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Neuer Ärger. Bislang galt René Obermann als Deutschlands Vorzeige-Manager. Jetzt holen den Telekom-Chef Unregelmäßigkeiten ein, die es bereits 2005 gegeben haben soll.

© dpa

Telekom-Chef: René Obermann: Unter Verdacht

Im Visier der Staatsanwaltschaft: Gegen Telekom-Chef René Obermann wird wegen Bestechungsvorwürfen ermittelt.

Berlin - Er ist es gewohnt, sich in harten Zeiten durchzubeißen. Doch nun steht René Obermann zum ersten Mal persönlich im Visier der Staatsanwaltschaft. Die Bonner Behörde führt ein Ermittlungsverfahren gegen den Telekom-Chef – wegen des Anfangsverdachts der Korruption. Dabei war Obermann angetreten, den Konzern wieder sauber zu machen. Die vermuteten Bestechungshandlungen sollen bereits 2005 stattgefunden haben. Damals war Obermann noch nicht Telekom- Chef, sondern leitete die internationale Mobilfunksparte des Konzerns. „Der Vorstandsvorsitzende weist die gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe als falsch zurück“, teilte die Telekom mit. Neben Obermann werde gegen sieben weitere Verdächtige ermittelt.

Bereits am 31. August hatten die Bonner Staatsanwälte im Rahmen des Ermittlungsverfahrens Räume in der Konzernzentrale und die Privatwohnung Obermanns durchsucht. Diese Unterlagen würden nun ausgewertet, sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel in Bonn. Wobei es bei der Telekom heißt, aus der Wohnung Obermanns sei kein einziges Blatt Papier mitgenommen worden.

In einer Telefonkonferenz am Mittwoch erklärte Telekom-Vorstand Manfred Balz, das Vorgehen der Ermittler sei nicht nachvollziehbar und unverständlich. Balz ist im Oktober 2008 im Rahmen der Telekom-Spitzelaffäre zum obersten Datenschützers des Konzerns bestellt worden. Der Posten wurde erst auf Initiative von Obermann hin neu geschaffen. Die Bonner Ermittler werfen jetzt der ungarischen Telekom-Tochter Magyar vor, 2005 Schmiergelder in Millionenhöhe in Montenegro und Mazedonien gezahlt zu haben, um sich gegen unliebsamen Wettbewerb abzuschotten. In diesen beiden Ländern hat Magyar Telekom eigene Töchter. Obermann würde sich aber niemals ins Tagesgeschäft von Töchter- oder Enkelfirmen der Telekom einmischen, meinte Balz am Mittwoch.

Allerdings ist der Bestechungsvorwurf selbst bei der Telekom bereits bekannt – nur richtete er sich bisher nicht gegen Obermann. Wie Balz sagte, gehe es um gut 30 Millionen Euro, die für 27 Verträge gezahlt wurden, denen angeblich keine entsprechende Gegenleistung gegenüberstand. Um die Vorgänge zu untersuchen, hatte die ungarische Magyar Telekom die Anwaltskanzlei White & Case beauftragt, die in ihrem Abschlussbericht von Dezember 2009 jedoch keine strafrechtlich relevanten Beweise fand. Dieser Bericht ging der US-Börsenaufsicht SEC zu, die bereits seit vier Jahren in der Sache ermittelt. Anfang diesen Jahres richtete die als unnachgiebig bekannte SEC dann ein Rechtshilfeersuchen an die Bonner Staatsanwaltschaft, die in der Folge nun selbst Ermittlungen aufgenommen hat.

Die Telekom habe die Ermittlungen der US-Behörden zu jeder Zeit vollumfänglich unterstützt, teilte das Unternehmen mit. Obermann selbst habe noch Ende 2009 als Zeuge im Rahmen des US- Verfahrens an der Aufklärung mitgewirkt. In keinem Stadium sei dabei gegen den Vorstandsvorsitzenden ein persönlicher Vorwurf erhoben worden.

Das sehen die Bonner Ermittler nach Angaben der Telekom anders: Obermann soll in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Makedonski Telekom die Zustimmung zu einer Dividendenzahlungen davon abhängig gemacht haben, dass eine geplante Öffnung des mazedonischen Telekommunikationsmarktes für andere Wettbewerber unterbleibt. Das soll dann womöglich Bestechungszahlungen ausgelöst haben. Die Telekom hält diese Vorwürfe für konstruiert.

Jedenfalls bringen sie René Obermann erneut in die Schlagzeilen. Die handelten zuletzt weniger von Datenskandalen, Spitzelaffäre, Streiks und schlechtem Service wie in früheren Jahren, sondern vielmehr vom privaten Glück. Seit Mitte August ist der 47-Jährige Vater zweier Töchter in zweiter Ehe mit der Fernsehmoderatorin Maybrit Illner verheiratet. Da sie am Montag im „Heute- Journal“ über die Durchsuchung der eigenen Wohnung hätte berichten müssen, sagte Illner die Moderation kurzerhand ab. Auch Obermann bleibt im Hintergrund. Bisher haben ihn die Skandale, durch die die Telekom seit seinem Amtsantritt im November 2006 ging, relativ unbeschadet gelassen. Er übernahm die Rolle des Saubermanns, des rückhaltlosen Aufklärers. Er musste sich jedoch vorhalten lassen, nicht sofort an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, als die ersten Vorwürfe in der Spitzelaffäre laut wurden. Die Ermittlungen der Bonner Staatsanwälte sind inzwischen abgeschlossen, die frühere Konzernspitze wurde nicht belangt. Nun schauen sie auf Obermann.

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