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Wirtschaft: Tchibo verkauft mehr Reisen

Kaffeegeschäft schrumpft – die Filialen in Deutschland sollen zu Cafés umgerüstet werden

Hamburg (beu/HB/dpa). Die schlechte Konjunktur hat kaum Auswirkungen auf den Kaffeefilialisten Tchibo. Wie John Karakadas, Vorsitzender der Geschäftsführung der Tchibo FrischRöst-Kaffee GmbH, in Hamburg sagte, rechnet Tchibo im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Umsatzanstieg von zehn Prozent. Im Gesamtjahr plant das Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von vier Prozent auf 3,10 (2,99) Milliarden Euro.

Motor für das Tchibo-Wachstum ist das Geschäft mit diversen Gebrauchsartikeln und Textilien, das mit zweistelligen Jahresraten zulegt. Der so genannte Non-Food-Bereich, zu dem auch Reisen und Finanzdienstleistungen gehören, trägt mittlerweile deutlich mehr zum Tchibo-Umsatz bei als der Verkauf von Kaffee. Der Trend werde sich fortsetzen. Bei Reisen zum Beispiel wurden in diesem Jahr 58 600 Teilnehmer gezählt. Im kommenden Jahr soll die Zahl auf mehr als 100 000 steigen.

Im ursprünglichen Kerngeschäft Kaffee behauptet Tchibo mit einem Marktanteil von 27 Prozent nach Menge seine führende Position vor Kraft Jacobs Suchard mit 22 Prozent. „Der Umsatz der Sparte geht jedoch zurück, weil die Kaffeepreise erneut gesunken sind“, sagte Karakadas. Wegen der niedrigen Notierungen für Rohkaffee und der Konkurrenz durch Aldi und andere Discounter seien die Preise für den Endverbraucher in diesem Jahr um sieben Prozent gefallen. Im nächsten Jahr sei wieder mit steigenden Preisen zu rechnen, weil die Rohstoffmärkte ihren Tiefpunkt durchschritten hätten. Ein Pfund Kaffee kostete im vergangenen Jahr ohne Mehrwertsteuer rund drei Euro.

Neben dem Gesamtumsatz entwickele sich auch der Ertrag erfreulich, sagte Karakadas. Genaue Angaben machte er jedoch nicht. Ein Vergleich mit 2001 ist nicht möglich, da in den 687 Millionen Euro Überschuss der Muttergesellschaft Tchibo Holding AG außer der Dividende aus der 30-prozentigen Beteiligung an der Beiersdorf AG (Nivea) auch noch der Gewinn der mittlerweile verkauften Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH (West) enthalten war.

Um dem Wettbewerbsdruck der Kaffeeshops von Starbucks und anderen Anbietern zu begegnen, will Tchibo im nächsten Jahr seine 850 Filialen in Deutschland, von denen bisher 250 Kaffee ausschenken, umrüsten. Etwa 100 Filialen werden mit Sitzmöglichkeiten zu „Coffee Bars“ einschließlich des Systemgeschäfts mit Röstkaffee und Gebrauchsartikeln ausgerüstet. In den restlichen Filialen sind Stehcafés geplant. Erfahrungen mit „Coffee Bars“ mit Tisch und Stühlen hat Tchibo bereits in Polen und in den 31 eigenen Filialen in Großbritannien, aber auch teilweise in Deutschland gesammelt.

Nach den in England, Österreich und der Schweiz erzielten Erfolgen mit dem kombinierten Angebot von Kaffee (Tchibo, Eduscho) und wöchentlich wechselnden Gebrauchsartikeln hat Tchibo jetzt die westeuropäischen Staaten für die weitere Expansion unter die Lupe genommen. Im Frühjahr fällt die Entscheidung, in welchem Land Tchibo 2003 antritt – laut unternehmensnahen Kreisen wahrscheinlich in Norditalien.

Expansion nach Osteuropa

Zugleich überlegt Tchibo laut Karakadas das in Deutschland bei 16300 Bäckereien und 31300 Lebensmittelläden praktizierte Depot-Konzept auch ins Ausland zu übertragen. In Osteuropa versucht der Kaffeespezialist weitere Röstereien zu erwerben. Tchibo ist bereits in Polen , Ungarn und Tschechien vertreten. Das Ausland ist derzeit mit 17 Prozent am Tchibo-Umsatz beteiligt, mit stark wachsender Tendenz, wie Karakadas unterstreicht.

Tchibo erreicht in Deutschland 20 Millionen Haushalte, das heißt 60 Prozent aller Haushalte. Um die Kundenbindung zu stärken, wird der Konzern einen bereits in Norddeutschland getesteten „Tchibo-Club“ kreieren. Den Mitgliedern sollen Sonderleistungen geboten werden, etwa in der Möglichkeit, knappe Gebrauchsartikel erwerben zu können, bevor sie in das offizielle Angebot genommen werden. Karakadas verspricht sich hieraus einen Mehrumsatz in dreistelliger Millionenhöhe.

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