Goldman Sachs und Google Ventures.

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