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Wirtschaft: Telefon-Auskunft wird drastisch teurer

Vom 1.Oktober an freier Marktzugang / Bislang nur ein Telekom-KonkurrentVON CHRISTIAN ANDRESEN (AP) FRANKFURT (MAIN).

Vom 1.Oktober an freier Marktzugang / Bislang nur ein Telekom-KonkurrentVON CHRISTIAN ANDRESEN (AP)

FRANKFURT (MAIN).Die privaten Wettbewerber der Deutschen Telekom haben viel versprochen: Wartezeiten gleich Null wollten sie garantieren, wenn der Markt für Telefonauskunftsdienste am 1.Oktober für den freien Wettbewerb geöffnet wird.Statt dessen müssen die Kunden bis ins nächste Jahr hinein warten, denn der vielzitierte Wettbewerb fällt aus.Die bereits jetzt aktiven Anbieter Deutsche Telekom und ihr privater Konkurrent, die bereits seit 1996 aktive Firma Telegate, bleiben vorerst die einzigen im Netz.Keines der übrigen 20 angemeldeten Unternehmen nimmt zum 1.Oktober den Betrieb auf. Dabei sollte man meinen, daß die Telefonauskunft durchaus ein attraktives Geschäft sein könnte.Immerhin schätzt der Leiter des Referats Telekommunikationspolitik im zuständigen Bundesministerium, Peter Quander, die Zahl der Anrufe bei der Auskunft auf rund 50 Millionen im Monat.Doch die meisten der längst vergebenen 118XY-Nummern für die Auskunftsdienste werden auch zum 1.Januar 1998 nicht freigeschaltet sein.Lediglich die Unternehmen Mannesmann Arcor und Talkline - beide künftig Anbieter eines eigenen Telefonnetzes - wollen zum Jahresbeginn eine Telefonauskunft in Betrieb nehmen.Die meisten anderen Unternehmen wollen noch später starten. Für die Verzögerung gibt es verschiedene Gründe, teils bei den Unternehmen, teils bei der Telekom.Bei Mannesmann Arcor, Otelo, Teleglobe, Viag Interkom und Worldcom heißt es übereinstimmend, daß alle Kräfte auf die Realisierung eines eigenen Telefonnetzes zum Januar gerichtet seien.Die Einrichtung einer Telefonauskunft sei demgegenüber in den Hintergrund getreten.Ministerialreferent Quander macht auch das geschäftliche und technische Unbehagen der neuen Konkurrenz gegenüber der Telekom geltend: "Die wollen sich möglichst eigene Einrichtungen schaffen, damit sie bei der Zuleitung eines Anrufs so wenig wie möglich auf die Telekom angewiesen sind." Und das dauere eben länger als zunächst erwartet. Die Firma E-Plus beispielsweise verweist aber auch darauf, daß es noch Probleme mit dem technischen Zugang vom Telekom-Netz in das eigene Netz gebe.Zudem habe man sich mit der Telekom noch nicht über die Abrechnung geeinigt.Denn natürlich will der Branchenprimus den konkurrierenden Auskunftsdiensten nicht auf seinen Leitungen Kunden zuführen, ohne dafür an den Einnahmen beteiligt zu werden. Überhaupt ist der Kostenstreit mit der Telekom einer der Hauptgründe für die Verzögerungen bei Wettbewerb.Denn der ehemalige Monopolist besitzt als einziger ein Verzeichnis aller Telefonnummern - die Konkurrenz muß diese Datenbank also wohl oder übel mieten oder kaufen.Die Telekom aber will sich ihr Herrschaftswissen, wenn sie es denn schon hergeben muß, gut bezahlen lassen.Ein Otelo-Sprecher beziffert den geforderten Betrag auf über 300 Mill.DM.Im Bundespostministerium kursiert die Zahl 80 Mill.DM.Die Telekom wies die von Otelo genannte Zahl als viel zu hoch zurück.Tatsächlich verhandele sie mit den meisten künftigen Konkurrenten über einen direkten Zugriff auf die Datenbank und ein Entgelt entsprechend der getätigten Abrufe.Über dessen Höhe schwieg sie sich aber aus.Ob sich für die Unternehmen eine eigene Auskunft überhaupt lohnt, scheint einigen Unternehmen allerdings noch nicht klar zu sein.Die Telekom-Tochter De-Te-Medien beispielsweise hat sich vom Bundesamt für Post und Telekommunikation zwar Nummern für die Inlands- und Auslandsauskunft zuteilen lassen - ob sie aber jemals eine Auskunft einrichten wird, ist nach Angaben eines Sprechers ungewiß.

CHRISTIAN ANDRESEN (AP)

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