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Teldafax-Pleite: Verbraucherschützer warnen vor weiteren Discountern

Der Billigenergieanbieter Teldafax ist pleite. Andere Discounter wie Flexstrom profitieren davon. Verbraucherschützern gefällt das nicht.

Dirk Hempel, Sprecher des Strom- und Gaslieferanten Flexstrom, freut sich. „Wir haben allein am Dienstag 3000 neue Verträge geschlossen“, berichtet der Sprecher des Berliner Unternehmens, „viele Kunden wechseln jetzt zu uns“. Dienstag, das war der Tag, an dem der Troisdorfer Energiediscounter Teldafax offiziell Insolvenzantrag gestellt hat. Seitdem kennen Teldafax-Kunden nur noch ein Ziel: möglichst schnell raus. „Wir hatten am Dienstag auffällig viele Zugriffe auf unser Internetportal“, berichtet auch Dagmar Ginzel vom Internetdienstleister Verivox.

Verbraucherschützer sehen den Wechsel zu Billiganbietern wie Flexstrom jedoch mit Sorge. Denn die Verbraucherzentrale Berlin (VZ Berlin) liegt mit Flexstrom schon lange im Clinch. VZ-Geschäftsführer Peter Lischke ärgert sich über Bonuszahlungen, mit denen Flexstrom seine Strompreise in Internet-Vergleichsportalen künstlich niedrig rechne. Die Bonuszahlungen kämen aber nur den Kunden zugute, die länger als ein Jahr bei Flexstrom blieben. Das sei vielen jedoch nicht klar, kritisiert Lischke. Am Mittwoch traf man sich vor dem Berliner Landgericht. Dort habe Flexstrom die Klage anerkannt, berichtet Lischke. Unklar sei aber noch, ob betroffene Kunden Schadenersatz geltend machen können. Ob man Teldafax-Kunden von einem Wechsel zu Flexstrom abraten solle, lässt Lischke offen. Aber: „Die Geschäftsbedingungen waren in der Vergangenheit nicht verbraucherfreundlich“, gibt der Jurist zu bedenken.

Flexstrom weist die Vorwürfe der Verbraucherschützer weit von sich. Seit einem halben Jahr biete man nur noch 24-Monats-Verträge an, so dass jetzt jeder Kunde in den Genuss der Bonuszahlungen komme. Die Preisangabe enthalte jetzt ausdrücklich den Hinweis, dass der „Preis inclusive Bonus“ sei, betont Hempel. Vergleiche mit Teldafax hält der Sprecher für unangemessen. Flexstrom verkaufe – anders als die Pleitefirma – seinen 450 000 Kunden Strom und Gas nicht unter dem eigenen Einkaufspreis, im Gegenteil: „Flexstrom arbeitet mit Gewinn“, betont Hempel. 2009 habe man nach Steuern 4,278 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, 2010 seien es bereits zehn Millionen Euro gewesen und für 2011 sind 12 Millionen Euro Gewinn geplant.

Neben Flexstrom gehört auch Vattenfall zu den Profiteuren der Teldafax-Krise. Von den rund 30.000 Kunden, die Teldafax in Berlin mit Strom beliefert hatte, ist inzwischen jeder Dritte zu Vattenfall gewechselt, berichtet Sprecherin Barbara Meifert. Das dürfte auch der Werbung geschuldet sein. Vattenfall hatte alle Verbraucher, die bei Teldafax gewesen waren, angeschrieben und ihnen die Vattenfall-Tarife schmackhaft gemacht.

Kunden, die unsicher sind, zu welchem Anbieter sie gehen sollen, können sich im Internet die Bewertungen der einzelnen Energielieferanten ansehen. Bei allen großen Internetportalen – Verivox, Check24 und Toptarif – können Kunden über ihre Erfahrungen berichten und die Firmen bewerten. Ob man dann einen Tarif mit Vorkasse wählt, sollte man von der Seriosität des Anbieters abhängig machen, rät Dagmar Ginzel von Verivox. Doch viele Verbraucher dürften von Vorauszahlungen und Kautionen jedoch inzwischen die Nase voll haben. „Die meisten möchten monatlich zahlen“, berichtet Flexstrom-Sprecher Hempel über die Wünsche früherer Teldafax-Kunden.

Das Problem: Anders als in Berlin, wo Teldafax vom Markt verschwunden ist, können Kunden in vielen anderen Orten derzeit gar nicht wechseln. So lange Teldafax liefert, läuft der Vertrag ganz normal weiter, warnt Ginzel. Kündigen kann man dann erst zum Ende der Laufzeit, auch ein Anbieterwechsel ist vorher nicht möglich. Das muss aber kein Nachteil sein. Gerade diejenigen, die Vorkasse gezahlt haben, können sich über jeden Tag freuen, an dem sie für ihr Geld auch die versprochene Leistung bekommen.

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