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Wirtschaft: Teilen und fahren

Carsharing in Berlin: Siemens-Mitarbeiter testen E-Autos, BMW und Sixt starten mit 250 Mietwagen

Berlin - Berlin wird Testmarkt für neue Carsharing-Modelle. Der Siemens-Konzern erprobt in der Hauptstadt ein Jahr lang die Alltagstauglichkeit von Elektroautos: Mehr als 100 Mitarbeiter nutzen ab sofort zwölf umgebaute Opel Agila für Dienstfahrten zwischen den sieben Berliner Standorten des Unternehmens.

Ein stadtweites Carsharing- Modell für jedermann startet Ende des Monats: Drive-Now, ein gemeinsames Unternehmen von BMW und Sixt, bietet ab dem 29. September innerhalb des S-Bahnrings zunächst rund 250 Minis und 1er BMWs zur stationsunabhängigen Miete an. Nach einer einmaligen Registrierung können Kunden die Fahrzeuge, die in der Stadt verteilt parken, für 29 Cent pro Minute nutzen – und nach Gebrauch stehen lassen. Sprit, Parkgebühren und Versicherung sind im Mietpreis enthalten. „Es gibt schon mehrere hundert Voranmeldungen“, sagte Geschäftsführer Nico Gabriel dem Tagesspiegel.

Sowohl Siemens als auch BMW experimentieren in neuen Geschäftsfeldern. Siemens wolle Erfahrungen mit batteriebetriebenen Fahrzeugen und der Nutzung von Ladestationen sammeln, sagte Sami Atiya, Leiter des Bereichs Mobilität und Logistik in der neuen Siemens-Sparte Infrastruktur und Städte, am Dienstag in Berlin. „Der wachsende Markt für Elektromobilität ist für uns sehr interessant.“ Siemens verstehe sich hier als Schlüsselanbieter für vernetzte, ganzheitliche Lösungen – von der Ladesäule bis zum Stromnetz. Jüngst hatte der Dax-Konzern eine Kooperation mit dem Autohersteller Volvo bekannt gegeben, für den Siemens künftig Elektroantriebe produzieren wird. „Ein Geschäft ist es noch nicht“, sagte Atiya zu den verschiedenen Aktivitäten von Siemens im Bereich E-Mobility. „Es gibt noch einige offene Parameter.“ Dennoch wolle das Unternehmen früh dabei sein, um technologische Grundlagen zu erforschen und zu beeinflussen. Darüber hinaus starte in Kürze die Vermarktung der von Siemens produzierten Ladesäulen für Elektroautos. Die in Berlin eingesetzten Fahrzeuge sind Spezialanfertigungen. Sie wurden von dem Systemintegrator German E-Cars umgerüstet.

Die Fahrzeuge, die die Siemens-Mitarbeiter mit ihrem Ausweis öffnen können, wurden mit einem Bordcomputer ausgerüstet. Es zeigt den Ladezustand der Batterie an, die aktuelle Reichweite und wie lange das Fahrzeug reserviert ist. Eine Leitzentrale verfolgt den Weg der Autos und kann die Fahrer mit Satellitennavigation zum nächsten freien Parkplatz mit Lademöglichkeit führen. Miete, Parkgebühren und Ladekosten werden automatisch über die entsprechende Kostenstelle des Mitarbeiters abgerechnet.

Der Berliner Feldversuch ist die dritte Phase des Pilotprojekts „For Sustain- electromobility“, das Siemens im November 2010 ins Leben rief. In Phase 1 wurden in München und Erlangen 20 Mitarbeitern E-Autos zur privaten Nutzung überlassen. In Phase 2 wurden zwei Prototypen mit 800-Volt-Antriebsstrang entwickelt – eine besonders hohe Spannung zur Erprobung der Ladeleistung. Insgesamt investiert Siemens rund 20 Millionen Euro in das Pilotprojekt; rund 40 Prozent werden öffentlich gefördert. Parallel hatte Siemens in Berlin 2010 sechs batteriebetriebene Smarts als Dienstwagen in Betrieb genommen.

Elektroautos will auch Drive-Now in sein Carsharing-Programm aufnehmen – allerdings nur zu Versuchszwecken. „Bei den hohen Anschaffungskosten für E-Autos macht es durchaus Sinn, sich die Nutzung zu teilen“, sagte Drive-Now-Geschäftsführer Gabriel. Doch das Joint- Venture hat zunächst andere Ziele: Bis Ende 2013 wollen BMW und Sixt rund 80 000 Kunden gewinnen. In München läuft das Geschäft bereits, hier haben sich nach drei Monaten rund 5000 Nutzer registriert. Gefahren werden die Autos im Schnitt für 30 bis 45 Minuten. Bis Ende 2013 sollen in Berlin 500 Drive-Now-Autos zum Einsatz kommen. „Berlin ist eine idealer Testmarkt“, sagte Gabriel. „Wenn es hier funktioniert, funktioniert es überall.“ Gedacht ist auch an eine Verbindung zum öffentlichen Nahverkehr. „Wir sprechen mit der BVG über Paketlösungen.“

Sechs konventionelle Carsharing-Anbieter mit etwa 25 000 Mitgliedern gibt es schon in Berlin. Die Mietfahrzeuge müssen aber an festgelegten Plätzen abgestellt werden. BMW-Konkurrent Daimler ist schon länger im Carsharing aktiv. Nach dem erfolgreichen Start in Ulm bietet Car2Go auch in Hamburg Smarts zur stationsunabhängigen Miete an. Partner ist hier der Autovermieter Europcar. Berlin hat Car2Go ebenfalls auf der Landkarte, konkrete Termine gibt es aber noch nicht.

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