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Wirtschaft: Telefónica will O2 übernehmen

Spanier bieten 26 Milliarden Euro / Einstieg auf dem deutschen Mobilfunkmarkt

Berlin Der spanische Telekommunikationskonzern Telefónica will für umgerechnet 26 Milliarden Euro den britischen Mobilfunk-Betreiber O2 kaufen und so auch auf dem deutschen Mobilfunkmarkt Fuß fassen. Dafür soll ein Kredit aufgenommen werden. Je O2-Aktie werden 200 Pence geboten, teilten die Unternehmen am Montag mit. Das sind zwar 22 Prozent mehr als der Schlusskurs von Freitag, aber weniger als der Höchstkurs am Montag. Nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots war der Kurs nämlich um 28 Prozent auf 206 Pence in die Höhe geschossen. Der O2-Aufsichtsrat rief die Aktionäre dazu auf, das Angebot anzunehmen. Auch das Management von O2-Chef stimmte der Transaktion zu und bot Telefónica seine eigenen Aktien zum Kauf an. O2-Chef Peter Erskine soll das Unternehmen auch weiterhin führen.

Die geplante Übernahme, die Telefónica bereits im Januar abschließen möchte, verschaffe den Spaniern Zugang zu Großbritannien und Deutschland, zwei der größten Mobilfunkmärkte Europas, sagte Telefónica-Chef Cesar Alierta. Dort dominieren bislang die britische Vodafone und die deutsche Telekom-Tochter T-Mobile. Telefónica ist bisher in Spanien, Portugal und Lateinamerika führend. Gemeinsam mit O2 kämen die Spanier auf 116 Millionen Mobilfunkkunden weltweit. In Europa würden Telefónica und O2 die Deutsche Telekom als zweitgrößten Mobilfunkanbieter ablösen. Marktführer ist Vodafone mit 165 Millionen Kunden.

O2 galt schon seit längerem als Übernahmekandidat. Das britische Unternehmen ist mit knapp 25 Millionen Kunden die Nummer sechs auf dem europäischen Mobilfunkmarkt und gilt als zu klein, um auf Dauer auf dem europäischen Markt allein bestehen zu können. In Deutschland ist O2 mit rund 8,5 Millionen Kunden der viertgrößte Anbieter – wächst aber deutlich schneller als die Konkurrenz.

Im Sommer hatten die Deutsche Telekom und die niederländische KPN gemeinsam Sondierungsgespräche über einen Kauf des Unternehmens geführt, diese aber im August ohne ein Angebot beendet. Analysten und Händler spekulierten am Montag, dass die Telekom jetzt ein Gegenangebot vorlegen könnte. Die Deutsche Telekom wollte dazu jedoch keine Stellung nehmen.

Mit der Übernahme von O2 versucht Telefónica jetzt zum zweiten Mal, auf dem deutschen Markt einzusteigen. Der Konzern hatte im Sommer 2000 zusammen mit dem finnischen Sonera-Konzern über das Gemeinschaftsunternehmen Quam eine UMTS-Lizenz für 7,5 Milliarden Euro ersteigert. Quam hatte seinen Betrieb jedoch Ende 2002 aus Kostengründen eingestellt.

Für die deutschen O2-Kunden wird sich durch die Übernahme zunächst wenig ändern. O2 ist ein reiner Mobilfunkanbieter, Telefónica ist auf dem deutschen Handy-Markt nicht vertreten. Nach Meinung von Verbraucherschützern könnte Telefónica O2 jedoch in Zukunft dabei helfen, auch ins Festnetz zu expandieren. Angeblich will O2 ins Geschäft mit den schnellen Internet-Zugängen DSL einsteigen. „Hier könnte O2 mit Telefónica interessante Angebote vorlegen“, sagte Thorsten Elsner vom Internet-Verbraucherdienst Tariftip. O2 wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.

Werner Stäblein, Analyst für den Telekommunikationsmarkt bei der BHF Bank, warnte auch, zu viel in die Übernahme hineinzuinterpretieren. „Dadurch ändert sich zunächst nur die Eigentümerstruktur“, sagte er dem Tagesspiegel. Es sei aber nicht zu erwarten, dass es deshalb Veränderungen bei den Produkten, die O2 anbietet, oder bei den Vertriebskanälen geben wird. Auch sei nicht damit zu rechnen, dass die Marke O2 komplett verschwinden wird. Den Preis, den Telefónica für den britischen Mobilfunkkonzern bezahlen will, bezeichnete Stäblein als „sportlich“. Ob er zu hoch sei, werde aber erst die Entwicklung des Unternehmens zeigen. hej/hop/dpa

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