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Wirtschaft: Telekom bietet Kraftwerke an

Kraft-Wärme-Kopplung für zu Hause.

Berlin - 129 Millionen Mobilfunkkunden sowie 34 Millionen Festnetzanschlüsse reichen der Telekom nicht mehr. Der Bonner Konzern will von der Energiewende profitieren und bietet ab sofort kleine Heizkraftwerke für zu Hause an: Ein Motor erzeugt Strom, und über einen Wärmetauscher wird die auftretende Wärme als Heizenergie bereitgestellt. „Der Einstieg der Deutschen Telekom ins Energiegeschäft ist ein gutes Signal für die Energiewende und die dezentrale Erzeugung von Strom und Wärme mit der Technik der Kraft-Wärme-Kopplung“, freute sich am Freitag Oliver Krischer, Bundestagsabgeordneter der Grünen. Gleichzeitig kritisierte er die Regierung, da die Förderung der kleinen Kraftwerke zu gering und zu bürokratisch sei. Der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an der Stromerzeugung soll von derzeit 16 Prozent bis 2020 auf 25 Prozent steigen.

Immerhin gibt es seit Anfang April eine Förderung, weshalb die Telekom auch jetzt mit dem eigenen Angebot auf den Markt kommt. Zum Beispiel wird eine Anlage mit 19 Kilowatt elektrischer Leistung mit 3450 Euro gefördert. Der Preis der Kellerkraftwerke hängt von der Leistung ab und bewegt sich in einer Spannbreite zwischen 5000 und 50 000 Euro. Gemeinsam mit ihrem Partner Motoren AT bietet die Telekom fünf verschiedene Motoren an.

Im Zusammenhang mit den KWK-Anlagen wird gern vom „virtuellen Kraftwerk“ gesprochen: Die Energieversorger können bei Bedarf auf die kleinen Anlagen zugreifen. „So werden diese zu einer stillen Reserve für Zeiten, in denen erneuerbare Energien zu wenig Strom liefern. Viele kleine dezentrale Anlagen bilden dann eine großes, virtuelles Kraftwerk“, heißt es bei der Telekom. Und solche Kraftwerke können dann Kohle- oder Atomkraftwerke ersetzen. „Nachdem in Deutschland schon über eine Million Hausdächer zu Kraftwerken wurden, gilt es jetzt, den Heizungskeller zum Kraftwerk zu machen“, meint der Grünen-Politiker Krischer. Für die komplexe Steuerung der Anlagen und den Ausbau eines intelligenten Stromnetzes verfüge die Telekom über die nötige Technik und das Know-how.

Die großen Energiekonzerne bauen am virtuellen Kraftwerk, aber auch Volkswagen. Der Autohersteller liefert den Motor für das Energieunternehmen Lichtblick, das inzwischen 420 KWK in der Bundesrepublik installiert hat, davon 60 in Berlin. Bis zu 100 000 Anlagen will Lichtblick in den nächsten Jahren aufstellen. Vattenfall hat in Berlin derzeit rund 60 Anlagen in Betrieb, darunter einige große Blockheizkraftwerke, die ganze Häuserzeilen versorgen. Insgesamt versorgt das Unternehmen damit mehr als 100 000 Wohneinheiten. Alfons Frese

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