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Wirtschaft: Telekom-Chef bekommt 1,25 Millionen Euro

Kai-Uwe Ricke äußert sich zum ersten Mal zur Höhe seiner Bezüge – nur sieben weitere Dax-Unternehmen auch

Berlin (vis/msh). Eines möchte Telekom Chef Kai-Uwe Ricke auf jeden Fall vermeiden: dass das Thema Vorstandsgehälter auf der kommenden Hauptversammlung Mitte Mai wieder zum großen Reizthema wird. Darum sagt er jetzt, was er verdient. Sein Grundgehalt liegt bei 1,25 Millionen Euro im Jahr. Wenn es ihm gelinge, die mit dem Aufsichtsrat abgestimmten unternehmerischen Ziele vollständig zu erreichen, dann könne er sein Grundgehalt verdoppeln, sagte Ricke der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich werde beweisen, dass ich mein Geld wert bin.“ Eine generelle Abkehr von der bisherigen Geheimniskrämerei um die Höhe der Vorstandsbezüge ist das allerdings noch nicht. Ob auch veröffentlicht wird, was die anderen Telekom-Vorstände verdienen, darüber wird noch diskutiert.

Bisher sind es nur sieben der 30 größten deutschen Aktiengesellschaften, die detailliert die individuellen Bezüge ihrer Vorstandsmitglieder veröffentlichen: Altana, Bayer, Deutsche Bank, Deutsche Börse, SAP, Schering und Thyssen Krupp. Der im vergangenen Jahr vorgelegte Corporate Governance Kodex (siehe Lexikon, Seite 18), der Richtlinien zur Unternehmensführung umfasst, schreibt vor, dass die Unternehmen bei der Angabe der Vorstandsbezüge aufschlüsseln müssen, wie hoch die fixen und variablen Bestandteile der Gehälter sind. Empfohlen wird auch die Individualisierung der Vorstandsgehälter. Eine Muss- Vorschrift ist das also nicht.

Doch die Manager zieren sich. „Sie behaupten immer, die Neid-Debatten in unserem Land ließen dies nicht zu“, sagt Reinhild Keitel, Sprecherin der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). „Jeder im Land weiß, was der Bundeskanzler verdient. Es ist nicht einzusehen, warum wir das nicht auch von den Vorständen wissen sollten. Sie sind schließlich die Angestellten der Aktionäre.“ In Großbritannien und den USA sei es üblich, die Zahlen zu veröffentlichen. Sie finde es begrüßenswert, dass Ricke nun auch sagt, was er verdient. Die Höhe des Gehalts „ist nicht überzogen“, sagt Keitel. Vorstände der Dax-30-Unternehmen bekommen nach einer Kienbaum-Untersuchung im Schnitt 1,6 Millionen Euro. Ricke bekomme damit wesentlich weniger als sein Vorgänger Ron Sommer verdient habe, sagt Keitel, auch wenn sie nicht wisse, wie viel das genau gewesen sei.

Sicher ist nur, dass Sommer nach seiner Ablösung im vergangenen Jahr 11,6 Millionen Euro erhalten hat. Das seien die Beträge gewesen, die ihm für die Restlaufzeit seines Vertrages bis Mai 2005 rechtlich zustünden, teilte die Telekom damals mit. Sommer war nicht zuletzt über die Debatte um die Vorstandsgehälter gestürzt. Während die Aktionäre seit dem Höchststand der T-Aktie einen Wertverlust von 90 Prozent hinnehmen mussten, hatte sich der Vorstand eine Erhöhung der Bezüge um 90 Prozent genehmigt. Auf keinen Fall werde es unter seiner Führung ähnlich gewaltige Gehaltssprünge wie im Jahr 2001 geben, sagt Ricke darum jetzt.

Für das Jahr 2001 zahlte die Telekom 17, 4 Millionen Euro an die Vorstände aus – inklusive der Zahlungen an ausgeschiedene Vorstandsmitglieder. 2002 lag der Betrag bei 14,5 Millionen Euro für die laufenden Bezüge plus 26,4 Millionen Euro, um die Verpflichtungen gegenüber den ausgeschiedenen Vorständen Sommer, Interimschef Helmut Sihler, Gerd Tenzer, Max Hirschberger und Jeffrey Hedberg abzudecken.

Ob nun auch die anderen Telekom-Vorstandsmitglieder ihre Bezüge offen legen, darüber werde noch diskutiert, heißt es bei der Telekom. Offenbar hatte man gehofft, wenn der Chef sagt, was er verdient, sei die Diskussion vom Tisch. Jedenfalls beziehen die Vorstände für die vier Säulen T-Online, T-Mobile, T-Systems und T-Com, die zugleich Vorstandschefs der entsprechenden Konzerntöchter sind, in ihrer Doppelfunktion kein doppeltes Gehalt, versichert die Telekom.

Die Argumente der Unternehmen, die die Veröffentlichung der individuellen Bezüge ablehnen, klingen immer gleich. Man befürchte eine Nivellierung der Gehälter, heißt es bei der Allianz. Andere argumentieren meist, dass die Unternehmensführung eine Gesamtleistung des Vorstands sei, eine individuelle Auflistung daher nicht angebracht sei. Ein Sprecher von BASF drückt es so aus: „Das ist wie beim Auto, den Anleger interessiert, was der ganze Motor und nicht was jeder einzelne Kolben verbraucht.“ Bei Infineon verweist man darauf, dass die Manager in die Haftung genommen werden, wenn sie schwere Fehler machen. So gebe es bei der Directors&Officers-Versicherung, die Firmen gegen Schäden durch Fehlverhalten ihrer Manager abschließen, für die Vorstandsmitglieder einen Selbstbehalt von 25 Prozent.

Der Software-Konzern SAP hat, wie auch jetzt die Telekom eingelenkt und die Vorstandsgehälter individuell veröffentlicht. Aber nicht aus Überzeugung. Wir wollten den „wirklich unsinnigen Spekulationen“ der Medien den Boden entziehen, sagte SAP-Finanzvorstand Werner Brandt.

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