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Wirtschaft: "Telefon am Ohr und Baby auf dem Arm - das geht nicht"

Monika Rühl, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Lufthansa: Teilzeitarbeit ist der richtige Weg / Auch für FührungskräfteFrauen sind mittlerweile in fast allen Branchen und Berufen vertreten, der Weg in die Chefetagen fällt ihnen aber immer noch schwer.Nur durchschnittlich vier Prozent aller wichtigen Managementpositionen sind derzeit mit Frauen besetzt.

Monika Rühl, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Lufthansa: Teilzeitarbeit ist der richtige Weg / Auch für Führungskräfte

Frauen sind mittlerweile in fast allen Branchen und Berufen vertreten, der Weg in die Chefetagen fällt ihnen aber immer noch schwer.Nur durchschnittlich vier Prozent aller wichtigen Managementpositionen sind derzeit mit Frauen besetzt.Unter dem Motto "Chance zum Wandel - The Chance for Change" veranstaltet die Deutsche Lufthansa AG zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung noch bis zum heutigen Sonntag im hessischen Seeheim einen internationalen Kongreß für und über die Situation von Frauen in der Wirtschaft.Rund 200 Teilnehmer beschäftigen sich auf dem dreitägigen Kongreß mit Themen wie Unternehmenskultur, Globalisierung oder Telearbeit.Antje Kullrich sprach mit Monika Rühl, der Beauftragten für Chancengleichheit bei der Lufthansa. TAGESSPIEGEL: Was muß passieren, damit mehr Frauen in der Wirtschaft das Sagen bekommen? MONIKA RÜHL: Es ist nötig, Frauen und Männer dazu zu bewegen, ihre privaten Entscheidungen zu überdenken.Männer sollten mehr Verantwortung für familiäre Dinge übernehmen und dadurch den Frauen den Rücken freihalten, damit die ihre eigene Karriere planen können.Die Unternehmen sind gefragt, wenn es um die Einführung von Telearbeit oder Teilzeit auch für Führungskräfte geht.Viele Unternehmen schöpfen diese Möglichkeiten noch viel zu wenig aus.Wir brauchen einen Wandel in der Führungskultur. TAGESSPIEGEL: Kann sich Teilzeit- und Telearbeit denn auch in den Führungsetagen durchsetzen? MONIKA RÜHL: Ich glaube nicht, daß Telearbeit mit Laptop auf dem Küchentisch, Baby auf dem Arm und Telefon am Ohr so funktioniert.Sehr wichtig dagegen ist die reduzierte Arbeitszeit für Führungskräfte.Doch da sind die Berührungsängste seitens der Unternehmen aber auch der Angestellten groß.Da herrscht die Furcht, daß jemand dann ja doch nicht unbedingt wichtig ist.Auf Unternehmensseite kann man grundsätzlich beobachten, daß sich die Firmen eher auf Teilzeitmodelle einlassen, wenn sie nicht an einer hohen Fluktuation interessiert sind.In Bereichen, in denen viele Bewerber auf eine Stelle kommen und wo keine großen Vorkenntnisse gefragt sind, sind flexible Arbeitszeitmodelle selten. TAGESSPIEGEL: Kind und Karriere - wie soll frau das unter einen Hut bringen? MONIKA RÜHL: Man muß die Zuständigkeiten in der Familie neu ordnen.Es gilt, den Automatismus zu hinterfragen, daß der Mann das Geld verdient und die Frau die Kinder erzieht.Eine Möglichkeit ist, den Erziehungsurlaub zu teilen.Das wird kaum genutzt.Nur ein Prozent der Erziehungsurlauber sind Männer. TAGESSPIEGEL: Was haben Frauen in Führungspositionen Männern voraus? MONIKA RÜHL: Frauen haben bei den sogenannten weichen Qualifikationen oft einen Vorteil: Sie sind kommunikationsfähiger und sozial kompetenter.Bei den Eignungstests für unsere Pilotenausbildung beispielsweise schneiden Frauen in diesen Bereichen meist besser ab als ihre männlichen Kollegen.Es hapert dann aber öfter am Technik-Grundwissen. TAGESSPIEGEL: In welchen Bereichen sehen Sie Frauen noch benachteiligt? MONIKA RÜHL: Richtige Diskriminierung von Frauen taucht nur noch in Einzelfällen auf.Auffallend ist jedoch, daß die höher dotierten Stellenanzeigen in den großen Zeitungen häufig immer noch nicht geschlechterneutral formuliert sind, sondern nur männliche Bewerber ansprechen. TAGESSPIEGEL: Wie steht es mit der Ausbildung junger Frauen? MONIKA RÜHL: Früher haben Frauen die karriereträchtigen Studiengänge wie Betriebswirtschaftslehre oder Jura kaum studiert.Das hat sich mittlerweile geändert.Immer noch rar sind Frauen im Technikbereich und den Naturwissenschaften.Beim Berufseinstieg spielt dann die Unternehmenskultur eine große Rolle.Wenn in den Unternehmensrichtlinien die Gleichberechtigung festgeschrieben wurde, wird das im Regelfall auch so praktiziert, oder Bewerberinnen kriegen bei einem geringen Frauenanteil im Unternehmen bei gleicher Qualifikation sogar den Vorzug. TAGESSPIEGEL: Wie sieht es bei der Lufthansa mit der Frauenförderung aus? MONIKA RÜHL: Besser, als bei manch anderem Unternehmen, aber immer noch nicht gut genug.Bei einem Frauenanteil von 40 Prozent bei der Lufthansa besetzen Frauen nur acht Prozent der Managementpositionen.Aber diese Zahl wird der Wirklichkeit nicht ganz gerecht: Der Anteil der Frauen in Positionen, in denen man Personalverantwortung trägt, liegt immerhin bei 35 Prozent.Im Cockpit dagegen sind Frauen noch selten vertreten.Hier liegt ihr Anteil nur bei einem Prozent.Das wird langsam etwas mehr werden, da wir erst seit zehn Jahren Frauen als Piloten ausbilden.Bei den Schulungen sind fünf Prozent Frauen.Auch der Anteil bei den Bewerbungen liegt dort nicht höher.Die Teilzeitquote beträgt bei der Lufthansa immerhin 20 Prozent.

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