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Wirtschaft: Teilweise wird jetzt schon mit Euro-Münzen bezahlt

Seit Monaten kämpfen europäische Notenbanken darum, die Bevölkerung für den Euro zu begeistern. Man könnte sich also Fragen, weshalb sie sich eigentlich so aufregen, dass einige Menschen die neue Währung schon jetzt nutzen.

Seit Monaten kämpfen europäische Notenbanken darum, die Bevölkerung für den Euro zu begeistern. Man könnte sich also Fragen, weshalb sie sich eigentlich so aufregen, dass einige Menschen die neue Währung schon jetzt nutzen. Denn obwohl der Euro offiziell erst am 1. Januar gesetzliches Zahlungsmittel wird, sind schon jetzt Euros an merkwürdigen Orten aufgetaucht: So stürzten sich in den Niederlanden Heerscharen von Journalisten auf den Inhaber eines Geschäftes für Anglerbedarf. Der hatte einen Fünf-Euro-Schein als Bezahlung von zwei Tüten Fischköder akzeptiert. In Belgien standen Journalisten Schlange vor dem Büro eines Schuldirektors, der sich im Postamt Euromünzen beschafft hatte. Und sie bestürmten in Österreich den Chef eines Internet-Unternehmens, der als Werbegag Ein-Cent-Münzen an Kunden verschickt hatte.

Die korrekten europäischen Zentralbanker reagierten mit einer kalten Dusche: Sie konfiszierten die Noten und Münzen, verhängten Geldstrafen und drohten sogar mit Gefängnis. "Für die Zahlung mit einem nicht-gesetzlichen Zahlungsmittel kann man bestraft werden", sagt Marcel Van Baelen von der belgischen Zentralbank. "Wir hoffen, dass wir künftig solche Zwischenfälle vermeiden können." Er kann nichts Komisches an der Situation finden - so wie die meisten seiner Kollegen.

Seit dem 1. September wandern Euronoten und -münzen aus den nationalen Zentralbanken in die Tresore von Geschäftsbanken und Einzelhändlern. Normalmenschen sollen erst ab Mitte Dezember Zugriff auf Euromünzen bekommen. Und die Scheine kommen erst am 1. Januar in Verkehr. Bis dahin ist der Euro kein gesetzliches Zahlungsmittel. Dennoch haben einige gewöhnliche Bürger sich bereits in den Besitz von Euronoten oder -münzen bebracht. Zum Beispiel Bernard Billiet, Direktor einer Schule für behinderte Kinder in der belgischen Stadt Brügge. Billiet hat am 14. September einen so genannte Euro-Starter-Kit mit einer Münz-Mischung im Wert von 12,40 Euro von einem Postmitarbeiter erworben. Der Postangestellte wusste offenbar nicht genau, ab wann er diese verkaufen darf.

In seiner Begeisterung für den Euro hat Billiet ein Spiel-Lebensmittelgeschäft in der De Varens-Schule eingerichtet. Dort können die Schüler beim Einkaufen von Brot, Milch und anderen Produkten den Umgang mit der neuen Währung üben. Nachdem die Medien darüber berichtet hatten, erfuhr Billiet zu seiner Bestürzung, dass der Postmitarbeiter vom Dienst suspendiert worden war und dass die belgische Nationalbank gegen das Postamt eine Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro verhängt hatte. Außerdem wollte die Bank die Euros zurückhaben. "Ich habe einen Brief an die örtliche Lokalzeitung geschickt", sagt der Schuldirektor. Darin habe er habe gefragt "Können wir in Belgien nicht mehr lachen?". Der vom Dienst suspendierte Postmitarbeiter arbeitet inzwischen in einer anderen Postfiliale. Billiet und seine Euros werden keine Ausnahme bleiben. Wahrscheinlich werden weitere Euros vor dem 1. Januar in Umlauf geraten. Immerhin werden seit dem 1. September Tausende von Banken, Sparkassen, Werttransport-Unternehmen und Postämter in ganz Europa mit Euros versorgt. Hinzu kommt, dass nun auch der Einzelhandel und andere mit Bargeld operierende Unternehmen mit Münzen und Scheinen ausgestattet werden, damit die Kassierer schon den Umgang mit Euros üben können.

David Woodruff, G. Thomas Sims

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